Die ganze Wahrheit?

Tagebuch von Tilo Berlin über Hypo-Deal aufgetaucht

Österreich
28.06.2010 12:05
Seit Tagen geistert eine Art Tagebuch herum, in dem Tilo Berlin den Hypo-Deal aus seiner Sicht schildert. Berlin, der als eine der Schlüsselfiguren in dem Finanz-Krimi gilt, hat jetzt einige Freunde und Geschäftspartner weniger: Er spart nicht mit Häme für die anderen handelnden Personen wie Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer, ÖVP-Obmann Josef Martinz und GraWe-Boss Othmar Ederer. Dass Jörg Haider besser wegkommt, dürfte daran liegen, dass das charmante Schlitzohr Berlin den damaligen Landeschef in jeder Beziehung als ebenbürtig angesehen hat.

Laut Berlin handelt es sich bei dem 33-seitigen Konvolut um eine Niederschrift, die er für seine Kinder angefertigt habe. Diese hätten ihn während der Monate zwischen seinem Einstieg bei der Hypo 2006 als Investor und dem Verkauf der Bank an die BayernLB 2007 wenig gesehen. So habe er ihnen eben schriftlich Einblick in seine Tätigkeit gewähren wollen.

Berlins Familiensinn in allen Ehren - viele Formulierungen lesen sich nicht so, als wären sie für den eigenen Nachwuchs verfasst. "Privat war ich mit meinen Reserven am Ende, wusste nicht einmal, wie ich das Schulgeld meiner im Ausland befindlichen Kinder bezahlen sollte", schreibt er etwa. 

Detailiert sind die einzelnen Schritte von Geschäftsanbahnung bis zum Closing aufgegliedert. Das nährt Vermutungen, dass dieses Tagebuch, das bei der Durchsuchung seines Büros in Deutschland den Ermittlern in die Hände fiel, vielmehr als Beweis für Berlins reiner Weste dienen soll. Wann das Werk tatsächlich verfasst wurde, weiß nur er allein. 

Berlin und seine "Grasser-Kontakte"
Ausführlich verbreitet sich Berlin auch über seine Verbindungen zu diversen Wirtschaftsgrößen bis hin zu Ex-Finanzminister Karl Heinz Grasser. Als Berlin im Herbst 2006 den Einstieg bei der Hypo erwog, war Grasser einer seiner Gesprächspartner. Die beiden scheinen sich gut verstanden zu haben. So konnte Berlin dank "meiner Grasser-Kontakte" dem BayernLB-Vorstand Werner Schmidt frühzeitig voraussagen, dass die Münchner mit dem Einstieg bei der Bawag scheitern würden. Damit war der Weg frei für das Engagement der Bayern bei der Hypo.

Die Verbindung zwischen Grasser und Berlin besteht schon länger: 2005 luden "Berlin & Co" den smarten Säckelwart in die "Maybach"-Zentrale im schwäbischen Sindelfingen zu einem Auftritt vor deutschen Unternehmern ein. Im Blickfeld hatten beide finanzstarke Kunden, wie im Archiv der Berlin-Hompage nachzulesen ist: "Wir sind der natürliche Freund des Kapitals." 

von Waltraud Dengel, "Kärntner Krone"
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