Sechs Tage nach dem Amoklauf eines 21-jährigen ehemaligen Schülers in Graz mit zehn Todesopfern ist die Ermittlungsgruppe „Luctus“ nach der Tatortarbeit nun intensiv mit der Verifizierung von möglichen Social-Media-Profilen des Täters beschäftigt. Gesichert ist, dass der Amokläufer mehrere Profile auf diversen Plattformen hatte.
Sechs Tage nach der furchtbaren Amok-Tat am Grazer Gymnasium Dreierschützengasse lichtet sich immer mehr Nebel zu den Hintergründen des Täters. Bereits kurz nach dem Amoklauf hatten die Ermittler mehrere Hinweise auf diverse Social-Media-Profile des Täters erhalten. Bei der Pressekonferenz der Landespolizeidirektion Steiermark am Donnerstag war betont worden, dass der 21-Jährige sich stark aus der realen in die virtuelle Welt zurückgezogen hatte.
Dass er keine Social-Media-Profile gehabt habe, sei bei der Pressekonferenz nie behauptet worden, stellte die Polizei am Montag klar. Klar sei aber auch, dass die möglichen Profile in sozialen Netzwerken und Foren alle erst verifiziert werden müssen.
Was ist echt und was nicht?
Nun gilt es zu verifizieren, welche Profile genau vom Täter angelegt wurden und welche von „Nachahmern“. Die Ermittler geben vorerst auch nicht bekannt, ob die von diversen Medien veröffentlichten Fotos der Waffen und aus der Schul-Toilette tatsächlich vom Täter stammen.
Menschliche Ermittler stoßen an ihre Grenzen
Um gefährliche Inhalte im Dickicht des World Wide Webs und auf Social Media aufzustöbern, verwenden andere Länder sogenannte Webcrawler. Dafür fehlt den heimischen Behörden aber die Befugnis. „Für eine Gefahrenerforschung im Internet braucht es die rechtliche Möglichkeit, das offene Internet automatisiert nach gefährlichen Inhalten und Hinweisen zu durchsuchen“, sagt Michael Lohnegger, Leiter des Landeskriminalamts Steiermark. „Ermittlerinnen und Ermittler aus Fleisch und Blut stoßen hier an natürliche Grenzen.“
Erst mit konkreten Hinweisen – sei es aus der Bevölkerung oder durch Webcrawler – könne derzeit etwa verdeckte Ermittlungsarbeit in geschlossenen Foren in Angriff genommen werden. Die Messenger-Überwachung spiele in diesem Zusammenhang ebenfalls eine große Rolle, wurde betont.
Hunderte Dateien hochgeladen
Neben der Überprüfung der Social-Media-Aktivitäten des Täters werden weiterhin Zeugenbefragungen durchgeführt und zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung ausgewertet. Auf der Upload-Plattform wurden mit Stand Montagfrüh 852 Dateien hochgeladen, davon 382 Videos, sagte Sprecher Sabri Yorgun zur APA.
Die Schule wurde seitens der Behörden vor dem Wochenende freigegeben. Der Betrieb bleibt aber noch unterbrochen. Am Dienstag findet eine Gedenksitzung des Landtags Steiermark und abends eine interreligiöse Gedenkmesse statt.
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