"Das ist die schnellste genetische Veränderung, die je bei Menschen beobachtet wurde", sagt Studienleiter Rasmus Nielsen von der Universität von Kalifornien in Berkeley. "Während dieser Anpassung mussten viele Menschen sterben, bloß weil sie die falsche Version eines Gens trugen."
30 auffällige Genmutationen
Die Forscher analysierten das Erbgut von 50 Tibetern, die seit mindestens drei Generationen in mehr als 4.000 Metern Höhe lebten. Das Genom verglichen sie dann mit dem von 40 Han-Chinesen aus Peking und dem von 100 Dänen. Im Vergleich zu den Chinesen trugen die Hochland-Bewohner 30 auffällige Genmutationen. Fast die Hälfte davon betraf den Sauerstoff-Stoffwechsel. Offenbar ermöglichten diese Veränderungen den Tibetern das Überleben in einer Höhe, deren Sauerstoff-Konzentration um 40 Prozent niedriger liegt als auf Meeresniveau.
Weniger Hämoglobin im Blut
Auffällig ist, dass das Blut der Hochland-Bewohner im Vergleich zu dem der Chinesen weit weniger Hämoglobin enthält. Dieses Protein transportiert und verteilt Sauerstoff im Körper. Trotz der geringen Hämoglobin-Werte haben auffällig viele Tibeter normale Sauerstoffkonzentrationen im Blut. Das vermeintliche Paradox erklären die Forscher im Magazin "Science" mit dem Gen EPAS1: Diese Erbanlage fand die Studie bei nur neun Prozent der Chinesen, aber bei 87 Prozent der Tibeter. Das Gen reguliert offenbar die Bildung roter Blutkörperchen und sorgt dafür, dass der Körper bei geringer Sauerstoffkonzentration nicht vermehrt Hämoglobin bildet.
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