„Sabbatical“-Vorschlag

Wolf legt nochmals nach: „Keine Auszeit“

Österreich
29.04.2019 08:22

„Wäre ich Herr Wolf, würde ich ein ,Sabbatical‘ nehmen, auf Gebührenzahler-Kosten durch die Welt fahren und mich neu erfinden.“ Diese Empfehlung gab FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf nach seinem heftig kritisierten Interview mit FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky ab und sorgte damit am Wochenende für enormen Wirbel. Der Anchorman zeigt aber, wie wenig er von diesem Vorschlag hält und betont: „Ich werde übrigens keine Auszeit nehmen.“

Nach einem wenig erholsamen Kurzurlaub in Tel Aviv, wo er laut eigenen Angaben täglich mit „mehreren Hundert Mails, SMS und Tweets“ bombardiert worden sei, nimmt Wolf in seinem Internetblog auch ausführlich Stellung zu den turbulenten Ereignissen der letzten Tage. Die Emotionen nach dem Gespräch mit Vilimsky und auch ein Wahlwerbespot, in dem eine TV-Journalistin namens Armina Wolf vorkommt, sei nicht nur für ihn mehr als bloßer Zufall. „Nicht wenige Kommentatoren auf Twitter vermuten, Vilimsky hätte mich im Interview - ganz unabhängig von meinen Fragen - in jedem Fall frontal attackiert, weil der Konflikt mit dem ORF offensichtlich zum freiheitlichen Wahlkampfkonzept gehört“, so Wolf.

„Absurdeste Reaktion“ von Ex-Kollegin Ursula Stenzel
Für den Moderator kam die „absurdeste Reaktion“ übrigens von der FPÖ-Politikerin und ehemaligen ORF-Moderatorin Ursula Stenzel, die einen Vergleich zwischen seinem Interview und dem berüchtigten „Volksgerichtshof“ der Nationalsozialisten gezogen hatte. Sein Nazi-Vergleich während des „ZiB 2“-Interviews habe nicht das Ziel gehabt, das Plakat des Rings Freiheitlicher Jugend als antisemitisch darzustellen. „Kein Mensch würde annehmen, dass die FPÖ auf einem Plakat über ,Asylantenströme‘ Juden abbildet. Es ist ziemlich offensichtlich, dass damit muslimische Zuwanderer gemeint sind“, schreibt Wolf in seinem Blog.

„Würde Frage wieder so stellen“
Es sei vielmehr darum gegangen, herauszuarbeiten, dass in der RFJ-Karikatur Menschen einer „bestimmten ethnischen Herkunft pauschal als bösartige, hinterhältige, offensichtlich bedrohliche Fratzen abgewertet werden“. Als Vergleich sei daher eine Titelseite der NS-Zeitschrift „Stürmer“ herangezogen worden, „die durch ihre rassistischen Darstellungen (damals von Juden) bis heute berüchtigt ist“, so Wolf.

Ob er die Frage, worin sich die beiden rassistischen Sujets unterscheiden, wieder stellen würde? Definitiv, meint Wolf, denn er habe eine konkrete Antwort darauf „bis heute nicht gehört“.

Großes internationales Medienecho
Der ORF-Streit wird im Ausland übrigens mit großem Interesse verfolgt. Einige namhafte Journalisten haben sich bereits auf die Seite des Moderators geschlagen und ihre Sorge um die Pressefreiheit in Österreich geäußert.

Fernsehkritiker: „Wolf hat FPÖ unfreiwillig einen Gefallen getan“
In einem Kommentar der renommierten „NZZ“ wurde das Interview allerdings als „keine publizistische Sternstunde“ bezeichnet. TV-Kritiker Rainer Stadler ist der Meinung, dass Wolf der FPÖ mit der Auseinandersetzung sogar „unfreiwillig einen Gefallen getan“ habe. Der Fall sei "ein weiteres Beispiel dafür, wie in der politischen und medialen Auseinandersetzung allzu leichtfertig Nazi-Vergleiche gezogen werden“.

Journalisten-Gewerkschaft: „Kanzler muss nun handeln“
Der „Sabbatical“-Vorschlag hat auch die Gewerkschaft der Privatangestelten, Druck, Journalismus, Papier alarmiert. GPA-djp-Chefin Barbara Teiber fordert nun Bundeskanzler Sebastian Kurz zum Handeln auf. Der Regierungschef müsse eingreifen und „seinen Koalitionspartner zur Räson bringen. Die “ständigen Angriffe„ von FPÖ-Politikern seien “letztklassig und inakzeptabel„, so Teiber. Der Bundeskanzler müsse daher “jetzt handeln und eine rote Linie ziehen". Die GPA-djp stehe hinter allen kritischen Journalisten im Land.

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