Fünffachmord

Reinhard S. verlegt – Begräbnis der Eltern Freitag

Österreich
21.05.2008 17:58
Die Leichen der Eltern des mutmaßlichen Fünffachmörders Reinhard S. werden am Freitag in ihrer Heimatstadt Ansfelden bei Linz beigesetzt. Das hat Bürgermeister Walter Ernhard bestätigt. Er ersucht gleichzeitig die Öffentlichkeit darum, das Begräbnis nicht zu stören. Reinhard S. ist indes zwecks besserer Psychiatrie in die Justizanstalt Göllersdorf nach Niederösterreich verlegt worden.

Die Verlegung sei auf Empfehlung der Psychiatrie bereits am Montag zu Mittag geschehen, um dem 39-Jährigen eine adäquate medizinische bzw. psychiatrische Versorgung zu bieten, sagte Peter Hofkirchner, Strafvollzugs-Leiter der Justizanstalt Josefstadt, wo Reinhard S. bis jetzt in Untersuchungshaft saß. Dem 39-Jährigen gehe es den Umständen entsprechend gut, so Hofkirchner. „Er beschäftigt sich mit Lesen und dergleichen.“ 

Die Justizanstalt Göllersdorf wurde im Jahr 1985 eröffnet, nachdem das Strafgesetzbuch 1975 erstmals die Grundlagen für die Unterbringung geistig abnormer Rechtsbrecher geschaffen hatte. Das Gebäude war ursprünglich ein Schloss - seit dem 14. Jahrhundert im Besitz des Geschlechtes Schönborn-Puchheim. Im ersten Weltkrieg wurde es als Anhaltelager genutzt, Ende der 1970er Jahre wurde es vom Justizministerium erworben und in den Jahren 1981 bis 1984 zum Zwecke der Unterbringung geistig abnormer Rechtsbrecher generalsaniert, hieß es auf der Anstalts-Homepage.

S. war nach Fünffachmord im Bordell
Die grausigen Taten S.' haben sich vergangene Woche ereignet: Mit einer Axt soll der 39-Jährige zuerst seine 42 Jahre alte Frau Barbara und die gemeinsame siebenjährige Tochter Natalie in Hietzing getötet und dann seine Eltern in Ansfelden und den Schwiegervater in Linz erschlagen haben. Als Motiv nannte der Verdächtige hohe Geldschulden, er habe seiner Familie diese "Schmach" ersparen wollen. Nach der Tat soll S. ein Bordell aufgesucht haben. Josef und Alfred L., die Geschäftsführer des Nachtclubs "Napoleonhof" in Ansfelden beschreiben den Besuch des 39-jährigen Reinhard S. im Gespräch mit der "Krone" mit folgenden Worten: "Er wirkte relaxt und war gut aufgelegt!" Nur eine Stunde, nachdem Schwiegervater Heinrich R. als fünftes Opfer getötet wurde, suchte S. sexuelles Vergnügen bei einer Prostituierten.

"Er gab sich sehr höflich"
Das Rotlicht-Etablissement ist nur sechs Kilometer von jenem Haus entfernt, in dem zuvor Gabriele und Engelbert S. umgebracht wurden. "Er ist um etwa 20 Uhr ins Lokal gekommen. Tadellos mit einem Anzug gekleidet, er gab sich sehr höflich", so die "Napoleonhof"-Geschäftsführer beim "Krone"-Lokalaugenschein. Reinhard S. sprach eine zierliche, dunkelhaarige Club-Dame an. Er lud sie auf einen Drink ein, bestellte selbst nur Mineralwasser und ging dann mit ihr auf ein Zimmer.

Eine Stunde vergnügte sich der 39-Jährige im Separee des Etablissements. Dann bezahlte er knapp 300 Euro und verabschiedete sich wiederum sehr höflich. "Er verlangte nichts Abartiges, sondern ganz normalen Sex", sagen Josef und Alfred L. Die Prostituierte erfuhr erst am Donnerstagabend, wer der freundliche Gast wirklich war. Die Frau erlitt laut den beiden Geschäftsführern einen Nervenzusammenbruch.

Nach Bordellbesuch am Straßenstrich
Nach dem Besuch im Nachtclub setzte sich Reinhard S. wieder in das eigens für den Abend gemietete Auto und fuhr Richtung Wien. Bevor sich der PR-Berater, der für mehrere Nationalratsabgeordnete gearbeitet hatte und - laut Angaben von Kollegen - in den 90er-Jahren auch für den jetzigen Bundeskanzler Gusenbauer tätig gewesen sein soll, der Polizei in Wien-Hietzing stellte, machte er noch einen Abstecher zum Straßenstrich auf der Linzer Straße. Er soll eine Prostituierte angesprochen haben, mit ihr danach in ein nahe gelegenes Stundenhotel gegangen sein. Kurz vor halb vier Uhr in der Früh fuhr er dann zur Polizei und legte sein Geständnis ab. 

Schockgeständnisse
Die Polizisten schockierte Reinhard S. bei den Verhören mit Eiseskälte. Als "sehr souverän und sachlich" beschrieb ihn Oberstleutnant Thomas Stecher. "Er ist nach wie vor der Meinung, richtig gehandelt zu haben." Den endgültigen Entschluss, die Tat durchzuführen, habe er am 9. Mai gefasst, sagten die Ermittler. Pfingsten verbrachte der Verdächtige noch mit der Familie - und zwar in dem Bewusstsein, dass seine Frau, seine Tochter, seine Eltern und sein Schwiegervater bald sterben müssen. Als Motiv für die Taten gab der Verdächtige Schulden an: Rund 300.000 Euro von sich und seiner Frau soll er mit Aktien und Optionsscheinen verspekuliert haben.

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