Schlechte Vorbilder

Nur wenige Ärzte lassen sich gegen Neue Grippe impfen

Österreich
28.10.2009 15:27
Am Dienstag ist der Startschuss für die Immunisierung der knapp 280.000 Personen im Gesundheitsbereich gegen die Neue Grippe gefallen. Erste Zahlen deuten darauf hin, dass das medizinische Personal eher auf eine "Celvapan"-Impfung verzichtet. So rechnet die Wiener Ärztekammer bei 4.600 Menschen, die bei niedergelassenen Ärzten arbeiten, mit 1.500 Anmeldungen. Dies entspräche einer Impfrate von 33 Prozent – was etwa jener für saisonale Grippe entspricht!

Auch bei der Landessanitätsdirektion Wien wird nur mit einer Beteiligung von 30 bis 40 Prozent des Gesundheitspersonals in Spitälern gerechnet: "Wir gehen davon aus, dass es ähnlich wie bei der saisonalen Influenza sein wird", meinte Susanne Drapalik, Leiterin der KAV-Stabsstelle für Sofortmaßnahmen. Voranmeldungen führe man nicht durch, daher gebe es noch keine Zahlen. Auch nach Anlauf der Impfung für die Gesamtbevölkerung werde das Gesundheitspersonal weiter eigens immunisiert.

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Verhaltener Auftakt in der Steiermark
Noch verhaltener reagierte das Gesundheitspersonal in der Steiermark: Im Magistrat Graz öffnete die Impfstelle am Dienstagnachmittag ihre Pforten. Innerhalb einer Stunde ließen sich vier Bedienstete beraten, jedoch keiner impfen. Am Mittwoch wurden bisher 32 Personen immunisiert. 20 davon bei der Landessanitätsdirektion in Graz, die am Vormittag erstmals ihre Pforten geöffnet hatte, und zwölf in der Bezirkshauptmannschaft Hartberg.

Geringe Beteiligung auch in Niederösterreich
In den NÖ Landeskliniken lagen am Dienstag rund 1.200 Anmeldungen für Impfungen gegen die auch Schweinegrippe genannte H1N1-Influenza vor. Etwa 5.800 seien es vonseiten der niedergelassenen Ärzte inklusive Pflegedienste, Kurheime und Sonderheime, so Landessanitätsdirektor Alfred de Martin. Bei einer Gesamtzahl von 45.000 Beschäftigten im Gesundheitsbereich ist also auch hier von einer geringen Impfrate auszugehen.

Im Burgenland hält sich der Andrang auf die Immunisierung laut ersten Informationen ebenfalls in Grenzen: Im Krankenhaus Kittsee, das als einziges Spital im Bundesland am Dienstag mit der Immunisierung begonnen hatte, wurden bis zum späten Dienstagnachmittag insgesamt nur sieben Personen geimpft.

Salzburger Landeskrankenanstalten melden "Ansturm"
In Salzburg ließen sich bis Dienstagabend von 3.700 Mitarbeitern im medizinischen Bereich erst 39 impfen. Allerdings wurde am Mittwoch bei den Salzburger Landeskrankenanstalten von einem "regelrechten Ansturm" auf die Immunisierung gesprochen: Rund 100 Personen ließen sich an einem Tag impfen. Aus dem Bereich der Arztpraxen haben sich 50 Prozent (also rund 1.050 Personen) zur Impfung angemeldet, hieß es bei der Ärztekammer.

"Fangnetz Impfung gibt Sicherheit"
Eine Erklärung für die Impf-Unlust in Österreich lieferte am Mittwoch Gesundheitspsychologe Norman Schmid vom Berufsverband Österreichischer Psychologen (BÖP): Je mehr Informationen man im Verlauf der Grippewelle erhalte, umso kontrollierbarer scheine die Krankheit zu sein. "Auch wenn es objektiv gesehen nicht so sein muss und widersprüchliche Infos im Umlauf sind." Jetzt wo es Maßnahmen wie eine Impfung gebe, werde die Neue Grippe aber nicht mehr als so schlimm empfunden. "Man hat jetzt ein Fangnetz, das gibt Sicherheit", sagte der Experte.

Schwere Erkrankungsfälle - wie jener des elfjährigen Mädchens in Innsbruck - oder Schulschließungen wie in Osttirol würden bei Impfunwilligen kein Umkehrdenken auslösen. "Eher im Gegenteil. Mit Schreckensmeldungen erreicht man nichts", meinte Schmid überzeugt. Ängstliche würden sich wohl eher impfen lassen, Kritiker würden aber noch mehr abblocken. "Negativwerbung" spreche jene an, "die sich ohnehin impfen lassen würden". Hier spiele aber auch die Nähe zum Vorfall eine Rolle. "Osttirol ist in diesem Fall für viele Menschen fast genauso weit weg wie Amerika."

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