Unter Terrorverdacht

Tschetschene vor Gericht: “Bin Geheimagent!”

Österreich
07.06.2017 15:37

Er bat um Asyl in Österreich. Er bekam es - als Verfolgter im Tschetschenien-Krieg, in dem er allerdings selber eine führende Rolle gespielt haben soll. Das sagt zumindest der Ankläger. Für ihn ist Magomed I. ein "ganz hohes Tier" der Terrororganisation "Emirat Kaukasus". Der Angeklagte? Der sagt, er sei Geheimagent.

Lange nimmt sich der Staatsanwalt in Wien Zeit, die Kommando-Rolle des tschetschenischen Angeklagten beim mehrfachen Mord im Rahmen einer terroristischen Vereinigung zu begründen, der am 29. August 2012 im Lapota-Tal an der tschetschenisch-georgischen Grenze stattgefunden haben soll.

Magomed I. soll nämlich Anführer der Kämpfertruppe des "Emirates Kaukasus" gewesen und als "Scheich" tituliert worden sein. Und als solcher georgische Grenzposten erschossen haben, um - so die Anklage - "die Kriegsgefahr potentiell zu erhöhen". Auch soll er "Statthalter" von Achmed Tschatajew alias David Meyer in Wien gewesen sein - der später nachweislich eine Führungsrolle in der Terrormiliz IS in Syrien übernahm und für den Anschlag auf den Istanbuler Flughafen mit vielen Toten verantwortlich gemacht wird.

Wien als Drehscheibe?
Wien als Drehscheibe des internationalen Terrors? Dies gelte es eben durch diesen Prozess zu verhindern, so der Staatsanwalt. Für Verteidiger Wolfgang Blaschitz Nonsens: "Nicht alles, was in der Welt Böses passiert, ist in Österreich strafbar."

Magomed I. und Tschatajew hatten aber nachweisbar großen Österreich-Bezug: Sie stellten hier Asylanträge, auch erfolgreich. Tschatajew bekam sogar einen neuen Namen - weil er sich "verfolgt" fühlte. Wie aber konnte Magomed I. ein- und ausreisen? Mittels Pässen, die er vom tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow persönlich bekommen haben will!

"Ich bin beim Geheimdienst"
"Ich habe bei meinem Asylantrag gelogen. In Wahrheit bin ich bei einer Spezialeinheit. Ich bin beim Geheimdienst", sagte er zum Prozessauftakt. Was den Richter hochgezogene Augenbrauen kostet: "Das ist jetzt die dritte Version Ihrer Geschichte."

Das Verfahren wird fortgesetzt, das Urteil erfolgt frühestens im Juli.

Kronen Zeitung/krone.at

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