Der Mann ist in der inkriminierten Sache bereits im Juli 2006 vom Kreisgericht Banja Luka wegen Mitwirkung am versuchten Mord zu acht Jahren Haft verurteilt worden, während das Verfahren gegen die Frau auf Ersuchen der bosnischen Behörden von der Staatsanwaltschaft Wien geführt wird: Die 30-Jährige ist österreichische Staatsbürgerin.
Zeuge an Grenze nicht in Empfang genommen
Die zuständige Richterin hatte im April sämtliche Unterlagen dem Justizministerium geschickt, um für das Verfahren gegen die gehörnte Ehefrau den Cousin stellig machen zu können. Über das Justizministerium sollte der Transport des Häftlings organisiert werden. Dabei wurde aber offenbar darauf vergessen, das Innenministerium zu verständigen, das dafür Polizeibeamte abstellen hätte müssen, deren Aufgabe es gewesen wäre, den Zeugen an der Grenze in Empfang zu nehmen.
Aufenthaltsort des Cousins derzeit unklar
Als sich die Richterin im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus erkundigte, ob der Zeuge eingetroffen sei, wurde ihr lapidar mitgeteilt, dass es diesen Namen nicht gebe. Wo sich der Cousin derzeit befindet, ob er etwa in Begleitung bosnischer Wachebeamter an der Grenze auf seine Abholung wartet, war vorerst unklar.
Nebenbuhlerin in Falle gelockt
Als "sehr temperamentvoll" mit einer Tendenz zu "heftigen Aggressionsausbrüchen" wird die 30-jährige Angeklagte beschrieben. Als die verheiratete Frau von einem außerehelichen Verhältnis ihres Mannes erfuhr und sich die Nebenbuhlerin nicht bereiterklärte, die Beziehung zu beenden, "wollte sie ein recht nachhaltiges Exempel statuieren", wie sich Staatsanwalt Michael Radasztics am ersten Verhandlungstag ausdrückte.
Die Angeklagte stellte der verhassten Rivalin mit Hilfe ihres Cousins eine Falle. Unter der Vorgabe, ihr einen regulären Job in Österreich beschaffen zu können, vereinbarte der Mann mit der 26-Jährigen ein Treffen im nördlichen Bosnien. Als sich die ahnungslose Frau zu dem Mann ins Auto setzte, erwartete sie im Fonds die notdürftig mit Hut und Sonnenbrille getarnte Ehefrau ihres Liebhabers, die sich sogleich zu erkennen gab.
Grausame Strafaktion vorbereitet
"Warum tust du mir das an? Das ist mein Mann!", schimpfte die gehörnte Ehefrau. "Was soll ich machen? Ich bin verliebt", lautete die Antwort. Daraufhin nahm eine offenbar von langer Hand vorbereitete "Strafaktion" ihren Lauf.
Die Nebenbuhlerin wurde zu einem abgelegenen Waldstück unweit der Ortschaft Jelak gebracht, wobei die Angeklagte während der Fahrt auf sie eintrat und -schlug und ihr unter anderem mehrere Kieferbrüche zufügte. Danach wurde die Frau gezwungen, Schlafmittel einzunehmen, um eine allfällige Gegenwehr zu verhindern. Der Cousin entkleidete im Anschluss die 26-Jährige teilweise, um sie zu demütigen, was die betrogene Ehefrau fotografierte.
Mit Säure übergossen und mit Auto überfahren
Am Ende, als das Opfer bereits am Rande der Bewusstlosigkeit war, musste die Frau ätzende Säure trinken und wurde auch mit dieser übergossen. Dann setzte sich laut Anklage die Ehefrau ans Steuer ihres Wagens und fuhr über den reglos am Waldboden liegenden Körper. "Lebt die Hündin noch?", soll sie dabei nach Aussage ihres Komplizen gerufen haben.
Da dieser versicherte, die Frau wäre bereits tot, verließen die beiden den Tatort. Das Opfer kam irgendwann zu sich, konnte sich zu einer Straße schleppen, wo es am nächsten Morgen zufällig von einem Soldaten - in der Nähe befindet sich ein Militärlager - aufgelesen wurde.
Opfer ist körperliches und psychisches Wrack
Die mittlerweile 30 Jahre alte Frau - der inkriminierte Vorgang hat sich am 14. April 2005 abgespielt - ist seither körperlich und psychisch ein Wrack. Ihre Speiseröhre ist infolge der Säure praktisch zerstört worden, die Frau kann nur mehr schluckweise Babynahrung zu sich nehmen. Ihre Stimmbänder sind kaputt, so dass ihr das Kommunizieren nur mehr unter äußerster Anstrengung möglich ist.
Als den Geschworenen Lichtbilder der entstellten Frau vorgelegt wurden, zuckten sie teilweise entsetzt zusammen. Nach Darstellung ihrer Rechtsvertreterin lebt die 30-Jährige bei ihren Eltern, verlässt das Haus nicht mehr, ist berufsunfähig und meidet jeglichen Kontakt zur Außenwelt.
Komplize bereits zu acht Jahren verurteilt
Die Angeklagte hatte sich unmittelbar nach dem Attentat nach Österreich abgesetzt, wo sie bereits seit einigen Jahren lebt. Da sie auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde die heimische Justiz von den bosnischen Behörden ersucht, gegen sie das Strafverfahren zu führen.
Der Cousin der 30-Jährigen ist demgegenüber schon im Juli 2006 vom Kreisgericht Banja Luka wegen Mitwirkung am versuchten Mord zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Der betrogenen Ehefrau drohen im Fall eines Schuldspruches zehn bis 20 Jahre Haft.
"Sie hat mich so provoziert"
"Sie wollte diese Frau nie töten", betonte Verteidiger Elmar Kresbach (Bild links). Seine Mandantin gab zu, die Rivalin im Auto geschlagen, getreten und mit einem Messer mit dem Umbringen bedroht zu haben, sollte sie ihren Mann nicht verlassen: "Sie hat mich so provoziert". Die Frau habe aber "keine Angst gehabt" und bekräftigt, sie liebe den Mann und werde diesen "nicht hergeben".
"Ich war zornig"
"Ich war zornig", gab die Angeklagte an, stritt aber ab, der Rivalin Säure eingeflößt und sie damit überschüttet zu haben. Das habe ihr Cousin gemacht. Dieser habe die Frau auch mit dem Auto überfahren.
Das Opfer selbst hat an diese Szenen keine Erinnerung mehr. Die Frau wird in dem auf drei Tage anberaumten Verfahren auch nicht als Zeugin aussagen - im Zuge des Ermittlungsverfahrens wurde eine DVD mit ihrer kontradiktorischen Einvernahme aufgezeichnet, die den Geschworenen gezeigt wird.
Keine Aussage des Ehemanns
Der Ehemann der 30 Jahre alten Angeklagten, die ihre Nebenbuhlerin mit Säure übergossen haben soll, hat sich am Montagnachmittag im Wiener Straflandesgericht seiner Aussage entschlagen.
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