Wieder im Kosovo

Abschiedskuss für Arigona Zogaj am Flughafen Salzburg

Oberösterreich
16.07.2010 08:31
Nach dem Versteckspiel in den vergangenen Tagen ist am Donnerstagabend die Ausreise der kosovarischen Familie Zogaj aus Österreich erfolgt. Die 18-jährige Arigona, das wohl bekannteste Flüchtlingsmädchen des Landes, ihre Mutter und ihre beiden kleinen Geschwister flogen zunächst von Salzburg nach Wien, von wo es weiter in den Kosovo ging. Vor dem Abflug in Salzburg gab es von Arigonas Freund, der mit zum Flughafen gekommen war, noch einen Abschiedskuss.

Der Freund und seine Eltern waren wie Mitarbeiter der Volkshilfe, die Arigona und ihre Familie betreute, zum Flughafen gekommen, um Arigona - fürs Erste - "Auf Wiedersehen" zu sagen. Ansonsten wurde die Familie in Salzburg streng abgeschirmt. Zuvor hatten sich Freunde nach Informationen der "Krone" bereits auf einer Autobahnraststätte verabschiedet. Dann lief die "Geheimaktion", die letztlich doch keine war, um den Arigona-Abflug an.

Vor dem Abflug in Salzburg waren die übrigen Passagiere zuerst ins Flugzeug eingestiegen. Dann kam für sie die Mitteilung: "Wir warten noch auf einige Passagiere." Es handelte sich um die Familie Zogaj. Sie hatten Plätze ganz vorne in der Maschine und damit so gut wie keinen Kontakt mit den anderen Fluggästen. Die AUA verhängte ein Fotografierverbot im Flugzeug, das schließlich mit etwas Verspätung in Richtung Wien abhob. 

Erschöpfung
Die Familie sei von den Strapazen der Reise und der damit verbundenen Aufregung ziemlich "geschlaucht", hieß es am Freitag seitens der Volkshilfe. Das Medieninteresse ist nach wie vor groß. Am Flughafen in Pristina sind die Zogajs in einen Sondergastraum geleitet worden, um abgeschirmt von der Öffentlichkeit die Einreiseformalitäten zu erledigen. Anschließend konnten sie das Gebäude durch einen Nebeneingang verlassen. Dennoch wurde der Kleinbus, der sie zu ihrem neuen Quartier bringen sollte, von einem unbekannten Fahrzeug verfolgt. Es konnte aber abgehängt werden.

In den kommenden Tagen soll sich die Familie zunächst einmal erholen und mit der neuen Situation zurechtfinden. Arigona hoffte, "dass mich meine Freunde in Österreich nicht vergessen."

Schon im Herbst wieder in Österreich?
Nach fast neun Jahren nimmt die Flüchtlingssaga rund um die kosovarische Familie in Österreich damit nun ein Ende. Vorläufig. Denn Arigona will mit ihrer Mutter und den beiden kleinen Geschwistern noch im Herbst wieder in Österreich einreisen. Diesmal allerdings ganz legal: per Schülervisum bzw. als Saisoniersarbeitskraft.

Die Familie hat nach einem jahrelangen Ausschöpfen des Rechtsweges kein Bleiberecht in Österreich erhalten und musste deshalb in den Kosovo zurückkehren. Weil sie sich gegen eine Abschiebung und für die freiwillige Ausreise entschieden, bleiben die Chancen intakt, mit Visa nach Österreich zurückzukehren.

Präsident der Volkshilfe äußert Bedauern
Der Präsident der Volkshilfe Österreich, Josef Weidenholzer, stellte in einer Pressemitteilung am Donnerstagabend fest: "Wir bedauern, dass eine menschliche Lösung nicht möglich war und dass eine bestens integrierte Familie unser Land verlassen musste." Die Familie Zogaj war drei Jahre in der Betreuung der Volkshilfe. "Wir haben uns um die Zogajs gekümmert, so wie wir uns um alle Menschen kümmern, die bei der Volkshilfe Hilfe oder Schutz suchen, egal ob es sich um Menschen aus dem Inland oder aus dem Ausland handelt", sagt Weidenholzer.

Ungewissheit über Zukunftsperspektiven
Laut Christian Schörkhuber von der Volkshilfe sei die Familie bereits Tage zuvor nicht nur aufgeregt gewesen, weil sie zum ersten Mal fliege, sondern auch wegen der Ungewissheit, wie sie im Kosovo aufgenommen werde, und über die Zukunftsperspektiven, unter anderem ob eine legale Rückkehr nach Österreich mit Visa möglich sein werde.

Bei entsprechend schneller Bearbeitung könnte die 18-jährige Arigona bereits Anfang Oktober wieder vom Kosovo nach Oberösterreich reisen. Von ihrer Schule bekam Arigona eine Bestätigung, dass sie wieder aufgenommen wird, falls sie mit einem Schülervisum zurückkehrt.

Kaum Reaktionen
Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) wollte keine Stellungnahme abgeben. Freiwillige Ausreisen würden auch in anderen Fällen nicht kommentiert, betonte ein Sprecher der Ministerin. Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) sieht den Grundsatz "gleiches Recht für alle" erfüllt. Die Freiheitlichen zeigten sich in Aussendungen erfreut über den Abschluss der "unendlichen Geschichte". Ansonsten blieb der Abflug der Familie am Vorabend freitags von der Politik weitgehend unkommentiert.

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