Alternativen abgelehnt
NGO-Schiff will nur in Lampedusa anlegen
Die Bemühungen der spanischen Regierung um eine Lösung im Fall des vor der italienischen Insel Lampedusa ausharrenden Flüchtlingsschiffs Open Arms mit 107 Migranten werden wohl zu keinem Erfolg führen. Nach dem Hafen im südspanischen Algeciras wurde am Montag auch der viel näher gelegene Hafen der Baleareninsel Menorca seitens der Flüchtlingshelfer abgelehnt. „Unser Schiff befindet sich 800 Meter von der Küste Lampedusas entfernt und die EU-Staaten fordern von einer kleinen NGO wie uns, weitere drei Tage Reise mit schwieriger Wetterlage in Angriff zu nehmen“, kommentierte die Hilfsorganisation auf Twitter. Die 107 Migranten sowie die 19-köpfige Crew der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms seien nach den vielen Tagen an Bord erschöpft. Menorca liegt rund 900 Kilometer westlich von Lampedusa.
Am Sonntag schien kurzfristig eine Lösung zum Greifen nahe, allerdings wurde das Angebot, im rund 1600 Kilometer entfernten Hafen von Algeciras anzulegen, abgelehnt. Der psychische und physische Zustand der im Mittelmeer Geretteten lasse eine solch lange Fahrt einfach nicht mehr zu, betonten die Helfer.
Nach Landung auf Lampedusa per Flugzeug nach Spanien?
Am Montagnachmittag schlug die spanische NGO vor, dass nach der Landung auf Lampedusa die Menschen per Flugzeug nach Spanien gebracht werden könnten. Der Flug von Catania nach Madrid würde nicht mehr als 240 Euro pro Passagier kosten, sagte der Missionschef der Open Arms, Riccardo Gatti, nach Medienangaben. Die EU-Kommission richtete inzwischen einen Appell an die EU-Mitgliedsstaaten und an die NGO, eine rasche Lösung zu finden. EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos bemühe sich auch darum, dass die 356 Migranten an Bord der von französischen NGOs betriebenen Ocean Viking rasch an Land gehen können, so EU-Kommissionssprecherin Natasha Bertaud. Das sei eine „humanitäre Pflicht“.
Verzweifelte Migranten sprangen ins Meer
Die dramatische Lage auf der Open Arms war am Sonntag nach zweieinhalb Wochen auf hoher See eskaliert. Verzweifelte Migranten sprangen am Sonntag ins Meer - offenbar um zu versuchen, die nahe gelegene italienische Insel Lampedusa schwimmend zu erreichen (siehe Video unten).
Italien hatte am Samstag lediglich die Landung von 27 minderjährigen Migranten erlaubt. Die anderen Migranten mussten an Bord bleiben. Die Regierung in Madrid kritisierte den italienischen Innenminister Matteo Salvini wegen dessen unerbittlicher Haltung scharf und sprach in einer Mitteilung von einer „unfassbaren Reaktion“ des rechten Politikers. Salvini entgegnete auf Twitter: „Wer hart bleibt, gewinnt.“
57 Migranten erreichten mit ihrem Boot Lampedusa
Etwas mehr Glück hatten unterdessen 16 Migranten, die die italienische Küstenwache am Montag auf einem Boot nahe Lampedusa entdeckte. Die Geretteten wurden auf die Insel gebracht. Am Sonntag hatten 57 andere Migranten mit ihrem Boot die Ankunft auf Lampedusa geschafft.
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