Fünffachmord in „Kitz“

Nachbarn: „Es waren arbeitsame, nette Leute“

Tirol
07.10.2019 06:00

Nach dem brutalen Massaker in Kitzbühel, bei dem der Einheimische Andreas E. (25) aus Eifersucht seine Ex-Freundin Nadine H. (19), deren Eltern Andrea und Rupert H. (51 und 59), ihren Bruder Kevin H. (25) und den neuen Freund Florian Janny (24) eiskalt ermordet hatte - die „Krone“ berichtete -, steht die Gamsstadt nach wie vor unter Schock. Nachbarn erzählen im „Krone“-Gespräch einige Details über die Opfer, auch der Leiter des Kriseninterventionsteams beim Roten Kreuz Kitzbühel, Gerhard Müller, schildert das schreckliche Geschehen.

Die brutale Tat spielte sich in den Nachtstunden in einem Einfamilienhaus ab. Der 25-jährige Andreas E. erschoss zunächst Rupert H., den Vater seiner Ex-Freundin, und dann den Bruder und die Mutter von Nadine H.

Dann kletterte er auf den Balkon der versperrten Einliegerwohnung, schlug ein Fenster ein und richtete Nadine und ihren neuen Freund, Eishockey-Goalie Florian Janny, regelrecht hin. Kein Nachbar schien etwas zu bemerken. Erst nachdem sich der 25-Jährige gestellte hatte, rückte ein Großaufgebot zum Tatort aus. Keines der Opfer konnte jedoch gerettet werden.

War die Pistole die einzige Tatwaffe?
Der mutmaßliche Mehrfachmörder war unbescholten und bisher kaum negativ aufgefallen. Kleinere Delikte, die einen Kontakt mit der Polizei nach sich zogen, liegen schon Jahre zurück. „Eine derartige Eskalation war daher nicht annähernd absehbar“, bekräftigte Chefermittler Walter Pupp.

Die Gerichtsmedizin muss nun prüfen, ob die Pistole die einzige Tatwaffe war - oder ob auch das Messer, das der 25-Jährige bei der Polizei hinlegte, eine Rollte gespielt hatte.

„Es waren arbeitsame und nette Leute“
Kitzbühel befindet sich in Schockstarre. „Es waren arbeitsame und nette Leute. Von denen konnte man jederzeit einen Gefallen haben“, erzählte eine fassungslose Nachbarin. Eine andere Anrainerin schilderte, wie Kevin H. immer wieder an Autos gebastelt hatte. Man könne nichts Negatives über die Familie sagen.

Andere Nachbarn gingen am Tag der Tat stumm an den Absperrbändern vorbei, die auf den Tatort hinwiesen. Viele Einheimische wussten in den Stunden nach der Bluttat noch gar nicht, dass sich in ihrer kleinen Stadt ein Tragödie ereignet hatte - in einer Dimension, die sonst nur in den Weltnachrichten vorkommt.

Leiter der Krisenintervention: „Leider war keiner mehr zu retten“
Wie hilft nun die Krisenintervention? Gerhard Müller, Leiter der Krisenintervention (KIT) beim Roten Kreuz Kitzbühel, spricht über die Herausforderungen in diesem Extremfall.

Herr Müller, wie wurden Sie vom schrecklichen Geschehen informiert?
Über die Polizei und die Leitstelle wurde um 6.15 Uhr Alarm ausgelöst, mehrere Rettungswagen sind sofort zum Haus gefahren. Leider war keiner der Bewohner mehr zu retten.

Wie kommen Sie in einem solchen Fall mit den Angehörigen in Kontakt?
Bei fünf Opfern ist der Kreis der Angehörigen und Freunde nicht nur fünfmal so groß, denn das potenziert sich. Wir müssen die Angehörigen zunächst einmal ausfindig machen, einige kommen fallweise auch auf uns zu. Es geht sowohl um menschliche Zuwendung als auch um ganz praktische organisatorische Dinge. Denn in einer solchen Extremsituation kann man von den Menschen nicht erwarten, dass sie wie sonst funktionieren.

Wie sieht die personelle Herausforderung aus?
Wir haben zwölf bis 15 eigene Leute, dazu kommen jeweils drei oder vier aus dem Pinzgau und aus Kufstein. Ein solches Ereignis ist eine absolute Ausnahmesituation.

Wer außer den Angehörigen bedarf noch Hilfe?
Natürlich gibt es das Angebot auch an unsere Helfer - etwa jene Einsatzkräfte, die als Erste am Tatort waren. Das erfolgt je nach Bedarf der einzelnen Personen. Prinzipiell kann sich jeder an uns wenden, der Hilfe nötig hat.

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