Es hätte eine feine Tour auf einen beliebten Wandergipfel werden sollen und endete mit drei Toten durch Blitzschlag. Nach dem verheerenden Alpinunfall im Verwallgebirge (Bezirk Landeck) steht Tirol unter Schock. Die Bergung der Toten stellte die Einsatzkräfte vor große Herausforderungen.
Mit dem Auto waren am Sonntag ein 62-jähriger Einheimischer aus dem Stanzertal, sein 60-jähriger Bruder und dessen Frau (60) aus dem Paznauntal von Schnann am Arlberg zur Ganatschalpe (1854 Meter Seehöhe) gefahren. Von dort stieg das bergerfahrene Trio rund 800 Höhenmeter bei noch bestem Wetter zu Fuß über den markierten Wandersteig auf zur Mittagsspitze (2635 Meter).
Wetter schlug plötzlich um
„Zwischen 12.30 und 12.45 Uhr waren sie wohl am Gipfel“, schildert Patrick Wechner, Chef der Alpinpolizei im Bezirk Landeck. „Von dort hatten sie noch Kontakt mit ihren Angehörigen im Tal.“ Weil das Wetter jedoch umschlug und sich Gewitter näherten, traten sie dann sofort wieder den Abstieg entlang derselben Route an. Doch weder auf der Alm noch zu Hause kam das Trio an. Gegen Abend schlugen daher die Angehörigen Alarm.
Es herrschten schwierige Bedingungen für den Einsatz. Es tobten Gewitter, es regnete stark, Nebel, tiefe Bewölkung und Wind.
Patrick Wechner, Einsatzleiter Alpinpolizei
Bild: zVg
Gewitter, Regen, Nebel und Wind bei Suchaktion
„Wir haben daraufhin sofort eine Suchaktion gestartet“, sagt Einsatzleiter Patrick Wechner. Die äußeren Voraussetzungen waren extrem schwierig: Es tobten weiter Gewitter, es regnete stark, Nebel, tiefe Bewölkung und Wind stellten heikle Bedingungen dar – vor allem für den Notarzthubschrauber Christophorus 5.
Leichen gegen 20.15 Uhr gefunden
„Gemeinsam mit einem zweiten Alpinpolizisten und einem Polizeihundeführer stieg ich zu Fuß von der Alm Richtung Mittagsspitze auf“, schildert Wechner. „Als wir uns knapp oberhalb der Waldgrenze befanden, kam der Hubschrauber durch Nebel und Wolken durch und ortete gegen 20.15 Uhr etwa 200 Höhenmeter über uns die drei Bergsteiger.“
Blitz hatte Trio direkt getroffen
Der Besatzung bot sich ein fürchterliches Bild. „Die drei Einheimischen lagen regungslos direkt neben dem Steig im selben Bereich. Der Notarzt konnte nur noch den Tod der Bergsteiger feststellen.“ Ein Blitz hatte das Trio direkt und tödlich getroffen.
Meisterleistung der Einsatzkräfte
Der Heli flog in der Folge die Polizisten zur Unglücksstelle, gemeinsam bargen die geschockten Einsatzkräfte unter den schwierigen Wetterverhältnisssen die Toten. „Der Hubschrauber konnte nicht landen, der Pilot musste die Maschine mit einer Kufe anstellen – eine Meisterleistung“, schildert Wechner.
In mehreren Rotationen wurden die Verunglückten sowie die Einsatzkräfte zum Landeplatz nach Pettneu geflogen, den die ebenfalls alarmierte Bergrettung Pettneu betreute.
Unglück wohl zwischen 13 und 14 Uhr
Das Drama ereignete sich vermutlich zwischen 13 und 14 Uhr in knapp 2300 Metern Höhe. „Die drei waren vom ausgesetzten Grat schon herunten, sie wurden in einem eher flachen Bereich vom Blitz getroffen“, weiß Wechner.
Die drei Bergsteiger waren vom ausgesetzten Grat schon herunten, sie wurden in einem eher flachen Bereich vom Blitz getroffen.
Patrick Wechner, Einsatzleiter Alpinpolizei
Bild: zVg
Bergretter unter den Opfern
„Das war einfach brutal viel Pech“, meint der erfahrene Alpinpolizist. Mehr Schicksal gehe fast nicht, heißt es. Dieses Schicksal traf am Sonntag auch einen Bergretter aus See im Paznauntal, der sich unter den Opfern befindet.
Kein vergleichbares Unglück in letzten Jahrzehnten
Wechner kann sich an kein ähnlich dramatisches Unglück mit mehreren Toten durch Blitzschlag in den vergangenen 20 Jahren erinnern. In dieselbe Kerbe schlägt auch Franz Markart, der Ausbildungsleiter der Tiroler Alpinpolizei. „Ich weiß nur einen Fall aus dem Karwendel, der mehr als 20 Jahre zurückliegt. Damals traf ein Blitz eine Gruppe von Alpinisten beim Abstieg von der Ödkarspitze. Es gab zwei Tote und zwei Schwerverletzte.“
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