Druck von Erdogan?

Deutsche Schule in Istanbul sagt Karfreitag ab

Ausland
20.04.2019 11:35

Nicht nur bei uns gibt es Diskussionen um den Karfreitag: Eine deutsche Schule in der Türkei hat heuer einen der wichtigsten christlichen Feiertage zu einem normalen Unterrichtstag erklärt. Lehrer und Schüler hatten vergangenen Karfreitag erstmals nicht frei. Kritiker vermuten, dass diese Maßnahme der Re-Islamisierungsoffensive des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geschuldet sei.

In den meisten Deutschen Schulen im Ausland begannen die Osterferien bereits am Karfreitag. Doch die Deutsche Schule Istanbul habe heuer mit dieser Tradition gebrochen, berichtet „Bild“. Eine Sprecherin der Bildungseinrichtung bestätigte der deutschen Zeitung die Streichung des Feiertags: „Ja, es fand Unterricht an Karfreitag statt. Das Auswärtige Amt hat uns vorgegeben, dass pro Schuljahr 180 Tage Unterricht stattfinden. Es liegt im Ermessen unserer Schule, welche Tage wir dafür aussuchen. Ostermontag ist beispielsweise unterrichtsfrei, da fangen ohnehin die Ferien an.“

„Widerspricht völlig dem Geist der gegenseitigen kulturellen Wertschätzung“
Eltern und Schüler zeigten sich darüber erstaunt - schließlich war es ja auch in der Vergangenheit möglich, den Unterricht so zu regeln, dass der Karfreitag ein Feiertag ist. „Das widerspricht völlig dem Geist der gegenseitigen kulturellen Wertschätzung, der Toleranz und der Völkerverständigung, der an deutschen Auslandsschulen sonst Usus ist“, ärgert sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger.

 Bildungssystem soll „gereinigt“ werden
„Bild“ vermutet, dass Erdogan selbst hinter der Streichung des wichtigen Feiertags steckt. Seit seiner Machtübernahme treibt seine islamisch-konservative AKP die kulturelle Umgestaltung des Landes voran. So schlug das Bildungsministerium 2017 vor, die Evolutionstheorie von Charles Darwin aus den Schulbüchern zu streichen. Dadurch sollte religiösen Inhalten in Bildungseinrichtungen mehr Platz eingeräumt werden. Mit solch einem Vorgehen wollten die religiös Konservativen das Bildungssystem „reinigen“, warnte der regierungskritische Journalist Mustafa Akyol.

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