Katia-Wagner-Talk

Junge Linke: „Wohnraum solidarisch verteilen“

Österreich
03.10.2018 20:17

„Ist Wohnen überhaupt noch leistbar?“ Über dieses Thema diskutierte am Mittwochabend eine interessante Gästerunde im #brennpunkt-Talk von krone.at bei Katia Wagner. „Für viele junge Menschen ist es nicht mehr leistbar, von zu Hause auszuziehen, sie müssen im Elternhotel verweilen. Wohnen ist ein Menschenrecht und darf keine Ware sein“, sagte Flora Petrik, Vorsitzende der Jungen Linken. Wohnraum müsse solidarisch verteilt werden. Ex-Ministerin Sophie Karmasin: „Die Einkommen müssen im Vergleich zur Miete stärker steigen.“ In der Diskussionsrunde wurden auch Rufe nach einer Überarbeitung des Mietgesetzes laut.

Viele Österreicher geben bereits Monat für Monat bis zu einem Drittel ihres Gehalts für das Wohnen aus - und der Zuzug in die Großstadt lässt die Preise sicher nicht sinken. „Die Schere zwischen steigendem Einkommen und steigenden Mietpreisen ist besonders herausfordernd. Weil Mietpreise doppelt so stark steigen wie das Einkommen“, gab Motiv- und Meinungsforscherin Sophie Karmasin im #brennpunkt-Talk zu bedenken (Highlights sehen Sie oben, den ganzen Talk können Sie hier nachsehen).

„85 Prozent der Menschen wünschen sich eine eigene Immobilie“
Der Wunsch nach einem Eigenheim sei ihr zufolge in Österreich sehr groß. „85 Prozent der Menschen in Österreich wünschen sich eine eigene Immobilie. Doch immer weniger Menschen können sich eine leisten - außer sie erben.“ Dennoch sei sie dagegen, Wohnen zu verstaatlichen. Gleichzeitig trete sie für Gehaltschecks ein. „Es sollte diese zwei Systeme geben und nicht nur eines, das vom Staat vorgegeben wird“, sagte Karmasin. Eine Förderung von Miete und Eigentum solle es laut der Ex-Ministerin nur für jene geben, „die es auch wirklich benötigen“.

„Es werden immer mehr Menschen aus ihrem Bezirk verdrängt“
Für Flora Petrik, einst Chefin der Jungen Grünen und nun Vorsitzende der Jungen Linken, müsse das Ziel sein, „Wohnen wieder für alle leistbar zu machen“. Dazu bräuchte man viel mehr Gemeindewohnungen und öffentlichen Wohnbau - ihr zufolge bräuchte etwa die Stadt Wien derzeit rund 5000 neue Gemeindewohnungen. Ihr Lösungsvorschlag: „Wohnraum muss solidarisch an alle verteilt werden.“ „Es werden immer mehr Menschen aus ihrem Grätzel, ihrem Bezirk, verdrängt“, kritisierte Petrik. Zusätzlich bräuchte es Mietpreisobergrenzen, die Begrenzung befristeter Mietverträge und wirksame Maßnahmen gegen Spekulation am Wohnungsmarkt.

„Eigentümer können sich Sanierung der Wohnung nicht mehr leisten“
Laut Immobilienmaklerin Irena Markovic, die auch Geschäftsführerin bei Lifestyle Properties ist, ist Wien bezüglich Mietpreisen im Vergleich zu internationalen Großstädten noch immer im grünen Bereich. Aktuell gebe es aber das Problem, dass Altbauten zerfallen. „Die Eigentümer können es sich nicht mehr leisten, die Wohnungen zu sanieren.“ Bei Alt-Mieten würden die Vermieter kaum noch ein Geschäft machen. Ihr zufolge sei daher die Frage, ob das Mietrechtsgesetz noch zeitgemäß ist. „Mittlerweile hat keiner mehr einen Durchblick. Ein Normalsterblicher versteht das Mietrechtsgesetz nicht. Man sollte das Mietrecht verallgemeinern“, so Markovic.

Karmasin: „Ich bin gegen den Kommunismus“
Petrik stellte die Frage in den Raum: „Man muss sich überlegen: Für wen macht man Wohnpolitik? Für die Profite weniger oder für die Bewohner?“ Ihr zufolge habe Österreich in den vergangenen Jahren in der Wohnungspolitik „ordentliche Rückschritte“ gemacht. Nach Petriks Vorschlag, Wohnungen solidarisch zu verteilen, kam prompt der Konter von Karmasin: „Ich bin klar gegen den Kommunismus. Vielmehr müssen die Einkommen wieder im Vergleich zur Miete stärker steigen.“

„Mietrechtsreform längst überfällig“
Auch AK-Wohnrechtsexperte Walter Rosifka sprach sich für eine Reform des Mietrechts aus. Diese sei längst überfällig, um leistbares Wohnen in Ballungsgebieten auch in Zukunft zu gewährleisten und um Mietern Rechtssicherheit zu geben. „Es wird viel gebaut, aber es wird nichts Leistbares gebaut.“ Die Probleme der hohen Mietpreise bestünden vor allem in den Ballungsräumen und weniger auf dem Land. „Wir müssen vermehrt etwas im geförderten Mietmarkt tun“, forderte Rosifka.

Man könne ihm zufolge derzeit gut beobachten, dass viele Eigentümer mit ihren Immobilien eine Art Lottogewinn machen wollen. Seit der Finanzkrise habe man zudem beobachten können, dass die Veranlagung in den Hintergrund getreten sei. „Da gibt es eine Goldgräberstimmung“, so Rosifka.

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