"Kinderverachtend"

Pampers verrät, “wie man Kinder richtig bestraft”

Ausland
21.11.2016 18:07

"Kinder richtig bestrafen." Eine solche Anleitung mutet an, als wäre sie in längst vergangenen Zeiten geschrieben worden, doch weit gefehlt: Der Windelhersteller Pampers hatte auf seiner deutschen Website einen Artikel zu eben jenem Thema online. Zahlreiche User beschwerten sich am Wochenende über die "kinderverachtenden" Aussagen - ein "Shitstorm" im wahrsten Wortsinn.

Unter der Rubrik "Kleinkind/Entwicklung" fanden Eltern auf pampers.de noch Montagmittag einen Artikel mit dem Titel "Kinder richtig bestrafen: Auszeiten" vor. Unter einer noch eher harmlosen Einleitung à la "Die Auszeit ist ein Zeitraum, im dem ein Kind aus der Konfliktsituation herausgenommen wird", weil es ihm die Möglichkeit gebe, "sich zu beruhigen, sich zu sammeln, über das nachzudenken, was von ihm erwartet wird, und sich wieder in den Griff zu bekommen", ging es heftig weiter.

Für die Auszeit solle man das Kind auf einen Stuhl "an einem neutralen, aber sicheren Ort" setzen, der keine Ablenkung biete. "Die Auszeit ist als eine abgeschwächte Form von Isolation zu verstehen. Damit bringen Sie zum Ausdruck: 'Wenn du das tust, gehörst du nicht dazu.'"

Bei der "Erziehungsmethode", die schon zu "Supernanny"-Zeiten für Kritik gesorgt hatte, ging Pampers auch ins Detail: "Kündigen Sie nach zwei Warnungen über das verbotene Verhalten an: 'Es ist Zeit für eine Auszeit.' Nicht mehr. Heben Sie das Kind hoch und setzen Sie es auf den Stuhl für die Auszeit. Wenn das Kind aufsteht, setzen Sie es einfach in den Stuhl zurück und stellen Sie den Timer zurück. Sagen Sie nichts und geben Sie nicht nach."

Auch wie lange die Auszeit dauern soll, verriet der Windelhersteller: "Die Dauer der Auszeit sollte ca. eine Minute pro Lebensjahr des Kindes betragen." Geeignet bzw. "sinnvoll" sei die Methode für Kinder "im Alter von etwa 18 bis 24 Monaten bis ca. fünf Jahren".

"Shitstorm" im wahrsten Sinne des Wortes
Die Aufregung blieb nicht lange aus. Zahlreiche User beschwerten sich auf der Facebook-Seite von Pampers Deutschland und auf Twitter unter dem Hashtag #pampersauszeit über diese "kinderverachtenden Tipps":

Zwar kann man auf der deutschen Facebook-Seite des Windelherstellers nichts mehr zum Thema lesen, doch das Unternehmen entschuldigte sich bei jedem User, der den Artikel öffentlich kritisiert hatte, einzeln und schickte denselben Text. Es tue ihnen "sehr leid", dass der Artikel zu "Widerspruch und Irritation" geführt habe. Der Artikel werde "schnellstmöglich von unserer Website entfernt", "da er als widersprüchlich zu unserem übergeordneten Ziel bei Pampers, Babys eine gesunde und glückliche Entwicklung zu ermöglichen, verstanden werden kann".

Procter & Gamble, zu dem Pampers gehört, postete am Sonntagabend auf Twitter, dass der Artikel "umgehend" gelöscht und das Unternehmen "aus diesem Fehler lernen" werde. Bis Montagmittag konnte man den Artikel allerdings aufrufen - aus "technischen Gründen".

Auf der pampers.de-Seite führt der in den sozialen Netzwerken gepostete Ursprungslink inzwischen ins Leere, auf der Entwicklungsübersichtsseite wurde ein neuer Artikel mit dem Titel "Erziehung von Kleinkindern: Auszeit und mehr" online gestellt. Darin heißt es: "Einigen Studien zufolge ist eine Auszeit eine der effizientesten Erziehungsmethoden - es sollte jedoch nicht das einzige Werkzeug in Ihrem Erziehungsrepertoire sein. Je älter Kinder werden, umso mehr verliert es an Effektivität. Glücklicherweise funktionieren andere Erziehungsmethoden sehr gut bei älteren Kindern."

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