SkyEurope-Pleite

Airline-Chef: “Großteil bekommt Geld zurück”

Ausland
02.09.2009 15:20
Nach der Pleite der slowakischen Billigairline SkyEurope bleiben rund 280.000 Menschen auf einem wertlos gewordenen Flugticket sitzen. So viele Tickets hat SkyEurope noch für den Rest der Saison verkauft, sagte SkyEurope-Chef Nick Manoudakis am Dienstagabend in der "ZiB2". Er geht aber davon aus, dass der Großteil der Betroffenen ihr Geld zurückbekommt. Viele sitzen unterdessen noch immer auf ausländischen Flughäfen fest (in der Infobox findest du den Erfahrungsbericht einer jungen Wienerin), seit das Unternehmen am Montag den Betrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt hatte. Die AUA und FlyNiki bieten den "gestrandeten" Passagieren die Heimholung zu Pauschalpreisen nach Österreich an.

Laut Manoudakis hätten rund 70 Prozent der Ticket-Käufer über das Internet mit Kreditkarte gebucht. Sie dürften relativ einfach an ihr Geld kommen, da eine Refundierung in den Kreditkartenverträgen vorgesehen sei. Der heimische Kreditkarten-Abwickler Paylife (Visa, Mastercard) hatte bereits am Dienstag erklärt, dass die Kunden ihre bezahlten Tickets refundiert bekommen, wenn der Flug nicht mehr angetreten werden kann. Viele SkyEurope-Kunden hätten auch eine Reiseversicherung, über die es eine Entschädigung geben könne. Die übrigen Betroffenen müssten versuchen, über das Konkursverfahren der slowakisch-österreichischen Airline eine Abgeltung zu bekommen, so Manoudakis.

"Mussten weiter Tickets verkaufen"
Den Vorwurf, es sei falsch gewesen, dass SkyEurope trotz offensichtlicher finanzieller Probleme weiterhin Flugtickets verkauft habe, wies Manoudakis zurück. Das zuständige Gericht in Bratislava habe grünes Licht für die Restrukturierung der Airline gegeben, deshalb habe man weiterhin Tickets verkaufen müssen, "sonst hätte das keinen Sinn gemacht". Die "bedrohlichen Probleme mit der Liquidität", derentwegen sich SkyEurope seit Monaten unter Gläubigerschutz befand, seien auch den Passagieren bekannt gewesen, gab Manoudakis zu verstehen. Die beworbenen Ticketpreise von 19 Euro und zuletzt sogar 11 oder 9 Euro seien natürlich die Untergrenze gewesen und nicht der Durchschnittspreis. Der SkyEurope-Chef räumte jedoch ein, "dass die Preise in vielen Fällen zu niedrig waren in Anbetracht der Betriebskosten". Das gehöre aber zum Aufbau einer Marke dazu.

Man habe die Absicht, mit der Marke SkyEurope weiterzumachen, sagte Manoudakis. Dazu müsste es eine gesicherte Finanzierung geben, und man müsste das Vertrauen zurückgewinnen. "Wir wurden von einer Liquiditätskrise eingeholt. Eine vernünftige Finanzierung würde uns ermöglichen, Kunden zurückzugewinnen", glaubt der SkyEurope-Chef. Auch in der Vergangenheit sei man ja davon überzeugt gewesen, dass die Firma mit einem wachsenden Netzwerk Profit machen könnte.

AUA bietet sich als "Retter" an
Die AUA hatte am Dienstag mitgeteilt, den Pechvögeln, die nun auf ausländischen Flughäfen festsitzen, eine Rückflugmöglichkeit nach Österreich zu verschaffen. Dies gelte für jene elf SkyEurope-Destinationen, die sich mit jenen der AUA überschneiden, und je nach verfügbarem Platz in den Maschinen, erläuterte AUA-Sprecherin Pia Stradiot am Dienstag. "Wir gehen von Hunderten Betroffenen aus", sagte Stradiot, darunter viele Eltern mit schulpflichtigen Kindern. Die AUA könne ihre Maschinen auffüllen. Wenn eine Maschine ausgebucht sei, komme die nächste in Frage. Eigene Sonderflüge mit AUA-Maschinen zur Heimholung "gestrandeter" SkyEurope-Passagiere würden zunächst nicht eingerichtet. "Es ist Hochsaison, alle Maschinen sind im Einsatz", erläuterte die Sprecherin.

AUA-Rückflug-Package kostet 150 Euro
Das Package koste für den Rückflug pauschal 150 Euro inklusive aller Gebühren und Taxen. Bei den elf überlappenden Destinationen handelt es sich um Amsterdam, Athen, Barcelona, Brüssel, Bukarest, Dubrovnik, Larnaka, Nizza, Paris, Sofia und Split. "Gestrandete" Passagiere könnten sich an AUA-Verkaufsstellen beim CAT oder am Flughafen Wien wenden sowie im Ausland an die AUA-Büros vor Ort. Über die AUA-Buchungszentrale (Tel.: 05/17661000) könne täglich von 8 bis 20 Uhr telefonisch gebucht werden.

FlyNiki übernimmt Passagiere um 99 Euro
Mit einem billigeren Angebot als die AUA wartet Niki Lauda, Chef des Ex-SkyEurope-Konkurrenten FlyNiki, auf. Lauda erklärte am Dienstag: "Wir sind bereit, 'gestrandete' SkyEurope-Passagiere von allen unseren Außenstellen - das betrifft vor allem Mailand, Rom und Paris - um 99 Euro nach Hause zu bringen. Das Angebot gilt ab sofort bis Mitte September, alle Airports sind bereits informiert." Das Angebot gelte je nach Platzverfügbarkeit, die Passagiere müssten lediglich ihr SkyEurope-Ticket vorweisen.

Auch Czech Airlines (50 Euro), EasyJet und Ryanair bieten sich für Rückflüge an. Zudem bereite laut Lauda die deutsche Fluggesellschaft AirBerlin ein Angebot vor. Air Berlin ist mit 24 Prozent an der Fluglinie FlyNiki beteiligt. 

Großes Bedauern bei SkyEurope
SkyEurope bedauere die Unannehmlichkeiten für die Reisenden sehr, sagte Unternehmenssprecher Ronald Schranz. 71 Flüge mit rund 7.900 Passagieren wären allein für Dienstag geplant gewesen. Um Passagiere, die auf ihren Abflug warteten, werde man sich kümmern und sie soweit wie möglich informieren. Der Sprecher räumte allerdings ein, dass SkyEurope-Kunden, die sich bereits im Ausland befinden, sich selbst um alternative Rückreisemöglichkeiten kümmern müssten. Andere Fluglinien hätten in derartigen Fällen eigene Interessen, die Passagiere zurückzuführen. "Eine im Konkurs befindliche Airline kann keine Deals schließen", so Schranz. Genaue Zahlen konnte er nicht nennen, es handle sich jedoch um "mehrere Tausend" Menschen.

VKI-Tipps für betroffene Urlauber
Von den Flugausfällen betroffene SkyEurope-Kunden können ihre Forderungen gegen die Airline im Konkursverfahren anmelden. Grundsätzlich stehen europäischen Fluggästen bei Flug-Annullierungen die Rückerstattung des Ticketpreises sowie eine Entschädigung (abhängig von der Entfernung 250 bis 600 Euro) zu. Im Konkursverfahren ist laut Verein für Konsumenteninformation (VKI) aber nur mit einer teilweisen Erstattung zu rechnen. Die Konsumentenschützer bereiten jedenfalls ein entsprechendes Formular für Forderungsanmeldungen in der Slowakei vor und informieren auf ihrer Homepage (siehe Infobox).

Angesichts der SkyEurope-Pleite bekräftigte Konsumentenschutzminister Rudolf Hundstorfer am Dienstag seine Forderung nach einer stärkeren Konkurs-Absicherung für Fluglinien. Ähnlich wie die Veranstalter von Pauschalreisen sollten sie zum Abschluss von Insolvenzabsicherungen verpflichtet werden, damit Konsumenten im Konkursfall ihr Geld komplett zurück bekommen.

Keine Überbrückungsfinanzierung erhalten
Bereits am Montagnachmittag hatte sich das Aus der Billigairline abgezeichnet. Nach Wien hatte auch der Flughafen Prag einen Abfertigungsstopp für Dienstag angekündigt, sollten die offenen Forderungen nicht sofort beglichen werden. Am Abend hieß es dann, dass auch alle Flüge ab Bratislava gestrichen würden. Der Flughafen Wien hatte bereits Mitte August die SkyEurope-Abfertigung wegen offener Rechnungen gestoppt. Die Airline hatte die Passagiere daraufhin mit Bussen nach Bratislava gebracht und die Flüge von dort gestartet.

Die Fluglinie erklärte das Aus damit, dass der Versuch, eine Überbrückungsfinanzierung zu erhalten, im letzten Moment gescheitert sei. Daraufhin habe der für das Gläubigerschutzverfahren zuständige Treuhänder festgestellt, dass der Fortbetrieb nicht mehr möglich sei. Dies sei nach den "letzten Lieferantenaktionen, zurückgehenden Buchungen und Umsatzeinbrüchen" klar geworden.

SkyEurope: Konkurs ziemlich überraschend
Das Aus für die Fluglinie sei trotz der angespannten Finanzlage ziemlich überraschend gekommen. Am Montag hätten sich die Ereignisse überschlagen, nachdem im letzten Moment die kurzfristige Überbrückungsfinanzierung nicht aufgestellt werden konnte. Dass es sich dabei um fünf Millionen Euro handeln soll, konnte Unternehmenssprecher Schranz nicht bestätigen. Dazu kam, dass Kerosin-Lieferanten und Flughäfen ihre Leistungen einstellten.

Der Konkursantrag wurde vom Restrukturierungsverwalter Jozef Griscik in der Slowakei gestellt, der damit "über Nacht zum Konkursverwalter wurde". Nach Angaben von Schranz wurden die gestundeten Mitarbeiterlöhne für Juli beglichen.

Billigairline litt unter chronischem Geldmangel
Die Billigairline litt seit Jahren unter chronischem Geldmangel und hatte im Juni Insolvenz angemeldet, seither war sie unter Gläubigerschutz nach slowakischem Recht gestanden. Einer der Aktionäre von SkyEurope, die in Holland registrierte Focus Equity des Geschäftsmanns Alon Shklarek, hatte SkyEurope auch schon eine Finanzspitze von bis zu 16,5 Millionen Et hatten sogar die Mitarbeiter einer Stundung ihrer Juli-Gehälter zugestimmt, um das Unternehmen vor dem Aus zu bewahren.

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