Aufstände befürchtet

Flüchtlingslager Idomeni versinkt im Schlamm

Ausland
08.03.2016 10:03

Nach starken Regenfällen hat sich die ohnehin bereits dramatische Lage in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze weiter verschärft. Das völlig überfüllte Flüchtlingscamp versinkt im Schlamm, das griechische Fernsehen zeigte Dienstagfrüh Menschen, die mit bloßen Händen versuchten, das Wasser aus ihren kleinen Kuppelzelten herauszuleiten. Andere versuchten, die durchnässten Kleider ihrer Kinder über Lagerfeuern zu trocknen.

Vertreter humanitärer Organisationen sagten Reportern, sie befürchten, dass es zu Wutausbrüchen und Aufständen der Migranten kommen könnte. Tausende harren seit Wochen in Idomeni aus. Die griechischen Behörden und das UN-Flüchtlingshilfswerk rieten am Vortag den Migranten in Idomeni abermals, in organisierte Lager zu ziehen, die die Regierung in Athen wenige Kilometer südlich der Grenze in Betrieb genommen hat. Die Mehrheit der Migranten verweigert den Umzug und hofft, dass die mazedonische Seite den Zaun doch noch öffnet und die Reise nach Mitteleuropa weitergehen kann.

16.000 Flüchtlinge warten auf Weiterreise
Der Sprecher des UNO-Flüchtlingshochkommissariates UNHCR, Babar Baloch, hält die Unterbringung der Flüchtlinge in Idomeni für "nicht menschenwürdig". "Der einzige Ausweg besteht darin, die Menschen in ordentliche Aufnahmezentren im Landesinneren zu bringen, wo sie Zugang zum Asylverfahren erhalten." In dem Lager halten sich derzeit mehr als 13.000 Flüchtlinge auf, insgesamt warten rund 16.000 Personen an der mazedonischen Grenze auf die Weiterreise.

Der stellvertretende griechische Verteidigungsminister Dimitris Vitsas drängt auf eine Entlastung des Lagers Idomeni. "Auch wenn 500 Menschen täglich weiterreisen dürfen, müssen die anderen in Aufnahmelagern untergebracht werden, die weiter hinter der Grenze liegen", sagte er am Montag. Griechische Medien interpretierten diese Aussage als Ankündigung einer bevorstehenden Evakuierungsaktion.

Viktoria-Platz in Athen von Flüchtlingen geräumt
In Athen räumte die Polizei den zentralen Viktoria-Platz, in einem Versuch, den dort wartenden Menschenschleppern das Handwerk zu legen. Migranten wurden "höflich, aber konsequent" gebeten, den Platz zu verlassen und die Aufnahmelager aufzusuchen, sagte ein Polizeisprecher. Der Platz gilt als der Ort, an dem Schlepper Kontakt mit den Migranten aufnehmen und für teures Geld neue Wege nach Mitteleuropa anbieten.

Neue Schlepperroute in Serbien
Strengere Kontrollmaßnahmen auf der Balkanroute führten laut der Belgrader Tageszeitung "Danas" bereits in der ersten Märzwoche auch zu einem Anstieg der Zahl der in Serbien gestrandeten Flüchtlinge. Sie dürfte bis zum Wochenende auf mindestens 1000 steigen. Das Blatt berichtete am Dienstag zudem über eine neue Schlepperroute in Südserbien. Demnach würde der Weg über das serbische Presovo nun weiter in den Kosovo führen. Von dort soll es Richtung Montenegro und Bosnien-Herzegowina und weiter nach Kroatien gehen. Die serbisch-kosovarische Grenzlinie zwischen Presevo und der 20 Kilometer weiter nördlich liegenden Siedlung Dobrosin wäre ideal für illegale Grenzüberschreitungen.

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