Nach U-Bahn-Unfall

Fünfjähriger in Aufwachphase – Ermittlungen laufen

Wien
09.05.2010 12:33
Nach dem U-Bahn-Unfall von Freitagnachmittag, bei dem ein Fünfjähriger von einem Zug eingeklemmt und mitgeschleift worden ist, befand sich der Bub am Sonntag laut den behandelnden Ärzten in der Aufwachphase. Sein Zustand sei stabil. Die Erhebungen zur Unfallursache gingen unterdessen weiter. Der U-Bahnfahrer wurde laut Wiener Linien bis auf weiteres vom Dienst abgezogen.

Es läuft alles planmäßig, sagte Christian Sebesta, Ärztlicher Direktor im SMZ Ost, am Sonntagvormittag. "Wir lassen den Buben jetzt aufwachen." Die künstliche Beatmung wurde bereits eingestellt. Am Vormittag hatte der Patient "ein bisschen Temperatur", was aber nicht außergewöhnlich nach einem derartigen Eingriff sei, meinte der Mediziner. Bei einer Notoperation waren die beiden gebrochenen Oberschenkel des Buben mit Nägeln stabilisiert worden. Außerdem hatte der Kleine bei seinem Unfall eine Rissquetschwunde über dem Auge erlitten.

Die Wiener Linien arbeiten weiter an der Aufklärung des Unglückes und haben einen gerichtlich beeideten Sachverständigen für Eisenbahnwesen eingesetzt, hieß es am Sonntag. "Wir werden dem nachgehen, wie der U-Bahnfahrer vorgegangen ist", sagte Answer Lang, Sprecher der Wiener Linien am Sonntag. Der Stationswart habe gehandelt und "das wichtigste in der Situation gemacht - nämlich sofort die Rettung verständigt".

"Für uns ist klar, dass das Wohl des Kindes im Vordergrund steht", sagte der Sprecher weiter. Es sei auch üblich, "dass wir die Verwandten kontaktieren. In den ersten 24 Stunden standen aber andere Dinge im Vordergrund", etwa die Operation des Buben und die Abklärung des Sachverhaltes.

Rätselraten um Unfallursache und -hergang
Bei einem Lokalaugenschein am Samstag wurde die U-Bahn-Abfertigungsanlage von einem Team aus Technikern und Experten der Wiener Linien ebenso überprüft wie Sicherheitseinrichtungen in der Station. Mängel konnten allerdings bislang nicht entdeckt werden. Auch die Überwachungsspiegel, mit dem U-Bahn-Fahrer das Abfertigen des Zuges beobachten, die Lautsprecher, die Beleuchtung und die Noteinrichtungen waren jeweils in einwandfreiem Zustand.

Fahrer kann sich Vorfall nicht erklären
Der U-Bahn-Fahrer wurde inzwischen befragt. Eine große Hilfe ist aber auch er für die Ermittler nicht. Der Mann gab an, sich den Vorfall nicht erklären zu können und den Buben im Rückspiegel nicht gesehen zu haben. Weitere Untersuchungen wurden angeordnet. So wird in den kommenden Tagen auch die U-Bahn-Garnitur überprüft. Denn wie das Unglück passieren könnte, ist auch für Answer Lang, Sprecher der Wiener Linien, ein Rätsel. "Sobald es einen Widerstand gibt, müssen sie sofort wieder aufgehen", gab er sich ratlos.

Bub von U-Bahn mitgeschleift
Der Unfall ereignete sich am Freitag gegen 15 Uhr. "Florian ist vor mir zur U-Bahn gerannt und hat den Fuß in den Türspalt gesteckt, damit diese wieder aufgehen", so die Mutter unter Tränen. Doch statt sich zu öffnen, schlossen sich diese wie ein Schraubstock um den Knöchel des Buben – und plötzlich setzte sich die U3 am Enkplatz in Simmering in Bewegung. "Wir werden nie vergessen, wie der schreiende Bub über den Bahnsteig geschleift wurde und dann gegen die Absperrung knallte, als der Zug in den Tunnel einfuhr", so ein geschockter Zeuge.

Das Kind wurde von der U-Bahn bis zum Ende des Bahnsteiges mitgeschleift, wo es gegen eine Absperrung prallte und schließlich auf den Bahnsteig fiel. Fahrgäste im Zug haben eine Notbremse betätigt. Laut Wiener Linien wurde am Bahnsteig keiner der drei vorhandenen Notstopp-Griffe gezogen. Der Zug kam in der nächsten Station zum Stillstand, da ein Notstopp im Tunnel nicht erfolgen dürfe. Diese "Notbremsüberbrückung" in Tunnelanlagen ist seit dem Unfall in Kaprun behördlich vorgeschrieben.

von Florian Hitz, Klaus Loibnegger (Kronen Zeitung) und wien.krone.at
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