Global und lokal

Klimawandel belastet arme Österreicher mehr

Österreich
05.09.2008 12:43
Auf globaler Ebene ist es eine Binsenweisheit, auf lokaler Ebene ist es ebenso eine Tatsache: Arme sind vom Klimawandel stärker betroffen als Reiche, wobei sie für die Ursachen in weit geringerem Ausmaß verantwortlich sind. Schlechtere Raumdämmung, höhere Lebensmittelpreise und das Risiko eines Jobverlustes machen den ärmeren Menschen in Folge des Klimawandels zu schaffen.

Eine neue Studie des Grazer Volkswirts Franz Prettenthaler im Auftrag von Global 2000 nahm die genaueren Umstände in Österreich unter die Lupe.

Menschen mit höherem Einkommen geben dieses auch an mehr Stellen aus: Besonders ins Gewicht fallen der Besitz von mehr Autos und höheren Ausgaben für Flugreisen. Außerdem: "Ärmere wohnen in kleineren Wohnungen und heizen häufiger klimafreundlich mit Holz", meint Prettenthaler. Während der durchschnittliche Bewohner einer Kategorie A-Wohnung mit seiner Heizung im Schnitt jährlich fast 4,5 Tonnen CO2 verursacht, sind es bei den Kategorien BCD rund 3,6 Tonnen, also nur rund 80 Prozent.

Narungsmittel, Energie und Preissteigerungen als Problem
Der Klimawandel wird die Ärmeren dafür aber stärker treffen: Diese Bevölkerungsgruppe muss höhere Anteile ihres Einkommens für Nahrungsmittel und Energie ausgeben und ist von klimabedingten oder klimapolitikbedingten Preissteigerungen besonders betroffen. Aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten können sich Personen niedriger Einkommensgruppen auch seltener Wohnraumsanierungsmaßnahmen leisten.

Schlecht gedämmte Wohnungen lassen Heizkosten steigen
Einerseits heizen sie somit mehr, andererseits sind sie in ungedämmten Wohnungen einer künftigen Temperatursteigerung stärker ausgeliefert. "Da mache ich mir um rund 300.000 Menschen wirkliche Sorgen", so Prettenthaler. Diese würden in schlechter Bausubstanz in jenen Gegenden wohnen, in denen mehr Tage mit Kühlbedarf zu erwarten sei. Stichwort Wohnung: Wer zur Miete wohnt, ist in punkto Sanierung auf den Hausbesitzer angewiesen.

Auch die durch den Klimawandel verursachten Änderungen am Arbeitsmarkt treffen die Ärmeren härter, meint Prettenthaler. Etwa wenn durch Schneemangel der Wintertourismus ausbleibt: "Ein einfacher Aushilfskellner wird davon stärker betroffen sein als ein Hotelmanager."

Energieberatung statt Zuschuss gefordert
Global 2000 fordert nun unter anderem Energieberatung statt einem Heizkostenzuschuss nach dem Gießkannenprinzip und ein Recht auf thermische Sanierung  in Mietwohnungen. Außerdem brauche es ökologische und sozial gerechte Tarife für Strom, Gas und Fernwärme sowie einen Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel, speziell in bisher vernachlässigten ländlichen Gebieten und eine ökologische Steuerreform.

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