Kuss zum Abschied

Obama: “Als Deutscher würde ich Merkel wählen”

Ausland
17.11.2016 19:03

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat US-Präsident Barack Obama am Donnerstag offiziell zu dessen Abschiedsbesuch in Berlin empfangen. Beide begrüßten einander mit einem Lächeln und Wangenküsschen vor dem deutschen Kanzleramt und sparten nicht mit gegenseitigen Lobeshymnen. "Wenn ich Deutscher wäre, wäre ich ihr Anhänger und würde sie wählen", sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. Merkel würdigte den scheidenden US-Präsidenten als "verlässlichen Partner auch in schwierigen Zeiten".

Merkel bedanke sich zudem für eine acht Jahre lange enge, vertrauensvolle und freundschaftliche Zusammenarbeit. Vor dem Hintergrund der einstigen Affäre um das Abhören ihres Handys durch den US-Geheimdienst NSA sagte die Kanzlerin, mit Obama habe es auch in solch schwierigen Stunden eine verlässliche Zusammenarbeit gegeben. Zugleich betonte Merkel, die Kooperation der deutschen Geheimdienste mit den US-Diensten sei angesichts der terroristischen Bedrohung unerlässlich. "Wir brauchen diese Kooperation", sagte sie.

Obama über Merkel: "Sie war herausragend"
Obama überschüttete Merkel mit Komplimenten. "Ich glaube, sie war herausragend", antwortete er auf die Frage, ob er sich eine erneute Kanzlerschaft von Merkel wünsche. Die Entscheidung liege natürlich bei ihr und den deutschen Wählern, fügte er hinzu, um dann nachzuschieben: "Wenn ich hier wäre, und wenn ich Deutscher wäre und eine Stimme hätte - ich könnte sie unterstützen."

Für den Präsidentenbesuch galten höchste Sicherheitsvorkehrungen. Das Berliner Regierungsviertel war weiträumig abgesperrt, auf den Dächern am Pariser Platz hielten Scharfschützen die Stellung. Laut Polizei sind in Spitzenzeiten rund 2400 Beamte im Einsatz.

Video: Obama macht Berlin zur Hochsicherheitszone

Merkel: "Werde auch mit Trump gut zusammenarbeiten"
Merkel gab sich aber auch bezüglich des nächsten US-Präsidenten Donald Trump diplomatisch: "Natürlich werde ich auch alles daran setzen, mit dem neu gewählten Präsidenten dann gut zusammenzuarbeiten", sagte sie. Sie hob hervor, dass die Beziehungen Deutschlands und Europas zu den USA ein "Grundpfeiler unserer Außenpolitik" seien. Diese sei auch an Werte wie Demokratie, Freiheit und das Eintreten für Menschenrechte gebunden. Merkel hatte Trump direkt nach dessen Wahlsieg an ähnliche Grundwerte erinnert.

Obama: "EU eine der größten Errungenschaften der Welt"
Obama wiederum warb in Berlin für das Projekt Europa, die Staaten müssten sich weiterhin um dessen Erhalt bemühen. "Ich glaube weiter daran, dass die Europäische Union eine der größten Errungenschaft der Welt ist", sagte er. "Man muss diese Errungenschaften kultivieren und dafür kämpfen." Der Austritt Großbritanniens solle so geräuschlos und problemlos wie möglich gestaltet werden.

"Deutsche sollen Merkel wertschätzen"
Schon zuvor würdigte Obama die deutsche Bundeskanzlerin als Partnerin in der internationalen Politik. Merkel stehe für "große Glaubwürdigkeit", die Deutschen sollten sie wertschätzen, sagte Obama in einem Interview mit dem "Spiegel" und der ARD. Ähnlich hatte sich Obama schon bei früheren Treffen mit der deutschen Kanzlerin geäußert. Im April hatte der US-Präsident in Hannover über Merkel gesagt, er sei froh, dass sie noch Kanzlerin sei, wenn er nicht mehr Präsident sei: "Die Welt wird davon profitieren, von ihrer sehr steten und konsequenten Präsenz."

Mit Kaffeebecher vor Brandenburger Tor
Zuvor hatte Obama einen kleinen Spaziergang zum Berliner Wahrzeichen, dem  Brandenburger Tor, unternommen. Mit einem Kaffeebecher in der Hand ging er von der US-Botschaft über den Pariser Platz zum Hotel "Adlon". "Hallo Leute, wie geht's?", sagte ein gut gelaunter Obama und freute sich über eine Regenpause in der deutschen Hauptstadt: "Die Sonne ist rausgekommen. Nicht schlecht."

"Mir persönlich fällt der Abschied schwer", sagte Merkel bei der Pressekonferenz an die Adresse Obamas. Man habe die vergangenen acht Jahre gut zusammengearbeitet, der Wandel sei aber nun einmal normal bei Demokratien. Außerdem schließe der Machtwechsel in den USA nicht aus, dass Obama und Merkel einander weiterhin sehen. "Wir haben ja Reisefreiheit", sagte sie lächelnd.

Fotos von vergangenen Treffen zwischen Merkel und Obama:

US-Geheimdienstkoordinator Clapper tritt zurück
Unterdessen hat der Chefkoordinator der US-Geheimdienste, James Clapper, seinen Rücktritt erklärt. Er teilte am Donnerstag vor dem Kongress in Washington mit, er habe sein Rücktrittschreiben am Mittwochabend abgeschickt. Der langjährige Geheimdienstexperte war von Obama ernannt worden und hatte sein Amt 2010 angetreten.

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