Kirche in der Krise

Wagner-Berufung für Bischof Iby “unerklärlich”

Österreich
14.02.2009 14:27
In die Kritik am designierten Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner hat jetzt auch der burgenländische Diözesanbischof Paul Iby mit ungewöhnlich scharfer Wortwahl eingestimmt. Zwei Tage vor der von Kardinal Christoph Schönborn einberufenen Krisensitzung der österreichischen Bischofskonferenz sagte Iby: "Es ist für mich unerklärlich, welche Wege es genommen hat, dass ein Kandidat, der nicht die Zustimmung vieler hat, so an die Spitze gekommen ist."

Scharfe Kritik an der Kirchenführung in Rom übte Iby (im Bild mit Kardinal Schönborn bei der Bischofskonferenz in Jerusalem, 2007) auch im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Holocaustleugners Richard Williamson in die katholische Kirche - die zweite päpstliche Entscheidung, die derzeit zusammen mit der Wagner-Berufung für einen massiven Anstieg der Kirchenaustritte in Östereich sorgt: "Die zurückgenommene Exkommunikation von Williamson ist eine Blamage", erklärte Iby zu Beginn der sogenannten "Kontaktwoche" im burgenländischen Pinkafeld.

Schönborn beruft Krisensitzung ein
Nachdem die Berufung des erzkonservativen Pfarrers Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof seit Wochen Staub in der römisch-katholischen Kirche aufgewirbelt, hat Schönborn kurzfristig eine Sondersitzung der österreichischen Bischofskonferenz für Montag anberaumt. Wagner, der von seinen künftigen Amtskollegen bereits zur Mäßigung und Beendigung seines Konfrontationskurses vergattert worden war, soll dort aber nicht auftauchen. Thema der Sitzung werde die "derzeitige Situation der Kirche in Österreich", heißt es offiziell. "Die Katholiken haben ein Recht darauf, dass wir unser Bestes geben, um die Krise zu überwinden", so Schönborn.

Der Kardinal sprach wörtlich von "Schadensbegrenzung". Die derzeitigen Spannungen hätten Irritation und Resignation gebracht, es gehe vor allem auch um die Zukunft der Kirche in Österreich. Nur die Diözesanbischöfe inklusive Militärdiözese sind zu der Sonderberatung zur Krise eingeladen, was Wagner als designierten Weihbischof ausschließt. Dieser soll erstmals bei der Frühjahrsvollversammlung in Innsbruck im März - noch vor seiner Weihe - seinen Kollegen in dieser Runde begegnen. Das Treffen findet um 10 Uhr im Erzbischöflichen Palais in Wien statt.

"Sorgfältige Analyse mit Augenmaß"
Nur wenige Bischöfe meldeten sich am Freitag zur Krisensitzung zu Wort. Der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari erwartet sich eine "sorgfältige Analyse mit Augenmaß". Probleme seien nicht kleinzureden, "sondern sollen klar benannt werden", hieß es. Es sei selbstverständlich, dass die Bischöfe beweglich auf andrängende Fragen reagieren und dazu auch außerordentliche Konferenzen halten. "Die Bischöfe werden gemeinsam Wege suchen, um das vielschichtige Netz der Seelsorge zu stärken und vor Beschädigungen von innen und von außen zu schützen.

In Salzburg geht man davon aus, dass die Bischofskonferenz eine Erklärung zur Bekräftigung des Zweiten Vatikanischen Konzils bringen wird. Angesichts des Wirbels um die Bestellung von Wagner solle man festhalten, dass es Aufgabe der Bischöfe und Weihbischöfe sei, "das Volk der Gläubigen zu einen und nicht zu spalten", hieß es dort. In anderen Diözesen wollte man erst einmal das Krisentreffen abwarten oder war vorerst nicht erreichbar.

Interview-Sperre über Wagner verhängt
Kritik musste Wagner bereits von seinen Kollegen einstecken, ließ Kapellari zum Abschluss seines Rom-Besuchs durchklingen. Wagner verbrachte - neben einer Reihe anderer Bischöfe - die vergangenen Tage in Rom, wo ihm offenbar aufgetragen wurde, seiner neuen Funktion als Pontifex, also Brückenbauer, nachzukommen. Zuvor war über ihn bereits eine Interview-Sperre verhängt worden. "Der Bischof soll, muss und wird um Vertrauen bitten", sagte der Vizepräsident der Bischofskonferenz und kritisierte auch die Interview-Serie Wagners und dessen umstrittene Aussagen.

Wagner habe "zugegeben nicht sehr geschickt argumentiert", so Kapellari weiter. "Er hat gezeigt, dass er eine Pfarre von mittlerer Größe zusammenhält, aber er hat gezeigt, dass er im Bewusstsein der halbsäkularen Gesellschaft nur oberflächlich daheim ist." Der Linzer Weihbischof müsse sich nun das Vertrauen seiner Diözese erarbeiten. "Das ist eine Vorgabe an Wagner, von Bischofskollegen, aber auch von hohen Stellen in Rom." Kritik übte Kapellari aber auch an den oberösterreichischen Dechanten, die in einer Abstimmung mit großer Mehrheit gegen Wagner rebellierten.

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