Keine "halben Sachen"

Die Grünen wollen Sozialarbeiter an allen Pflichtschulen

Wien
13.10.2009 12:54
Vor einigen Wochen hat in Wien die Pilotphase für Schulsozialarbeiter begonnen, die sich um drängende Probleme von Schülern kümmern sollen. Momentan sind zwölf Personen im Einsatz, mittelfristig soll das Fachpersonal auf 30 aufgestockt werden. Den Grünen ist das zu wenig: Sie fordern für jede der rund 400 Pflichtschulen ein Team aus Psychologen und Facharbeitern. Dadurch könne Gewalt, Drogenkonsum oder Vandalismus gegengesteuert werden.

"Ich warne Christian Oxonitsch davor, halbe Sachen zu machen", appellierte die Grüne Schulsprecherin Susanne Jerusalem weiter an den SP-Bildungsstadtrat. Aber immerhin sei Oxonitsch der erste, der Schritte in diese Richtung setze, bewertete sie das angelaufene Projekt vorsichtig positiv. Es brauche jedoch - wie beispielsweise in Finnland - Experten, die in den Schulbetrieb integriert sind, eigene Räumlichkeiten zur Verfügung haben und sich in den Klassen vorstellen. Nur so könnten Kinder Vertrauen zu den Ansprechpersonen aufbauen.

30 Experten für gesamtes Stadtgebiet
Um den Ausbau nach grünen Vorstellungen realisieren zu können, brauche es Geld, dass im Bildungsressort nicht zu finden sei, betonte Jerusalem. Hier brauche es auch die Investitionsbereitschaft von Bürgermeister Michael Häupl und Finanzstadträtin Renate Brauner (beide SP).

Bei dem vor kurzem ins Leben gerufenen Wiener Modell agieren die Schulsozialarbeiter nicht an einem konkreten Standort, sondern sind regional und meist in den Außenbezirken tätig. Längerfristig sollen die angestrebten 30 Experten dann im gesamten Stadtgebiet tätig sei.

Sozialer Brennpunkt im ärmsten Bezirk der Stadt
Die Schule werde immer mehr zum sozialen Brennpunkt, hieß es. Große Anforderungen gebe es etwa in Rudolfsheim-Fünfhaus, berichtete die dortige Bezirksrätin Birgit Hebein. Dabei handle es sich um den ärmsten Bezirk der Stadt, wobei der Migrantenanteil gleichzeitig sehr hoch sei. Erfahrene Sozialarbeiter wären nach dem jetzigen Modell wenig motiviert, sich im Schulbereich zu engagieren. So würden Dienstverträge auf ein Jahr befristet, was zu kurz für ein Pilotprojekt sei, unterstrich Hebein. Außerdem würden Vordienstjahre nicht angerechnet, was bedeute, dass Fachleute nach dem Einstiegsgehalt für Lehrer entlohnt würden.

Sie kritisierte zudem, dass in den vergangenen Jahren die Stundenanzahl für Beratungslehrer von 22 auf durchschnittlich zehn Stunden gekürzt worden sei. Auch beim Team- und Begleitunterricht für Deutsch- und Fremdsprachenunterricht sei gekürzt worden.

SP sieht in Wiener Modell "neue Maßstäbe" gesetzt
Die SPÖ hat am Dienstag der Forderung der Grünen eine Absage erteilt. SP-Gemeinderat Heinz Vettermann verwies darauf, dass sich andere Bundesländer für das Wiener Modell interessierten, während die Grünen dieses nur kritisierten. Die Stadt setze neue Maßstäbe in diesem Bereich und schließe so eine Lücke zur außerschulischen Arbeit, hieß es.

Man gehe in der Bundeshauptstadt bewusst einen anderen Weg als jenen, pro Schulstandort einen Experten zu "platzieren". Stattdessen werde auf hohe Flexibilität und Mobilität gesetzt. Die Aufgaben würden etwa von vertrauensbildenden Maßnahmen über Vernetzungsarbeit mit Eltern und anderen Institutionen bis hin zu Hausbesuchen und konkreten Hilfestellungen für Kinder und Familien reichen, betonte Vettermann.

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