Heizen bald Luxus?

Ölpreis könnte Erdgas um bis zu 25% verteuern

Österreich
26.05.2008 15:38
Zuerst die Lebensmittel, dann das Tanken - und jetzt eben das Gas. Kein Tag ohne neue Schreckensmeldung: Weil die Öl-Multis und ihre schwerreichen Freunde immer mehr Geld scheffeln wollen, müssen wir eben immer mehr hinblättern. Um bis zu 25 Prozent könnte das Gas nun teurer werden. Für Strom erwarten Experten der Energie-Regulierungsbehörde E-Control ebenfalls eine Verteuerung. Der Heizölpreis ist seit dem Vorjahr laut Arbeiterkammer bereits um 50 Prozent gestiegen. Wird Heizen bald Luxus?

Mit dem Auto zum Supermarkt fahren und dann daheim das Essen auf dem Gasherd zubereiten. Wenn das mit der Preislawine so weiter geht, dann ist dieser alltägliche Vorgang wohl bald nur schwer leistbar. Denn in allen Lebensbereichen steigen die Preise ins Unermessliche. Sprit und Gas gehen dabei Hand in Hand. Denn der Gaspreis folgt in der Regel dem Ölpreis mit einer Verzögerung von etwa einem halben Jahr. Was vermutlich gleich zwei Preissteigerungen mit sich bringen wird. Jetzt und dann, wenn der Winter wieder Einzug hält. Pünktlich zur Heiz-Saison, was sicher nur ein Zufall sein kann...

Preissteigerung im Herbst
Auch Walter Boltz, Geschäftsführer der E-Controll, rechnet damit, dass die Preise im Herbst, also vor Beginn der Heizsaison angehoben werden. Im Schnitt dürften die Preise zwischen 5 und 7 Prozent steigen, so die Prognose. Vereinzelt könnte es zu Steigerung um bis zu 20 Prozent kommen, sagt Boltz. Mit Stichtag 6. Mai kostet eine Kilowattstunde (kWh) Gas laut Preismonitor des Wirtschaftsministeriums zwischen 2,38 Cent (Tigas - Erdgas Tirol GmbH) und 3,40 Cent (VEG - Vorarlberger Erdgas GmbH). Dazu kommen noch Netzentgelte sowie Steuern und Abgaben. Wettbewerb gibt es nur beim reinen Energiepreis - nur hier ist ein Wechsel des Gaslieferanten möglich -, nicht jedoch beim Netz.

Auch Strom wird teurer
Für Strom erwartet Boltz ebenfalls eine Verteuerung. Der Anstieg werde allerdings "deutlich weniger" sein, da für die Stromerzeugung viel Kohle verwendet werde, sagte Boltz. Im Schnitt könnte es zu einer Erhöhung zwischen 5 und 8 Prozent kommen, so die Prognose. Wann die Preiserhöhung kommen wird, konnte Boltz nicht exakt voraussagen.

Gas-Preis wird in Vorarlberg angehoben
In Vorarlberg wird Erdgas schon bald teurer werden, der Zeitpunkt und das Ausmaß der Preiserhöhung stehen aber noch nicht fest. Die Entscheidung darüber soll Ende Juni bzw. Anfang Juli fallen, erklärte am Montag Erwin Kopf, Geschäftsführer der Vorarlberger Erdgas GmbH (VEG), auf Anfrage. Auf Spekulationen, wonach die Erhöhung möglicherweise sogar im zweistelligen Prozentbereich ausfallen könnte, wollte sich Kopf nicht einlassen: "Wir möchten die Preisentwicklung beim Öl abwarten", blieb er zurückhaltend. Zuletzt war der Gas-Preis in Vorarlberg 2007 erhöht worden.

Gas wird in Tirol im Herbst teurer
Die landeseigene Tiroler Wasserkraftwerke AG (Tiwag) möchte den Strompreis in Tirol 2008 stabil halten. "Tirol genießt aufgrund der Wasserkraft einen großen Vorteil gegenüber anderen Bundesländern", betonte Vorstand Bruno Wallnöfer am Montag. Bei den Gaspreisen hingegen seien Teuerungen mit hoher Wahrscheinlichkeit unausweichlich, da man hier zu 100 Prozent von den "Kapriolen des Weltmarktes" abhängig sei.

Burgenland und Salzburg warten ab
Bei der burgenländischen Begas kommt es vorerst zu keiner Gaspreiserhöhung, hieß es vom Unternehmen auf Anfrage. "Mit Stichtag heute ist nichts vorgesehen", so eine Sprecherin am Montag. Preisänderungen müssen Kunden sechs Wochen vorher angekündigt werden, was bisher nicht erfolgt sei: "Das heißt, für die nächsten eineinhalb Monate wird sich nichts tun." Über diesen Zeitraum hinaus lasse sich derzeit nichts sagen. Die Preiserhöhungen bei Öl machten sich natürlich bemerkbar, so die Sprecherin: "Wir beobachten die Preisentwicklung weiter." Im Juli oder August werde man "mehr wissen."

Bei der Energieversorgung Salzburg AG beobachte man die Entwicklung des Ölpreises - und das "mit Sorge", wie ein Unternehmenssprecher heute sagte. Eine Preiserhöhung sei derzeit kein Thema.

Wien will Preise für Gas und Strom nicht erhöhen
Die Wien Energie hat unmittelbar keine Erhöhung der Gas- und Strompreise geplant. "Bei uns ist momentan keine Entscheidung getroffen, ob wir erhöhen und wann wir erhöhen", unterstrich ein Sprecher auf Anfrage. Man beobachte die Entwicklung der Preise allerdings genauestens: "Alles ist im Fluss."

Bei der Kärntner Elektrizitäts AG Kelag sind zurzeit keine Preiserhöhungen geplant, weder bei Strom noch bei Gas. Das sagte Unternehmenssprecher Josef Stocker auf Anfrage. "Wir beobachten natürlich den Gasmarkt", meinte Stocker. Derzeit gebe es aber keine Veranlassung, mit den Tarifen in die Höhe zu gehen. Zuletzt hatte die Kelag den Strompreis mit 15. September 2007 um 6,4 Prozent erhöht.

In Oberösterreich passiert "momentan nichts"
Der Pressesprecher der Energie AG Oberösterreich (EAG) Walter Czetsch, erklärte auf Anfrage: "Wir planen keine Strompreiserhöhung". Klaus Dorninger, der Geschäftsführer von Erdgas Oberösterreich stellte fest: "Momentan passiert einmal gar nichts". Der Einstandspreis werde aber beobachtet und im Sommer werde entschieden, ob es einen Korrekturbedarf gebe oder nicht.

Tausende unterschreiben Autoclub-Petition
Alles wird teurer und wir zahlen. Was bislang meckernd hingenommen wurde, löst jetzt eine Protestwelle ungeahnten Ausmaßes aus. Die Aufforderung der Verkehrsclubs ÖAMTC und ARBÖ, die geschröpften Autofahrer mögen sich doch bitte an einer Unterschriftenaktion gegen den Wucher an den Tankstellen beteiligen, hat eingeschlagen wie eine Bombe. Zusammengerechnet sind mit Beginn der Woche fast 40.000 "Protest-Autogramme" eingegangen. Und das trotz Fenstertag und Schönwetter.

Von Michael Pommer, KronenZeitung und krone.at

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