28.11.2009 12:35 |

Zu wenig Besucher

Das Schüßler-Kino in Wolfsberg musste zusperren

"C’est la vie",so lautet der Titel des letzten Films, der über die Leinwand des Schüßler-Kinos in Wolfsberg geflimmert ist - das älteste Lichtspielhaus Österreichs musste für immer zusperren! Die drastisch sinkenden Besucherzahlen haben das 98 Jahre alte Traditionskino in die roten Zahlen schlittern lassen.
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"Es ist vorbei, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen!", sagt Siegfried Schüßler (Bild oben) mit hörbarem Schmerz in seiner Stimme.  Mehr als 30 Jahre hat der Wolfsberger Rechtsanwalt das einzige Kino im Lavanttal geleitet. Zuvor waren sein Vater und sein Großvater, der das älteste Kino Österreichs gegründet hatte, für die Auswahl der Filme verantwortlich. "Etwa Mitte der Sechzigerjahre wurde unser  Kino jährlich von mehr als 100.000 Besuchern gestürmt", sagt Schüßler.

Zuletzt sind die Zahlen aber in den Keller gerasselt: nur noch 22.000 Besucher pro Jahr. Bereits seit dem Frühjahr liefen Bemühungen um mögliche Rettungsversuche. "An einer einmaligen Investition wäre es nicht gescheitert", sagt Bürgermeister Gerhard Seifried, der die Schließung sehr bedauert. Die wirtschaftliche Situation des Kinos  sei aber von Experten genau geprüft worden. "Und diese Analyse ergab leider, dass eine Rettung nicht mehr möglich ist."
 
In den letzten Monaten wurde das Kino von der Familie Schüßler allein geleitet. Während des Sommers stellte das Rathaus zwei Ferial-Praktikanten zur Verfügung.

Fördermittel kommen zu spät
Die beim Land angesuchten Fördermittel von 20.000 Euro kommen zu spät. Siegfried Schüßler: "Ich brauche keine Fördermittel, die mich verpflichten, das Kino drei Jahre weiterzuführen." Und der Anwalt will seine Enttäuschung nicht verbergen: "Schon etwas unverständlich, dass etwa das Klagenfurter Volkskino jährlich mit 100.000 Euro subventioniert wird."
 
So geht also die Ära des ältesten Kinos Österreichs, das 98 Jahre lang sein Publikum zu unterhalten wusste, zu Ende. "Es erfüllt mich mit Schmerz, aber so ist das Leben", sagt Schüßler. Der Anwalt hat zwei Interessenten, die das Kino und die angrenzende Liegenschaft kaufen wollen – wohl für ein neues Geschäftsgebäude.

von Gerlinde Schager, "Kärntner Krone"

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