„Bohemian Rhapsody“

Film als würdiges Denkmal für Freddie Mercury?

Kino
31.10.2018 09:48

The Show Must Go On: Im offiziell von der Band abgesegneten Queen-Biopic „Bohemian Rhapsody“ rockt Rami Malek („Mr. Robot“) jetzt als Wiedergeburt des überlebensgroßen Freddie Mercury - inklusive Schnauzbart und Überbiss - die Leinwände des Planeten. Das filmische Best-of aus dem Leben und Schaffen der britischen Kultband läuft ab 31. Oktober in den österreichischen Kinos. Ein Film als warmherzige Einladung an alle Fans zum Mitsingen und Beinwippen im Kinosaal - der jedoch streckenweise haarscharf an einer Parodie der Rocker vorbeischrammt. Ein wahrhaft würdiges Denkmal für Freddie Mercury sieht anders aus. 

„Ich werde kein Rockstar sein, ich werde eine Legende!„ Dieser berühmte Satz, den der junge Freddie Mercury noch lange vor der Gründung von Queen gesprochen haben soll, mag aus anderen Mündern arrogant klingen, doch in seinem Fall war es einfach prophetisch. Bis heute gehören Queen ohne Zweifel zu den beliebtesten Bands der Welt - und auch der Österreicher.

Mit “Bohemian Rhapsody„ nach dem gleichnamigen überlangen Kult-Hit soll den Briten jetzt auch ein filmisches Denkmal gesetzt werden. Mit voller Unterstützung von Queen-Gitarrist Brian May und seinen Bandkollegen ging man ans Werk, um die überlebensgroße Geschichte von Freddie Mercury und seiner musikalischen „Familie“ auf die große Leinwand zu bringen.

Legendärer „Live Aid“-Auftritt als Höhepunkt
Die schwierige Frage dabei: Welcher Abschnitt im Leben bzw. in der Karriere von Freddie Mercury und Queen sollte in “Bohemian Rhapsody„ beleuchtet werden. Letztlich entschied man sich dazu den legendären Auftritt beim „Live Aid“ 1985 in den Mittelpunkt der Handlung zu rücken. Selbstverständlich dürfen auf dem steinigen Weg zu diesem Meilenstein der Musikgeschichte neben der titelgebenden Nummer auch die anderen größten Hits der Band, darunter die Songs „We Will Rock You“ oder „We Are The Champions“ nicht fehlen.

Der US-amerikanische Schauspieler Rami Malek (TV-Serie „Mr. Robot“) überzeugt dabei als Freddie Mercury, die Verwandlung des Darstellers in den Frontmann der britischen Kultband ist wahrlich gelungen - vielleicht sogar ein bisschen zu nahe an der Vorlage. Um sich auf die herausfordernde Rolle vorzubereiten, studierte Malek Interviews und Dokumentationen und stand in regelmäßigem Kontakt mit Brian May und Roger Taylor.

Ein Tanzcoach sorgte zudem dafür, dass Mercurys markante Bewegungen authentisch auf die Leinwand transportiert wurden. Nachgeholfen wurde bei Zähnen und Gesangsstimme: Malek bekam eine Zahnprothese verpasst, um dem Überbiss des Queen-Frontman gerecht zu werden. Master-Tapes sowie die Stimme des kanadischen Mercury-Imitators Marc Martel sorgen indes für die Authentizität des Gesangs. 

Großartiger Cast mit tollem Freddie Mercury
“Krone"-Musikredakteur Robert Fröwein über das Queen-Biopic: Über viele der übertrieben pathetischen Stellen des Films kann aufgrund des großartigen Casts hinweggesehen werden. Rami Malek brilliert in der Rolle des Freddie Mercury mit teilweise beängstigender Präzision. So gelingt ihm die Transformation vom selbstbewussten Gesangstalent der frühen 70er-Jahre zum glamourösen Pop-Exzentriker der 80er mit Bravour.

Im Mittelpunkt des Biopics steht aber nicht Mercurys musikalischer Genius, sondern seine innere Zerrissenheit, die ihn Zeit seines Lebens mit Verunsicherung und Einsamkeit bestrafte. Der Film dreht sich um Freddies Bisexualität, die Schwierigkeiten mit dem Coming-Out und die vielen Tücken, die Ruhm, Öffentlichkeit und eigene Verunsicherung einer zarten Künstlerseele zu schaffen machen.

Brian May und Roger Taylor, übrigens die Produzenten des Films, haben sich selbst und Bassist John Deacon überraschend stark in den Hintergrund gestellt. Die einzelnen Persönlichkeiten werden nur sanft skizziert, Songwriting-Qualitäten und deren Einfluss auf die Karriere von Queen meist nur oberflächlich angeschnitten. Das bodenständige Instrumental-Trio gibt für eine Hollywood-Story schlicht zu wenig her. Dass Darsteller Gwilym Lee teilweise mehr nach Brian May aussieht, als der junge Brian May einst selbst, ist tatsächlich atemberaubend.

Historisch greift der Film in seiner chronologischen Abhandlung doch immer wieder mal daneben. So wird der Song „Fat Bottomed Girls“ darin bereits 1974 gespielt, obwohl er erst 1978 entstand. Der fulminante Schlusspunkt beim „Live Aid“ im Wembley 1985 war vielleicht ein Höhepunkt, aber noch lange nicht der Abgesang der Rocklegenden.

Dass Mercury in seinen letzten Lebensjahren als Kranker überhaupt nicht mehr gezeigt wird, war ausdrücklich dem Wunsch Mays und Taylors geschuldet. Der ursprünglich für die Hauptrolle vorgesehene Sacha Baron Cohen hätte angeblich großes Interesse daran gezeigt … Wer kein Queen-Historiker ist und sich nicht an der allzu privaten Zurschaustellung des Mercury’schen Daseins stößt, wird von „Bohemian Rhapsody“ angenehm unterhalten.

Wie eine gut eingespielte Queen-Coverband
Dennoch bleibt der Film am Ende eine Enttäuschung, ist „Krone.at“-Kinoredakteur Harald Dragan überzeugt: Unterhaltsam und musikalisch genug für den Durchschnittsfan, der zu den bekanntesten Queen-Hits mit den Beinen stampfen und den Händen klatschen kann. Ein wahrhaft großartiges Kult-Werk über eine der populärsten Bands der Welt mit einem überlebensgroßen Sänger ist „Bohemian Rhapsody“ leider nicht geworden - eher eine gut eingespielte Coverband, die eine lockere und leicht verdauliche Version von Queen abliefert. Man jubelt ihnen laut genug zu, hat sie aber schnell wieder vergessen, kaum dass die letzte Nummer zu Ende gegangen ist …

Der Film von Dexter Fletcher und Bryan Singer läuft ab 31. Oktober in den österreichischen Kinos.

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