Entlastet wurde auch der 2008 ausgeschiedene Manager Thomas Kleibl. Über die beiden ist separat abgestimmt worden. Ohne Debatte und mehrheitlich kam die Entlastung der beiden amtierenden AUA-Chef Andreas Bierwirth und Peter Malanik zustande.
Die Präsenz der HV ist nach fast elf Stunden schon auf ein gutes Viertel zusammengeschmolzen. Die Kleinaktionäre, die sich zuvor stundenlang ihren Frust von der Seele geredet hatten und ihre Kritik am nicht anwesenden Ötsch festmachten, unterlagen, wie zu erwarten war, dem überraschungsfreien Votum des Hauptaktionärs ÖIAG, der ja seine 41,6 Prozent des gesamten Aktienkapitals in die Schale wirft.
Bei der entscheidenden Abstimmung über Ötsch präsent waren 129 Aktionäre, die vertraten 47,88 Millionen Aktien. Für die Entlastung des geschassten Vorstandschefs stimmten 42,87 Millionen Aktien, das waren 89,5 Prozent. Gegen die Entlastung von Ötsch waren fünf Millionen Aktien (10,45 Prozent).
Widerspruch gegen Michaelis-Entlastung angekündigt
Aufsichtsratschef Peter Michaelis wurde ebenfalls separat von seinen übrigen Kollegen entlastet. In den Stunden davor hatte sich auch Michaelis in einem Rundumschlag von kritischen Anlegern den Vorwurf des "Versagers" und Klagsdrohungen anhören müssen. Er gewinne ein wenig den Eindruck, "als ob wir ein intaktes wirtschaftliches Umfeld haben und die AUA die einzige ist, die in diesem Umfeld nicht angemessen reagiert hat", klagte Michaelis. Er meine sehr wohl, dass die ÖIAG ihrer Verantwortung gerecht geworden sei. 145 Aktionäre waren bei der Aufsichtsratsabstimmung dabei. Auch hier gab es ein 89,5-prozentiges Pro-Votum für Michaelis und fast 91 Prozent Ja für seine Kollegen. Ein Anlegervertreter gab Widerspruch zu Protokoll bezüglich der Entlastung von Michaelis.
Die Frage, was passiere, wenn die Lufthansa eine der zahlreichen Ausstiegsklauseln vom Vertrag zieht und die AUA-Übernahme nun doch nicht stattfindet, wurde nur allgemein beantwortet. Dann träte, so bekräftigte der Vorstand seine bisherigen Aussagen dazu, der gefürchtete "Plan B" in Kraft, also drastische Redimensionierung mit teurem Einschuss durch den Staat.
Vorstand: Kraft und Geld reichen bis zum Closing
Die amtierenden AUA-Vorstände Andreas Bierwirth (im Bild links) und Peter Malanik (rechts) bekräftigten in der HV ihre Auffassung, dass das Lufthansa-Angebot von 4,49 Euro je Aktie ausreichend sei. Sie gehen weiter davon aus, dass die angeschlagene Airline mit der staatlichen Überbrückungshilfe von 200 Millionen Euro bis zum "Closing" der Übernahme durch die Lufthansa auskommen wird.
Die AUA habe genug Liquidität und auch Kraft, um das Closing zu erreichen, brauche aber die Unterstützung aller: von der Republik ("negativer Kaufpreis"), Belegschaft ("Krisensparpaket") sowie von Lieferanten und Kunden (Flughafen, Behörden, OMV). "Und wir brauchen die Unterstützung von Ihnen, den Aktionären", sagte Bierwirth. An den Aktionären liege es, das Angebot der Lufthansa anzunehmen.
Alle Geschäftsbereiche unter Druck
In der Hauptversammlung wurde deutlich gemacht, dass alle Geschäftsbereiche (Osteuropa, Westeuropa/Deutschland, Langstrecke) in der Finanzkrise arg unter Druck gerieten. Als die Lufthansa den Kaufvertrag im Dezember unterschrieb, war die Krise längst nicht so ersichtlich wie heute, meinte Bierwirth. Im übrigen müssten auch die Lufthansa-Gremien überzeugt werden, dass ihre Investition in die AUA die richtige Entscheidung gewesen sei. Deshalb gehe es darum, die Kosten nachhaltig zu stabilisieren. Auch mit den Lieferanten sei man weiter in konstruktiven Gesprächen. Da gehe es nicht um Almosen.
Vorstandsdirektor Malanik ist überzeugt, im Beihilfeverfahren Bedenken der EU-Wettbewerbsbehörden ausräumen zu können. Für Malanik ist die 500 Millionen Euro schwere Mitgift der Republik keine "Beihilfe", sondern die billigste von allen Alternativen, eine "vernünftige Vorgangsweise", die ein privater Investor auch gewählt hätte. Für die endgültige Anmeldung des Zusammenschlusses zwischen AUA und Lufthansa dürfte es jetzt Ende April werden.
Ex-Boss Ötsch "vertragskonform" abgefertigt
AUA-Aufsichtsratschef Peter Michaelis ergänzte auf Aktionärsfragen, dass Alfred Ötsch "vertragskonform" abgefertigt wurde und auch nicht - wie die übrige AUA-Belegschaft - auf Teile des Gehalts verzichtet. Einen langwierigen Rechtsstreit gegen einen ehemaligen Vorstandschef wollte man sich ersparen. Zudem sei mehr als fraglich, dass ein Rechtsstreit die Trennung billiger gemacht hätte.
Aktionärsvertreter Wilhelm Rasinger, Chef des Interessensverbands der Anleger (IVA) bezeichnete den im Jänner geschassten Ötsch als den "personifizierten Misserfolg" des Unternehmens, seine öffentlichen Auftritte als "Provokation".
Verhandlungen mit Kunden und Partnern
Noch wird als Teil des heurigen Sparpakets um Nachlässe verhandelt von Kunden und Partnern. Der OMV wurde am Dienstag abermals die Rute ins Fenster gestellt, wonach in Wien das Auftakten 7,8 Millionen Euro mehr koste als in im nahen München. Den "Standortnachteil" Wiens gegenüber München bezifferte der AUA-Vorstand mit insgesamt 35 bis 40 Millionen Euro. Besonderen Handlungsbedarf sieht man auch bei den Sicherheitsgebühren, in Wien mit acht Euro je Passagier doppelt so hoch sind wie in München.
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