Rundumschlag

Medienschelte: Trump verteilte „Fake News Awards“

Medien
18.01.2018 08:38

US-Präsident Donald Trump hat in der Nacht auf Donnerstag "Fake News Awards" für aus seine Sicht besonders unredliche und falsche Berichterstattung verliehen. Gleich vier Mal fand sich auf der Liste, deren exaktes Zustandekommen nicht näher begründet wurde, der Sender CNN.

Auf Platz eins landete Paul Krugman, Nobelpreisträger und Kolumnist der "New York Times". Grund: Er habe behauptet, die US-Wirtschaft werde sich nie "erholen", dabei boome sie extrem. Auf Platz zwei folgt ein Reporter des Senders ABC.

Erst auf Platz drei landete der Sender CNN, das kam angesichts der innigen Feindschaft, mit der Trump CNN öffentlich verfolgt, für viele überraschend. Dafür wurde CNN dann mehrmals benannt.

Platz vier ging an eine Berichterstattung des "Time Magazine", der fünfte Rang an einen Bericht der "Washington Post". Wider Erwarten landete die "New York Times", von Trump anhaltend beschimpft und fälschlich sinkender Auflagen bezichtigt - wenn auch regelmäßig gelesen - abgesehen von Kolumnist Krugman erst wieder auf Platz zehn.

Die "Awards" wurden jeweils für einzelne Ereignisse einer Berichterstattung benannt, nicht für Medien generell. Platz elf der Liste ging im weitesten Sinn an Berichte über eine Einmischung Russlands in die Präsidentenwahl 2016. Einen klaren Adressaten gab es nicht, aber Großbuchstaben: "ES GIBT KEINE GEHEIMEN ABSPRACHEN!"

Link ins digitale Nichts
Trump hatte die "Preise" wochenlang angekündigt, ihre Verkündung war bereits verschoben worden. Von einer Zeremonie zu ihrer Verleihung der Preise war nun nicht mehr die Rede. Der Versuch, den "Fake News Award" per Twitter zu vergeben, ging in der Nacht allerdings ins Leere. Der Link für seine Medienschelte, den Trump seiner Twitterbotschaft hinzufügte, funktionierte nicht. Möglicherweise brach der Server wegen hoher Nachfrage zusammen.

Wer nachsehen wollte, welches Medium aus Sicht des Präsidenten besonders unkorrekt berichtet habe, landete lange Zeit im digitalen Nichts. Die Seite sei nicht erreichbar, hieß es, man solle es bitte später probieren. US-Medien berichteten dann unter Berufung auf das Weiße Haus über die Rangliste.

Seltenes Lob
In einem zweiten Tweet fügte Trump hinzu: "Trotz einer teilweise sehr korrupten und unredlichen Berichterstattung gibt es viele Reporter, die ich respektiere. Und es gibt viele GUTE NACHRICHTEN für das amerikanische Volk, auf die man stolz sein kann!" Das ist ein zwar eingeschränktes, aber seltenes Trump-Lob für Journalisten.

Keinerlei Anlass zum Spaßen
Reihenweise machten sich US-Journalisten in Reaktionen über die "Awards" lustig und erklärten, sie seien die eigentlichen Sieger. Late-Night-Talker Stephen Colbert hatte schon vor der Vergabe gesagt, es könne ja wohl keine größere Ehre geben, als von Trump dergestalt ausgezeichnet zu werden.

Das Komitee zum Schutz von Journalisten erklärte dagegen in der Nacht, dass Bedrohungen von Journalisten und der Pressefreiheit keinerlei Anlass zum Spaßen gäben. Das CPJ erklärte auf Twitter in Anlehnung an Formulierungen etwa bei Filmauszeichnungen und auch mit Trump'schen Großbuchstaben: "In der Kategorie Gesamtleistung im Untergraben der globalen Pressefreiheit ist der GEWINNER der Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump."

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