Zukunft ungewiss

Corona-Sperre: Latente Angst der Kleinveranstalter

Musik
12.03.2020 06:00

Für die Veranstaltungsbranche ist der Corona-Notfallplan der Bundesregierung teilweise fatal. Derzeit sind sämtlich Events Indoor auf 100 und Outdoor auf 500 Zuseher limitiert, der Großteil der Veranstaltungen in ganz Österreich wurde vorerst bis 3. April gestrichen. Offen ist, ob der Erlass aufgrund der aktuellen Situation verlängert wird. Doch nicht nur für die „Big Player“ beginnt das große Zittern, auch die kleineren Veranstalter und Venue-Betreiber stehen teilweise vor den Trümmern ihrer Existenz. Wir haben uns mit WUK-Musikchef Hannes Cistota, Viper-Room-Betreiber Martin Borovnik und den beiden Konzertveranstaltern Roman Hödl (District 19) und Moritz Wagner (Ton-Music) über die prekäre Lage unterhalten.

(Bild: kmm)

„Krone“: Die Regierung hat einen Notfallplan erstellt und drastische Maßnahmen im Kulturbereich eingeführt. Outdoor-Veranstaltungen werden auf 500 Gäste limitiert, Indoor auf 100. Das vorerst einmal bis 3. April. Wie seht ihr persönlich die Entscheidung der Regierung?
Hannes Cistota (WUK): Die Entscheidung der Regierung ist zu akzeptieren. Es ist verständlich, dass Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Ausbreitung der neuartigen Erkrankung COVID-19 so gut es geht einzudämmen. Leider trifft das jetzt das kulturelle Leben besonders stark, weil das vergleichsweise einfach umzusetzen ist.
Moritz Wagner (Ton-Music):
Da man nicht absehen kann wie bedrohlich das Virus tatsächlich ist, bin ich nicht unbedingt gegen diese Maßnahme und kann diese nachvollziehen. Auch wenn es für manche übertrieben wirkt, better safe than sorry …
Roman Hödl (District 19): Also ich finde sie schon etwas übertrieben, zudem inkonsequent. In Wien sind zB die öffentlichen Verkehrsmittel in der Früh überfüllt wie immer, aber am Abend sollten dann die Leute nicht mehr zu einem Club-Konzert gehen dürfen, wo vielleicht 200 oder 300 Besucher kommen. 
Martin Borovnik (Viper Room): In meinen Augen sind die Maßnahmen vollkommen unüberlegt. Das öffentliche Leben wird weitergehen, die Leute gehen in die Arbeit, nutzen die Öffis, der Kontakt zu anderen Menschen wird so nicht unterbrochen. Es gibt nach wie vor Reiseverbindungen, die Flughäfen und Bahnhöfe sind immer noch offen, in kaum einem Land gibt es diese Regelungen und damit sind diese Maßnahmen nichts weiter als ein peinlicher Versuch, die Leute zu beruhigen. Das Virus wird sich weiterverbreiten und das beinahe unbehindert. Und jetzt auch noch zu sagen, es gibt keine Entschädigung wegen höherer Gewalt, ich bin gespannt, ob das durchgeht. Und ich bin gespannt, wie die Auswirkungen auf die Welt sind, wenn man jetzt wegen ein paar Toten - und hier ist der Vergleich mit der Grippe durchaus angebracht - die Wirtschaft und das öffentliche Leben abschießt. Ich persönlich finde die Hysterie und Panikmache - auch seitens der Medien mit ihren Totenlivetickern - vollkommen überzogen. Sollen sie doch einen Liveticker machen mit dem Grippevirus, die Hysterie wäre exakt die Gleiche. Und trotz tausender Toter allein in Österreich und Deutschland - wie viele lassen sich, trotz der gleichen Gefahr, gegen Grippe impfen?

Welche Auswirkungen hat der Erlass der Regierung auf euch als Veranstalter eurer Konzerte? 
Cistota: Wir spüren die Auswirkungen massiv. Bei uns glühen derzeit die Leitungen, weil wir mit allen Betroffenen auf der Suche nach Lösungen sind. Bands, Veranstalter, unser Personal und unser Publikum wollen wissen, auf welchen Kosten sie sitzenbleiben, was mit ihren gekauften Tickets passiert und wie wir schnellstmöglich Ersatztermine finden. Wenn der Veranstaltungsbetrieb stillsteht, zieht das einen Rattenschwanz an finanziellen Konsequenzen mit sich. Absolut sehenswerte Bands und Künstler können nicht vor einem Publikum spielen, das sich teilweise schon monatelang darauf gefreut hat; das ist auch eine emotionale Situation.
Wagner:
Das ist Gegenstand aktueller Gespräche und noch nicht zur Gänze absehbar. Ganz ohne Verschiebungen und Absagen wird es aber nicht gehen.
Hödl: Es entsteht sowohl kurzfristig als langfristig ein sehr hoher Schaden, denn auf manche Kosten wie zB Werbung und in manchen Fällen auch Reise- und Transportkosten und eventuell bereits geleistete Gagenzahlungen bleiben wir jetzt vielleicht sitzen. 
Borovnik: Da die meisten Shows und Partys mit mehr als 100 Leuten besucht sind und die Hysterie vermutlich in ganz Europa um sich greifen wird, rechne ich damit, dass in den nächsten Monaten praktisch alle Konzerte abgesagt werden. Ich bin sicher, dass die Maßnahmen weit über Ende März weitergehen werden, was dann das Ende der Eventbranche sein wird und nicht nur von der.

Welche Veranstaltungen sind bei euch betroffen und wie schwer wird der Verlust für euch sein?
Cistota: Wie hoch der Verlust sein wird kann ich noch nicht sagen, da die Kosten der entstandenen Ausgaben noch erhoben wird, wie etwa Werbung und Technik. Zunächst sind alle Konzerte bis Ende März betroffen, das sind konkret Kakkmaddafakka, Lou Asril und Josh. Wie es im April weitergeht, wird die Zeit zeigen.
Wagner:
Im März sind „nur“ drei Konzerte betroffen. Den finanziellen Verlust kann ich nicht beziffern, da gegebenenfalls Konzerte verschoben werden können und dadurch idealerweise keine, oder nur geringe Folgekosten entstehen.
Hödl: Ich habe jetzt in einer Woche gleich sieben Konzerte in Italien, der Schweiz und Indonesien verloren. Zudem muss eine komplette 18-tägige Europatour, die nächste Woche anfangen sollte, verschoben, sprich neu gebucht werden, ohne dafür bezahlt zu bekommen.
Borovnik: Die Verluste werden für so gut wie alle Locations riesig sein, wer nicht gefördert wird, wird ums Überleben kämpfen.

Was bedeutet die aktuelle Veranstaltungslage in Österreich für einen „Kleinveranstalter“ wie euch?
Cistota: Wir haben im WUK 2020 fast keine Freitermine mehr und sind sehr gut ausgelastet. Das erschwert jetzt natürlich die Suche nach Ersatzterminen für ausgefallene Shows.
Wagner:
Man muss sich mit der Situation abfinden, ob man nun will oder nicht. Ich halte wenig davon, sich über beschlossene Dinge aufzuregen. Deal with it - ändern können wir es ohnehin nicht. 
Hödl: Das sehe ich auch so, es gibt viel zu tun, fad wird dir in dem Business nie.
Borovnik: Das Hauptproblem ist, dass sich der Club mit 100 Personen (inkl. Personal und Touringpartys) nicht finanzieren kann.

Wie viele Gigs müssen abgesagt werden und wie sieht es mit diesen Gigs hinkünftig aus? Kann man sie nachholen?
Wagner: Das ist Gegenstand der aktuellen Gespräche mit diversen Agenturen. Manche Konzerte werden wohl abgesagt werden müssen, andere nur verschoben.
Hödl: Neu einplanen ist immer besser als ganz absagen. Wobei dann halt wichtig ist, dass Band und Club im neuen Zeitfenster auch verfügbar sind.
Borovnik: Genau sagen kann ich es noch nicht, da wir alle gerade überrollt werden. Ich habe allein im März noch 14 Shows, ob die in irgendeiner Art und Weise durchgeführt werden können, steht in den Sternen. Die wenigsten davon lassen sich mit weniger als 100 Leuten finanzieren.

Das WUK hat auch viele selbstgebuchte Veranstaltungen - inwiefern kann man da Verluste oder Kosten beziffern?
Cistota: Dies hängt von der Länge der Sperre ab und wie schnell wir das alles wieder aufholen können, indem wir die Shows in den Herbst verlegen.

Gibt es für eure Veranstaltungen eine Ausfallsversicherung bzw. wie könnt ihr versuchen, den Schaden so gering wie möglich zu halten?
Cistota: Indem wir schnell reagieren und Vorverkäufe stoppen, Personal heimschicken und vor allem schnell Ersatztermine finden, können wir den finanziellen Verlust ein wenig geringer halten. Für solch einen Fall haben wir keine Ausfallsversicherung.
Wagner:
Eine Verschiebung erspart natürlich Rückerstattungskosten der bereits verkauften Eintrittskarten und auch die Werbekosten laufen nicht völlig ins Leere. Eine Versicherung haben wir für die Clubshows aber nicht.
Hödl: Versicherungen gibt es vielleicht, sind aber für kleine Unternehmer oft viel zu teuer, und warum sollte man für etwas zahlen, was vielleicht gar nicht passiert? Meiner Meinung nach kann besser gespart werden, damit man in Fällen wie diesen nicht gleich umkippt.
Borovnik: Ich habe mich noch im Februar bezüglich Versicherungen erkundigt und keine gefunden, die solche Absagen übernehmen.

Was würde euch in eurer Profession passieren, wenn der Notfallplan verlängert wird und sich über mehrere Monate hinwegzieht?
Cistota: Wir hoffen, dass der Notfallplan nicht verlängert werden muss. Das WUK kann sich im Ernstfall einige Zeit ohne Konzert- und Veranstaltungsprogramm über Wasser halten. Es wäre natürlich besonders bitter, wenn das FM4 EM-Quartier im Juni und Juli nicht stattfinden könnte, das immer viele Gäste ins WUK bringt. Sollte sich die Situation über mehrere Monate ziehen, sind im schlimmsten Fall Personalstellen und das Weiterbestehen des WUK selbst gefährdet.
Wagner:
Sollte erst wieder im Herbst/Winter gespielt werden können, muss eine neue Finanzierungsoption erschlossen werden, um das wirtschaftliche Überleben bis dahin zu sichern. Diese Option kenne ich aber zur Stunde nicht.
Hödl: Darüber mache ich mir keine großen Gedanken. Denn es gibt Arbeit genug, sowohl im Band-Management als auch im normalen Berufsleben. Wir sind inzwischen ja erfahrene Logistiker, Berater und Psychologen.
Borovnik: Ich gehe davon aus, dass, wenn das so weitergeht, viele Clubs schließen werden, ob sie danach wieder öffnen, werden wir sehen. Ich persönlich hänge mit meinem kompletten Leben als Lokalbesitzer in der Selbstständigkeit, mir wird jetzt die Lebensgrundlage entzogen, darum ist es für mich aus heutiger Sicht nicht absehbar, wie es mit mir weitergeht. Ob ich wieder einen Job als Programmierer finde, wenn die Maßnahmen bald die gesamte Wirtschaft ergreifen, ist mehr als fraglich.

Am 16. Mai ist das Vienna Metal Meeting geplant, euer heimisches Flaggschiff mit prognostizierten 3000 Besuchern am Open-Air-Gelände der Arena. Welche Auswirkungen hätte eine eventuelle Absage auf euch als Veranstalter, die Organisation, die Bands? Kann man das auch finanziell beziffern?
Wagner: In erster Linie wird versucht werden Lösungen zu treffen, die keinen Schaden zurücklassen. Konkret ginge es im Notfall um eine Verschiebung des Festivals. Sollte dies unmöglich sein und tatsächlich abgesagt werden müssen, bleiben bereits bezahlte Rechnungen v.a. für Werbung und dergleichen, liegen. Bands müssen teilweise entschädigt werden. Da geht es um Zehntausende Euro.
Hödl: Wir sagen nichts ab und verschieben höchstens, aber nur wenn es wirklich nicht anders geht.

Gibt es von irgendwo Unterstützungen, die ihr euch erwarten könnt? Könnt ihr euch diesbezüglich aktiv an jemanden wenden?
Cistota: Im WUK sind insgesamt 250 Mitarbeiter beschäftigt, die meisten davon allerdings in Bildungs- und Beratungsprojekten. In vielen Bereichen kann vorerst ohne Einschränkungen weitergearbeitet werden. Was den Veranstaltungsbetrieb betrifft, hoffen wir selbstverständlich auf Unterstützung seitens der offiziellen Stellen und Interessensvertretungen.
Wagner:
Es gab noch keine Zeit daran zu denken. Rechnen würde ich damit nicht.
Hödl: Ich bin Atheist und glaube nur an mich selbst.
Borovnik: Ich fürchte mit der Unterstützung wird es schwierig. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass der Staat sich eine Entschädigung für alle Lokale und Veranstalter leisten kann. Wie praktisch immer, sind selbstständige Kleinunternehmen auf sich gestellt, die Großen erhalten eh jedes Jahr Hunderttausende Euro an Förderungen.

Inwiefern trifft es euch persönlich anders oder schlimmer als Großveranstalter?
Cistota: Ich glaube, es trifft alle gleich stark. Das Veranstalten von Events ist unser Beruf, den wir nun eine Weile nicht mehr uneingeschränkt ausüben können. Das kulturelle Angebot der Stadt, das wir als Konzertveranstalter mitgestalten, wird ganz sicher unter der Maßnahme leiden. Wir durchtauchen jetzt mit Würde die Situation und hoffen, dass es nicht lange anhält.
Wagner:
Großveranstalter haben sicherlich finanziell einen längeren Atem, eine existenzbedrohende Situation sehe ich persönlich derzeit aber nicht, vorausgesetzt die neuen Auflagen können in absehbarer wieder gelockert werden bzw. der Regelzustand hergestellt werden.
Hödl: Bei solchen Maßnahmen trifft es jeden, der aktiv im Musikgeschäft tätig ist. Als erstes natürlich die Veranstalter, Clubbesitzer und deren Personal, die Bands und deren Crew. Es werden später aber auch viele andere betroffen sein. Man denke hier an die Getränkefirmen, Security-Firmen, Backline-Firmen, die Musikmagazine und Zeitungen, in denen Anzeigen ausbleiben oder auch die Plattenfirmen, die viel weniger Einheiten verkaufen, wenn eine Band nicht auf Tour geht. Und um auf die Frage zurück zu kommen: Diejenigen, die viel in gewisse Events investiert haben und Firmen, die viel Personal haben, wird es härter treffen.
Borovnik: Wie schon oben geschrieben, erhalten große Institutionen ausreichend Förderungen, als kleiner Veranstalter wurde ich bisher immer noch abgewiesen und das trotz ca. 100 Shows, die ich im Jahr selbst veranstalte. Ich bin aber auch überzeugt, dass es viele Großveranstalter ebenso treffen wird.

Was bedeutet die momentane Lage eurer Meinung nach allgemein für die Konzertbranche?
Wagner: Aktuell werden ungeheure Summen verbrannt. Sei es durch Tourneeabsagen, Absagen von Einzelshows, geleistete Werbung usw. Die kosten am Ende des Tages immer Geld. Ob sie nun stattfinden oder nicht. 
Hödl: Ja, derzeit ist die Lage leider desaströs. Da kann man wirklich nur hoffen, dass diese drakonischen Maßnahmen auch wirklich helfen.
Borovnik: Aus jetziger Sicht denke ich, dass die Konzertbranche mal für Monate gekillt wird, wenn es bei diesen Maßnahmen bleibt.

Wie viele Veranstaltungen im Jahr habt ihr insgesamt und gibt es von eurer Seite aus Möglichkeiten oder Mechanismen, den Schaden in Ausfallsfällen möglichst gering zu halten?
Cistota: Im Schnitt veranstalten wir pro Jahr mehr als 100 Shows und natürlich je schneller diese Krise und Sperre vorüber ist, desto geringer können wir den Schaden halten.
Wagner:
Pro Jahr machen wir etwa 50 Veranstaltungen. Die Mechanismen sind einerseits Verträge und andererseits, aber ungleich wichtiger, gute Beziehungen zu Geschäftspartnern. Wir haben alle dieselbe Suppe auszulöffeln und sind gut daran beraten, an einem Strang zu ziehen.
Hödl: Nebst den eigenen Veranstaltungen, wo wir uns die Arbeit und das Risiko teilen, arbeite ich auch als Touragent und habe eine Künstleragentur. Mit letzterer werden Konzerte vermittelt und man bekommt eine gewisse Kommission pro Konzert. Hiermit wird man alles andere als reich, trägt aber weniger oder in manchen Fällen auch gar kein Risiko. Wenn 80 Prozent der Arbeit über die Künstleragentur läuft, dann ist dieses Einkommen so gut wie gesichert. Außer es flattert so ein Fledermaussuppen-Virus aus Fernost vorbei oder ein Kunde zahlt nicht. Dann hat man im schlechtesten Fall halt für nichts gearbeitet. Bei Eigenveranstaltungen, wo das volle Risiko getragen wird, sieht es natürlich anders aus. Da gibt es viel höhere Risiken als nur den Einsatz.
Borovnik: Wir haben 200 Veranstaltungen im Jahr, einen Teil davon können wir eventuell mit begrenzter Besucherzahl weiterführen, aber das wird wohl nicht reichen, fürchte ich.

Gäbe es die Möglichkeit, diverse Veranstaltungen zweimal am Tag auszutragen und jeweils auf 100 Personen pro Gig zu limitieren? Könnte man das bei kleineren Events so durchsetzen? 
Cistota: Nein, diese Möglichkeit gibt es im WUK nicht. Ins WUK passen bei Stehkonzerten über 500 Personen.Selbst die kleinere Halle hat einen Fassungsraum über 250 und ich möchte mich momentan nicht an Zuschauerrechnungsspielen beteiligen.
Wagner:
Ja, an solchen Lösungen kann im kleinen Rahmen durchaus gearbeitet werden.
Hödl: Wenn die Bands und deren Managements dies ohne viel Aufpreis machen wollen und zeitlich auch schaffen, dann kann sowas angedacht werden. Nur entstehen dann auch wieder mehr Arbeitsstunden für das Personal und das rechnet sich bei so wenig Karten überhaupt nicht. Es gibt ja auch hohe Produktionskosten, AKM-Abgaben usw - die Liste der Kosten ist lang. Das Ganze auf 100 zu begrenzen macht keinen Sinn, denn die ersten 50 bis 100 Karten werden oft alleine schon gebraucht, um die Hauskosten des Clubs zu zahlen.
Borovnik: Diese Möglichkeit überlegen wir gerade und besprechen sie mit den Bands. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass sich 100 nicht auf die Besucherzahl beschränkt, sondern inkl. Personal und Bands ist. Wenn vier Bands an einem Tag spielen, ist man da schon inkl. Personal auf mehr als 30 Leute. Das wird also nur schwer realisierbar sein.

Welche kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen wird der Notfallplan für euch haben? Lässt sich schon mittelfristig abschätzen, wie es weitergeht?
Wagner: Kurzfristig greift wohl das Krisenmanagement unter dem Motto: Retten was zu retten ist. Wie es mittelfristig weitergeht, hat die Bundesregierung zu entscheiden. Da ich aber Optimist bin, denke ich, dass in naher Zukunft alles seinen gewohnten Gang gehen wird.
Hödl: Es geht immer irgendwie weiter. Ich arbeite weltweit und auch wenn dies jetzt ein globales Problem ist: Die Leute werden sich über kurz oder lang schon wieder zusammenfinden. In der Entertainment-Industrie gibt es genug Jobs und wenn nicht kann man ja auch noch anderen Interessen nachgehen.
Borovnik: Derzeit lässt sich das noch gar nicht abschätzen, da 100 Leute für einen mittelgroßen Club zu wenig sind. Wir werden mit komplett reduziertem Personal weiterarbeiten. Aber im Moment ist es schwierig, hierfür eine Antwort zu finden. Es wird auch davon abhängen, ob der Staat die Veranstalter und Clubs ausreichend unterstützt.

Was sind nun die nächsten, unmittelbaren Schritte für euch? Was werdet ihr nun aktiv unternehmen? 
Cistota: Wir haben alle Konzerte im März abgesagt oder verschoben und verschaffen uns einen Überblick über die finanziellen Auswirkungen. Was ab April kommt, werden wir sehen.
Wagner:
Mit allen Beteiligten Lösungen erarbeiten, die für jeden gangbar sind. Die Konzertbesucher so gut als möglich informieren, wie es mit den Veranstaltungen weitergeht, wo Tickets zurückgegeben werden können etc. Hier wurde über die Social-Media-Kanäle schon sehr viel Verständnis gezeigt.
Hödl: Nicht bewegen wenn du rasiert wirst, lautet die Devise. Zudem halt alle Ausgaben nochmal überdenken. Was natürlich sehr schlecht für die Wirtschaft ist, denn das Geld der Konzertbesucher ist erstmal weg und die Leute werden durch die vielen Absagen auch verunsichert, was sich wiederum negativ auf den Vorverkauf kommender Konzerte und Festivals auswirken wird. Zudem erwarte ich auch, dass es weniger Konzerttouristen geben wird, denn diese zahlungskräftige Zielgruppe zwischen 30 und 60 wird oft unterschätzt. Wenn wir was organisieren, profitieren ja auch Fluggesellschaften, die Taxler, die Hotellerie und das Gastgewerbe. Denn vor allem in Wien wird ein Konzert gerne mal mit Sightseeing kombiniert.
Borovnik: Im Moment wird Personal reduziert werden. Wir versuchen die Veranstaltungen irgendwie durchzubringen.

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