"Kann nicht mehr"

Gaddafis Übersetzer gab bei Rede entnervt auf

Ausland
26.09.2009 11:37
Mit seiner langen und teils konfusen Rede vor der UN-Vollversammlung hat Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi seinen Übersetzer an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht. Wie die renommierte "New York Post" jetzt berichtet, habe der Dolmetscher nach 75 Minuten aufgegeben und "Ich kann nicht mehr" gerufen.

Die Chefin der Arabisch-Übersetzer bei den Vereinten Nationen, Rasha Ajalyaqeen, sei ihm zu Hilfe geeilt und habe die letzten 20 Minuten der Rede übernommen. Gaddafis Dolmetscher sei "einfach zusammengebrochen", sagte einer seiner Kollegen der Zeitung. So etwas habe er in 25 Jahren zum ersten Mal gesehen.

Gaddafi hatte am Mittwoch in seiner Rede bei der diesjährigen Generaldebatte die Vereinten Nationen und den UN-Sicherheitsrat scharf angegriffen. So warf er den Vereinten Nationen vor, ihre eigene Charta (die "Bibel" der UNO) zu brechen. In der Präambel sei nämlich vorgeschrieben, dass alle Länder unabhängig von ihrer Größe gleichberechtigt seien. Dennoch seien die meisten Staaten nicht im fünfzehnköpfigen Sicherheitsrat vertreten, die fünf Vetomächte hätten das alleinige Sagen. "Er sollte nicht Sicherheitsrat heißen. Er sollte Terrorrat heißen", wetterte der selbsternannte Revolutionsführer und zerriss danach einige Seiten der UN-Charta.

Gaddafi will 7,7 Billionen Dollar für Afrika
"Das akzeptieren wir nicht, und das erkennen wir nicht an", sagte Gaddafi sichtlich erregt. Libyens Nachrichtenagentur JANA hatte bereits zuvor angekündigt, Gaddafi werde der Vollversammlung "radikale Lösungen vorschlagen, die die Organisation in ihren Grundfesten erschüttern werden". Das tat er dann auch mit der Forderung nach 7,77 Billionen Dollar (rund 5,26 Billionen Euro) für Afrika als Entschädigung für die Kolonialzeit. Wenn die westlichen Länder nicht zahlten, würden sich die Afrikaner das Geld zurückholen, sagte Gaddafi. Er spreche "im Namen von tausend afrikanischen Königreichen", erklärte der libysche Revolutionsführer. 

Gaddafi sagte ausdrücklich, dass sich seine Billionen-Forderung nicht an die frühere libysche Kolonialmacht Italien richte. Italien hatte 2008 ein Freundschaftsabkommen mit Libyen unterzeichnet und dem nordafrikanischen Land rund 3,4 Milliarden Euro in Form von Projektinvestitionen zugesagt.

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