Ob Aufarbeitung der NS-Zeit ("Dis wo ich herkomm"), Rassismus ("Superheld"), Neid ("Erster"), Materialismus ("Übers's Geld") oder das leidige Erwachsenwerden ("Wir sind keine Kinder mehr"): Die auf den insgesamt 16 Tracks des neuen Albums gebotene Themenvielfalt kann sich hören lassen. Den einstigen Biss mag Samy zwar verloren haben, dafür ist er authentischer denn je. In "Vatertag" sinniert Samy über sein Verhältnis zu seinem im Sudan lebenden Vater, huldigt seinem Sohn auf "Superheld mit brauner Haut" und schenkt der Großmutter mit "Oma Song" seine ganz persönliche Liebeserklärung.
Zwischen all der Ernsthaftigkeit und den Einblicken in das eigene Seelenleben vergisst der mittlerweile 31-Jährige aber auch nicht auf die Unterhaltung: Songs wie "Musik um durch'n Tag zu kommen" und vor allem "Bis die Sonne rauskommt" (siehe Video oben) zeugen von Samys Entertainerqualitäten und seiner musikalischen Vielfalt. Zwar ist Hip Hip nach wie vor die Basis, von der aus er immer weiter zu seinen Einflüssen aus Reggae und Soul vordringt, doch auch afrikanische Melodien, Jazz und Swing ("Sprech wie ich sprech") sowie R'n'B-Einflüsse finden sich auf dem neuen Album wieder. Nicht zuletzt dank Unterstützung durch Kollegen wie Afrob, Max Herre oder Xavier Naidoo.
Kurzum: "Dis wo ich herkomm" ist ein ebenso abwechslungsreiches wie vielschichtiges Album geworden, das hoffentlich auch ohne Bling-Bling, Gangster-Attitüden und Macho-Gehabe seine Fans finden wird. Nur der zum Schluss schon etwas überstrapazierte Einsatz von Vocoder-Verzerrungen, den hätte sich Herr Deluxe wirklich sparen können.
Fazit: 8 von 10 innerlich gereiften Punkten
von Sebastian Räuchle
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