„Besorgniserregend“

Viele Ratten in Wien Träger multiresistenter Keime

Wissenschaft
06.09.2019 13:50

Viele in Wien lebende Ratten sind Träger gefährlicher multiresistenter Keime. Sechs von zehn zwischen 2016 und 2017 in der Innenstadt gefangenen Ratten trugen multiresistente Staphylokokken in sich, jedes siebente Tier multiresistente Enterobakterien, berichtet ein Team von österreichischen und deutschen Wissenschaftlern. Sie bezeichnen diese Häufigkeit als „besorgniserregend“.

Für die Untersuchung der Forscher der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmeduni) Wien und der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) gemeinsam mit deutschen Kollegen wurden zwischen September 2016 und Juni 2017 am Karlsplatz und am Donaukanal 76 Ratten lebend gefangen.

Von 62 Tieren konnten Daten in die Studie aufgenommen werden. 14,5 Prozent der Nager waren Träger multiresistenter Enterobakterien, deren wichtigster Vertreter als Kolibakterien bekannt sind, teilte die Vetmeduni am Freitag mit. Diese Häufigkeit sei vergleichbar zum in früheren Studien festgestellten Auftreten in anderen Großstädten, etwa Berlin (mit 13,6 Prozent) oder Hongkong (13,9 Prozent). Zudem trugen 59,7 Prozent der Ratten gefährliche, multiresistente Staphylokokken in sich.

„Häufung multiresistenter Keime besorgniserregend“
„Obwohl die genaue Wechselwirkung zwischen mit multiresistenten Keimen belasteten Ratten und dem Risiko für die menschliche Gesundheit derzeit noch nicht geklärt ist, ist die von uns beobachtete Häufigkeit multiresistenter Keime besorgniserregend“, betonen die Forscher um Amelie Desvars-Larrive vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni. Sie verweisen etwa darauf, dass für die Studie Ratten in einem Grünbereich gefangen wurden, der im Sommer von Obdachlosen als Schlafstelle genutzt wurde. Das erhöhe das Risiko einer Übertragung resistenter Bakterien.

Bekämpfung der Tier für Gesundheit wichtig
Die Forscher betonen, dass eine Übertragung auch in einer Vielzahl weiterer Szenarien denkbar sei. Für sie hat deshalb „die Bekämpfung von Ratten, aber auch anderer Nagetiere wie Mäuse, in Städten eine wichtige Priorität für die öffentliche Gesundheit“.

Sie verweisen darauf, dass Ratten als die produktivste und am weitesten verbreitete städtische Schädlingsart gelten, sich von menschlichen Abfällen ernähren und das Abwassersystem besiedeln. Dadurch könnten sie häufig mit menschlichen Fäkalien interagieren und multiresistente Bakterien aufnehmen und verbreiten.

Herausforderung für Humanmedizin
Etwa 33.000 Menschen sterben pro Jahr in der EU an Infektionen durch sogenannte Super-Bakterien, die nicht mehr auf Antibiotika ansprechen. Diese multiresistenten Keime sind eine große Gefahr für die Menschheit und eine Herausforderung für die Humanmedizin.

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