Nachhaltig wie Greta

Steirer verschifft Rum CO2-neutral über Atlantik

Klima
30.08.2019 06:14

Die Atlantik-Überquerung der Klimaaktivistin Greta Thunberg hat medial viel Aufmerksamkeit erfahren. Die 16-Jährige nahm allerhand Strapazen in Kauf, um ihre Reise in die USA CO2-neutral zu bewältigen. Der Steirer Andreas Lackner überquert schon seit Jahren den Großen Teich, ohne einen einzigen Tropfen Sprit zu verbrauchen: Der Pionier transportiert Luxusgüter wie karibischen Rum umweltschonend per Segelfrachter nach Europa. War das Schiff Tres Hombres bis vor Kurzem noch der einzige Segelfrachter, der auf dieser anspruchsvollen Strecke unterwegs war, haben sich mittlerweile bereits einige Nachahmer gefunden …

„Dieses Projekt ist für mich der perfekte Mix aus Umweltschutz, Tradition und Abenteuer“, verrät Lackner im Gespräch mit krone.at seine Motivation für die Gründung des Transportunternehmens. Der Kapitän, der aus Straden in der Südoststeiermark stammt, hatte mit den Niederländern Jorne Langenlaan und Arjen van der Veen die Vision, eine umweltfreundliche Alternative zur konventionellen Seefrachtindustrie zu bieten. „Die Menschheit segelt mittlerweile seit 6000 Jahren. Wir wissen heutzutage relativ genau, mit welcher Windrichtung in den verschiedenen Regionen der Welt zu rechnen ist. Diese konstanten Winde können wir super zum Segeln nutzen“, erklärt Lackner.

2007 wurde aus der Vision Realität - ein Kriegsfischkutter aus dem Zweiten Weltkrieg wurde für das Unterfangen umgebaut. Dieselmotor raus, zwei Masten rauf - 160.000 Arbeitsstunden wurden von 150 Freiwilligen aus 25 Nationen geleistet, um Tres Hombres zwei Jahre nach dem Kauf wieder fit zu bekommen. Eine umfangreiche Restaurierung war nach zwei unfreiwilligen „Tauchgängen“ auch dringend vonnöten. „Das Schiff hatte bereits ein bewegtes Leben“, so der Steirer. Für den Strom an Bord sorgen Photovoltaikanlage und Windgeneratoren. „Es ist mittlerweile das Segelschiff, das die größte Strecke zurückgelegt hat. 200.000 Seemeilen - und das nur unter Segel“, erzählt der Kapitän nicht ohne Stolz.

Steirer ist erfreut über Öko-Konkurrenz am Wasser
Das Geschäft mit dem sauberen Transport läuft bestens: 2015 konnte das Unternehmen um ein weiteres Schiff ausgebaut werden: die Nordlys, ein Zweimaster aus Holz mit 140 Jahren auf dem Buckel. Sie ist eines der ältesten Frachtschiffe, die noch betrieben werden. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht: Das Unternehmen Timbercoast sticht seit 2014 mit dem Frachtsegler Avontuur (niederländisch für Abenteuer) nachhaltig in See. Neu ins Transportgeschäft will die SV-Brigantes einsteigen. Nach einem ebenfalls sehr aufwendigem Refit wurde sie heuer im Mai getauft und ins Wasser gelassen. „Auch bei diesem Projekt ist ein Österreicher mit an Bord“, so Lackner, der sich über die umweltfreundliche Konkurrenz freut.

Luxusgüter, aber erschwinglich: „Bei uns stimmt auch der Preis“
Dem ehemaligen Greenpeace-Aktivisten Lackner geht es bei dem Projekt nicht nur um den wirtschaftlichen Erfolg. „Wir kämpfen darum, dass sich etwas verändert“, so der Steirer. Greta Thunberg habe bislang leider nur medial etwas in Bewegung setzen können. „Bei den Produkten, die wir transportieren und vertreiben, kann man sich sicher sein, dass Natur und Mensch gut behandelt werden“, verspricht Lackner. Güter, die von unterbezahlten Arbeitskräften aus Dritte-Welt-Ländern hergestellt werden, kommen nicht an Bord von Tres Hombres oder Nordlys. Wichtig ist dem Kapitän auch, dass die Produkte erschwinglich sind: „Bei uns stimmt auch der Preis“, ist der Kapitän überzeugt.

Auf der Nordsee kann der Segelfrachter tempomäßig mithalten
Dabei müssen Segelfrachter zwangsläufig gar nicht langsamer unterwegs sein, als treibstoffbetriebene Containerschiffe: „In der Nordsee sind wir fast so schnell wie ein Motorfrachter“, erklärt Lackner. Transportiert werden hauptsächlich Güter, die am anderen Ende des Ozeans nicht regional erhältlich sind, wie karibischer Rum, Kakao oder Kaffee. Aus Europa werden Olivenöl und Wein verschifft. „Wir haben aber auch schon Turngeräte nach Südamerika gebracht oder Hilfslieferungen nach Haiti“, berichtet der Pionier.

Containerschiffe verbrauchen nicht nur enorm viel Sprit, sondern werden außerdem mit extrem giftigem Treibstoff betrieben: Sie fahren mit günstigem, aber dafür äußerst umweltschädlichem Schweröl. Die fünfzehn größten Schiffe der Welt verursachen pro Jahr so viel Emissionen wie 750.000 Autos, enthüllte der deutsche Naturschutzbund in einer Studie. Keine andere Branche verpestet die Luft so extrem wie die Transportschifffahrt.

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