Vor U-Ausschuss
Blair verteidigt Irak-Krieg gegen “Monster Saddam”
Bis zum 11. September 2001 sei der ehemalige irakische Machthaber Saddam Hussein "ein Risiko" gewesen, das aber in Schach gehalten werden konnte, sagte Blair bei der Anhörung. Diese Einschätzung habe sich aber nach den Terroranschlägen völlig geändert.
Nach den Attentaten des Terrornetzwerkes Al Kaida gegen das World Trade Center in New York und auf das Pentagon in Washington sei die Bedrohung durch religiöse Fanatiker viel größer geworden. "Wir konnten es uns nicht erlauben, dass ein solches Regime Massenvernichtungswaffen entwickelt", sagte er auf die Frage des Ausschussvorsitzenden John Chilcot, warum Großbritannien in den Irak einmarschiert sei. Saddam Hussein hätte Waffen an Al Kaida weitergeben können.
"Saddam war ein Monster"
Saddam Hussein sei vor den Terroranschlägen "eine Plage, eine Bedrohung" gewesen, führte Blair aus. "Er war ein Monster, aber wir wollten versuchen, das Beste daraus zu machen." Nach den Terroranschlägen sei aber klar geworden, dass diese Strategie nicht funktioniere, sagte er vor 80 im Losverfahren ausgewählten Zuhörern, darunter Angehörige von im Irak getöteten Soldaten.
Die Frage, ob Saddam Hussein gestürzt werden müsse, sei zu Beginn des Jahres 2002 erörtert worden. Er habe darüber mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush auf dessen Ranch in Crawford, Texas, gesprochen. Blair verneinte jedoch, dass es dort genaue Vereinbarungen für einen Einmarsch gegeben habe. "Wie wir es tun, war eine offene Frage", sagte er. Er hätte jedoch niemals Truppen in den Irak geschickt, wenn er nicht geglaubt hätte, dass es sich um die richtige Entscheidung handle.
Demonstranten als Kriegsverbrecher und Lügner
Die Demonstranten vor dem Kongressgebäude bezeichneten Blair als Kriegsverbrecher und Lügner. Einige von ihnen hatten sich die Hände blutrot gefärbt und Tony-Blair-Masken über das Gesicht gezogen.
In dem Ausschuss sollte es auch um die Frage gehen, ob Blair absichtlich die Gefahr durch angebliche irakische Massenvernichtungswaffen übertrieb und ob er seinen Rechtsberater unter Druck setzte, damit dieser den Einmarsch trotz fehlenden UN-Mandats für legal erklärte.
179 britische Soldaten getötet
Großbritannien war der wichtigste Verbündete der USA beim Einmarsch in den Irak im März 2003. Als Grund nannten die beiden Regierungen damals, dass der Irak Massenvernichtungswaffen habe. Das stellte sich nach der Invasion aber als falsch heraus.
Anfangs waren im Irak 46.000 britische Soldaten stationiert - das größte ausländische Truppenkontingent nach den US-Streitkräften. 179 britische Soldaten starben beim Einsatz. Der Einsatz der Briten endete offiziell im Juli vergangenen Jahres. Ende November begannen in London die öffentlichen Anhörungen zur britischen Beteiligung am Irak-Krieg.
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