„Empfinde tiefe Scham“
Merkel gedachte der Nazi-Opfer im KZ Auschwitz
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat am Freitag in Polen erstmals das ehemalige deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besucht und dort der Opfer der Nazi-Gräuel gedacht. An der sogenannten Schwarzen Wand im Stammlager Auschwitz hielt sie für eine Gedenkminute inne und legte einen Kranz nieder. An der Todeswand waren Tausende Häftlinge erschossen worden. Zuvor hatte die Kanzlerin eine Gaskammer und ein Krematorium besichtigt.
Merkel wurde vom polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki und dem Direktor der Gedenkstätte und Präsidenten der Stiftung Auschwitz-Birkenau, Piotr Cywinski, begleitet. Zusammen gingen sie auch zu dem berüchtigten Tor mit dem zynischen Schriftzug „Arbeit macht frei“. Merkel besichtigte Häftlingsblocks, in denen Ausstellungsstücke wie leere Dosen des Giftes Zyklon B zu sehen sind, mit dem Menschen in Auschwitz vergast wurden.
„Ich empfinde tiefe Scham“
Sie „empfinde tiefe Scham“, sagte Merkel. Angesichts der Verbrechen, die die Grenzen alles Fassbaren überschritten, müsse man vor Entsetzen eigentlich verstummen. Dennoch dürfe das Schweigen nicht die einzige Antwort sein, erklärte die Kanzlerin. Deutschland sei verpflichtet, die Erinnerung an die damaligen Verbrechen wachzuhalten. Es sei wichtig, deutlich zu benennen, dass damals Deutsche die Täter gewesen seien, dies sei man auch den Opfern schuldig. Die Verantwortung für die damaligen Taten gehörten untrennbar zu Deutschland, sie seien fester Teil der nationalen Identität.
Anlass für Merkels Besuch ist das zehnjährige Bestehen der Stiftung Auschwitz-Birkenau, die sich für den Erhalt der Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Lagers einsetzt. Angesichts der historischen deutschen Verantwortung stellen Bund und Länder für die Erhaltung der Gedenkstätte zusätzlich insgesamt 60 Millionen Euro zum Kapitalstock der Stiftung zur Verfügung. Merkel wurde unter anderem vom Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, begleitet.
Mehr als eine Million Opfer in Auschwitz
Das nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von Deutschland besetzten Polen gilt weltweit als Symbol für den Holocaust. Nach Schätzungen starben dort mehr als eine Million Menschen, hauptsächlich Juden.
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