Sicherheitspanne

Pressefoto enthüllt britische Geheimdokumente

Ausland
09.04.2009 07:36
Eine Sicherheitspanne hat am Mittwoch in Großbritannien zu einer groß angelegten Razzia geführt. Der oberste Terror-Fahnder Bob Quick war kurz vor der Polizeiaktion mit Dokumenten unter dem Arm fotografiert worden, als er zu einem Treffen mit Premierminister Gordon Brown ging. Auf dem Pressefoto waren wichtige Inhalte des Papiers zu erkennen. So trug eines der Dokumente den Vermerk "geheim" und enthielt Angaben über eine Anti-Terror-Aktion, wie mehrere Medien am Mittwochabend berichteten. Am Donnerstag zog Quick die Konsequenzen aus seinem Missgeschick und trat als Chef der Anti-Terror-Abteilung bei Scotland Yard zurück.

Am Vortag hatte er offen den Einsatzplan der Operation in den Amtssitz von Premierminister Gordon Brown getragen und war damit fotografiert worden. Wenige Stunden später nahm die britische Polizei im Nordwesten Englands zwölf Personen unter dem Verdacht fest, Anschläge in Großbritannien geplant zu haben.

Wie der Londoner Bürgermeister Boris Johnson am Donnerstag mitteilte, nahm er den Rücktritt "mit Widerstreben" an und setzte an Quicks Stelle John Yates als Chef der Anti-Terror-Einheit der Polizeibehörde der Metropolregion London (MPS, landläufig Scotland Yard genannt) ein. Quick hatte sich mit dem unverhüllten Dokument auf dem Weg zu Premier Brown und Innenministerin Jacqui Smith für Gespräche über eine Polizeireform befunden. Das Foto entstand, als er aus seinem Wagen vor dem Regierungssitz Downing Street Nummer 10 ausstieg.

Überstürzte Razzia "erfolgreich" verlaufen
Die Razzien mussten wegen der Foto-Panne früher als geplant gestartet werden. Zwar hatte das Verteidigungsministerium kurzfristig noch versucht, Medien von der Veröffentlichung des Fotos abzuhalten. Weil es aber vielen Zeitungen vorlag und auch im Ausland verbreitet wurde, entschlossen sich die Ermittler zu dem ungewöhnlichen Zugriff bei Tageslicht.

Innenministerin Smith sagte, der Einsatz sei zwar "erfolgreich" verlaufen, Quick habe aber gemerkt, dass seine Position "nicht zu halten war". Das als geheim klassifizierte Dokument trug den Titel "Operation Pathway" und beschrieb Untersuchungen des Geheimdienstes über einen vom islamistischen Terrornetzwerk Al-Kaida geplanten Angriff. In den fotografierten Geheimunterlagen wurden elf Verdächtige aufgelistet, von denen zehn pakistanischer Herkunft sind und sich mit Studentenvisa in Großbritannien aufhalten. Der elfte Gesuchte ist demnach britischer Herkunft.

Acht Gebäude durchsucht
Bei der Razzia wurden nach offiziellen Angaben acht Gebäude in Merseyside, Manchester und Lancashire sowie an der Universität Liverpool durchsucht. Dabei spielten sich dramatische Szenen ab. Ein Student von der Universität Liverpool beobachtete, wie ein junger Verdächtiger am Boden lag und ein Polizist "anscheinend mit einer Schusswaffe direkt auf seinen Kopf zielte". Nach Informationen der Londoner "Times" ergaben die Ermittlungen vor dem Einsatz, dass auf einen Nachtclub und ein Einkaufszentrum in Manchester Anschläge verübt werden sollten.

Quick hatte sich noch am Mittwochabend bei Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson für die Panne entschuldigt. Wenige Stunden später bot er seinen Rücktritt an. Er entschuldigte sich dafür, dass er mit seinem Handeln den Erfolg eines Anti-Terror-Einsatz gefährdet habe. Er bedauere die Schwierigkeiten, die er verursacht habe, "zutiefst", teilte Quick mit.

Bereits mehrfach Terror-Fahndungen
Die britischen Sicherheitskräfte lösten bereits mehrfach Terror-Fahndungen aus, seit im Juli 2005 bei Anschlägen in London 56 Menschen ums Leben kamen. Im Juni 2007 wurden in London und Glasgow Anschläge vereitelt. In Großbritannien wird die Terrorgefahr seit knapp zwei Jahren als "ernst" eingestuft. Das bedeutet, dass Terroranschläge in der Zukunft sehr wahrscheinlich sind, aber nicht unmittelbar bevorstehen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele