Komoren-Absturz

Frankreich droht Airline mit Schwarzer Liste

Ausland
03.07.2009 11:51
Nach dem Flugzeugabsturz vor den Komoren hat Frankreich der jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia mit der Aufnahme in die Schwarze Liste der EU über unsichere Airlines gedroht. Das Unternehmen müsse "große Anstrengungen" unternehmen, um diese Sanktion noch zu vermeiden, sagte der französische Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau am Freitag dem Radiosender RTL.

"Diese Gesellschaft steht unter direkter Beobachtung", sagte Bussereau weiter. Nach massiven Protesten in Frankreich gegen die Sicherheit ihrer Maschinen setzte Yemenia ihre Flüge von Marseille auf die Komoren "für unbestimmte Zeit" aus.

Die EU hatte Yemenia schon im vergangenen Jahr wegen Mängeln, die bei Kontrollen von Flugzeugen in Deutschland, Frankreich und Italien aufgefallen waren, verwarnt. Derzeit stehen rund 200 Fluggesellschaften auf der Schwarzen Liste. Sie dürfen die EU nicht mehr anfliegen.

Zwölfjährige Überlebende wieder in der Heimat
Unterdessen ist die zwölfjährige Französin Bahiya Bakari, einzige Überlebende des Absturzes, wieder in ihrer Heimat. Ihr Vater, Kassim Bakari, sagte am Flughafen, dass er überglücklich sei, sie zu sehen und dass es ihr gut gehe. Bei dem Airbus-Absturz vor den Komoren sind vermutlich 152 Menschen ums Leben gekommen. Sie selbst erinnert sich nur an wenige Details des Unglücks. Während des Fluges nach Paris berichtete sie dem französischen Staatssekretär Alain Joyandet, dass sie vor dem Unglück einen elektrischen Schlag gespürt und einen Knall gehört habe. Dann hätte sie sich im Meer wiedergefunden.

Alain Joyandet, der nach dem Absturz des jemenitischen Flugzeuges auf die Komoren geflogen war, brachte die einzige Überlebende zurück in die Heimat. "Sie muss sich wirklich erholen", sagte Joyandet nach der Ankunft.

"Habe einen elektrischen Schlag gespürt"
Das Mädchen habe auf dem Rückflug ein wenig gegessen und von ihrem schrecklichen Erlebnis berichtet. Demnach habe die Besatzung der jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia den Passagieren noch Anweisungen über den Bordlautsprecher gegeben, bevor der Airbus A310 im Landeanflug ins Meer stürzte.

Die Zwölfjährige, die nicht schwimmen kann, hatte sich fast zwölf Stunden lang an ein Wrackteil festgeklammert, bis Rettungskräfte sie bargen. Dass sie überlebt habe, sei "ein Wunder". Es zeige, "dass fast nichts unmöglich ist", sagte Joyandet. Bahiya hatte sich bei dem Absturz nur das Schlüsselbein gebrochen und Verbrennungen am Knie erlitten. Sie wurde auf einer Trage aus dem Flugzeug gebracht und zu einer gründlichen Untersuchung in ein Pariser Krankenhaus transportiert.

Weiß noch nichts vom Tod der Mutter
"Ich sehe meine Tochter und bin glücklich", sagte ihr Vater. "Aber da ist auch noch ihre Mutter." Die Frau war mit dem Mädchen auf dem Weg zu einem Verwandtenbesuch auf den Komoren und überlebte den Absturz offenbar nicht. Wie er der Zwölfjährigen sagen soll, dass ihre Mutter tot ist, wisse der Vater noch nicht. Im Krankenhaus auf den Komoren war ihr gesagt worden, die Mutter läge im Krankenzimmer nebenan.

Eine Tante des Mädchens sagte, dass der 13. Geburtstag von Bahiya auf den Komoren hätte gefeiert werden sollen.

Schwierige Suche nach Wrackteilen
Die jemenitische Maschine vom Typ A310 war in der Nacht zum Dienstag mit 153 Menschen an Bord kurz vor der Landung auf den Komoren aus bisher ungeklärter Ursache abgestürzt. Die Suche nach Opfern und Wrackteilen gestaltet sich nach Aussage des französischen Militärs äußerst schwierig. Bisher sei noch nicht einmal das Suchgebiet eingegrenzt, sagte Kommandant Christophe Prazuck vom französischen Verteidigungsministerium am Donnerstag in Paris.

Die Rettungsmannschaften suchten vor der komorischen Küste am Donnerstag weiter nach möglichen Überlebenden sowie nach Leichen der Unglücksmaschine. Es sei schwierig, die Toten zu bergen, weil das Flugzeug in 300 bis 400 Metern Tiefe in einer "schwierigen Position" im Meer liege, sagte eine Sprecherin des Roten Halbmondes in der komorischen Hauptstadt Moroni. Im Wasser treibende Leichen seien bei dem starken Wellengang offenbar weggespült worden.

Airbus arbeitet an neuer Flugschreiber-Technologie 
Der Flugzeugbauer Airbus hat unterdessen bekanntgegeben, dass er aus seinen Maschinen künftig mehr Flugdaten in Echtzeit an Kontrollzentren senden will. Damit solle die Aufklärung von Abstürzen erleichtert werden. "Informationen über Unfälle sind äußerst wichtig, um die Flugsicherheit weiter zu verbessern", erklärte Airbus-Chef Thomas Enders am Donnerstagabend.

Die forcierte Entwicklung dieser Technologie steht auch mit dem Absturz einer Air-France-Maschine vor der Küste Brasiliens im Zusammenhang. Der Flugschreiber des am 1. Juni abgestürzten Jets wurde bis heute nicht entdeckt. Er liegt wahrscheinlich in tausenden Meter Tiefe auf dem Meeresgrund. Experten zweifeln daran, dass er jemals gefunden werden könne. Wie heute bekannt wurde, wurde die Suche nach dem Gerät bis zum 10. Juli verlängert. Ursprünglich hatte es geheißen, dass die Signale schätzungsweise nur bis zum 1. Juli zu empfangen seien.

Auch Yemenia-Flugschreiber noch nicht entdeckt
Auch beim Yemenia-Airbus verlief die Suche nach den sogenannten Black Boxes bisher ergebnislos. In ihnen werden einerseits die Flugdaten der Maschine gespeichert und andererseits die Stimmen im Cockpit aufgezeichnet. Airbus verwies darauf, dass einige wenige Daten schon heute direkt aus dem Cockpit an Wartungszentren weitergeschickt würden. Bei diesem ACARS genannten System sei die Bandbreite zur Übertragung umfangreicherer Informationen aber noch zu gering.

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