Der Entdecker der Erbgutstruktur und britische Nobelpreisträger Francis Crick ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Nach Angaben seines Forschungsinstituts, dem Salk Institute in Kalifornien, starb er in einer Klinik in San Diego an Darmkrebs. Crick hatte zusammen mit James Watson 1953 die Doppelhelixstruktur des Erbmaterials DNA entdeckt und damit den Grundstein für die moderne Gentechnik gelegt.
Lord May, der Präsident der britischenRoyal Society, äußerte sich "tieftraurig" überden Tod des Forschers: "Francis Crick hat einen enormen Beitragzur Wissenschaft geleistet." Watson, der zusammen mit Crick undMaurice Wilkins 1962 den Nobelpreis bekommen hatte, sagte unterAnspielung auf ihre bahnbrechende Forschungsarbeit 1953: "Mitihm für zwei Jahre in einem kleinen Zimmer in Cambridge zusammensein zu dürfen, war wirklich ein Privileg."
"Geheimnis des Lebens" Mit inzwischen legendärem Understatement hattenCrick und Watson ihre Entdeckungen über den Aufbau des ErbmolekülsDNA am 25. April 1953 in dem Fachjournal "Nature" vorgestellt:"Wir möchten eine Struktur für das Salz der Desoxyribonukleinsäure(D.N.A.) vorschlagen." Privat äußerte sich Crick zunächstweit weniger bescheiden. Als er am 28. Februar 1953 einen Pubin Cambridge betrat, erklärte er der Überlieferung zufolge,er und Watson hätten "das Geheimnis des Lebens enthüllt".Nach den Worten des deutschen Nobelpreisträgers Manfred Eigenhatten die beiden jungen Naturforscher "die Schrift des Lebens"gefunden - auch wenn sie sie zunächst nicht lesen konnten.
Es dauerte Jahrzehnte, ehe die Forschung schließlichdas Erbgut der Lebewesen zu entziffern vermochte und späterauch darin eingriff. Nun entdecken Wissenschaftler nach und nachauch die Funktion der einzelnen Gene und versprechen sich davonunter anderem die Behandlung bisher unheilbarer Erbkrankheiten.
Sensation ohne Doktortitel Crick war erst 37 Jahre alt und hatte noch nichteinmal einen Doktortitel, als ihm die Entdeckung gelang, die vonmanchen als die wichtigste seit der Veröffentlichung vonDarwins Evolutionstheorie bezeichnet worden ist. Viele andereForscher hatten dafür die Voraussetzungen geschaffen: "Wirhatten einfach Glück mit der DNA", sagte Crick einmal. "WieAmerika wartete sie nur darauf, entdeckt zu werden."
Der öffentlichkeitsscheue Brite zog späternach Kalifornien und wandte sich der Erforschung der Gehirnfunktionenzu. Das was andere als Seele bezeichnen, war für ihn nurChemie. Gedanken, Gefühle, Charakter und Entscheidungen sinddemnach nur das Zusammenspiel einer großen Zahl von Nervenzellenund nicht Ausdruck eines freien Geistes und Willens. Deshalb seies nur eine Frage der Zeit, bis die "Molekularpsychologie" alleHirnprozesse logisch erklären könne, sagte Crick. Mitdieser materialistischen Sicht stellte er sich gegen Theologenund klassische Philosophen.
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