Anspielung auf MH370
Tragisches Facebook-Posting vor Boeing-Abschuss
Der Fluggast mit dem Namen Cor Pan, für den mittlerweile auf Facebook auch eine Trauerseite von Freunden eingerichtet wurde, hatte vor dem Start am Donnerstagnachmittag die Boeing 777-200 der Fluglinie Malaysia Airlines aus der Warteschlange am Flughafen Schipol fotografiert. Er postete das Bild vor dem Abflug aus Amsterdam auf Facebook und schrieb dazu scherzhaft: "Falls wir verloren gehen - so sieht das Ding aus." Pan spielte damit wohl auf den weiterhin vermissten Unglücksflug MH370 der Malaysian Airlines an, der vor mehr als 130 Tagen ohne jede Spur zu hinterlassen verschwunden war. "Das kann nicht wahr sein!", schrieb eine Freundin Pans bestürzt auf Facebook, als ihr klar wurde, dass ihr Freund offenbar in der abgestürzten Maschine saß.
Am Freitagvormittag wurden unterdessen auch weitere Details zur Nationalität der insgesamt 298 Opfer bekannt. Nach Angaben des malaysischen Transportministers Liow Tiong Lai kamen 173 Niederländer ums Leben. Zudem starben demnach 44 Malaysier, 27 Australier, 12 Indonesier, 9 Menschen aus Großbritannien, 4 Deutsche, 4 Belgier, 3 Philippiner, ein Kanadier und ein Neuseeländer. Noch sei nicht bei allen Getöteten die Nationalität festgestellt worden, sagte der malaysische Minister.
Zahlreiche Aids-Aktivisten unter den Todesopfern
Weiterhin unbestätigt blieben Medienberichte, wonach sich bis zu 80 Kinder in der abgestürzten Boeing 777-200 befunden haben sollen. Bestätigt wurde hingegen, dass unter den Insassen von Flug MH17 auch zahlreiche Aids-Aktivisten waren. Es sei davon auszugehen, dass insgesamt 108 Delegierte und deren Familienangehörige, die auf dem Weg zu einer Konferenz in Melbourne in Australien waren, an Bord von MH17 gewesen seien, teilte die International AIDS Society in der Nacht auf Freitag mit.
Der Chef des UN-Aids-Programms, Michel Sidibe, schrieb am Freitag im Kurznachrichtendienst Twitter, dass "viele Passagiere" auf dem Weg zu der Konferenz gewesen seien. Seine "Gedanken und Gebete" seien bei den Familien der Insassen von Flug MH17, die "tragischerweise" ums Leben gekommen seien. Die Veranstalter der Internationalen Aids-Konferenz reagierten am Freitag mit Schock und Trauer auf die Nachricht. Die Konferenz werde aber im Gedenken an die Verunglückten abgehalten, teilte die Internationale Aids-Gesellschaft in Melbourne mit.
Auch führender Aids-Forscher Joep Lange unter den Toten
Auch der international bekannte Aids-Forscher Joep Lange soll unter den Opfern des Absturzes sein. Ein Sprecher des Universitätskrankenhauses Amsterdam sagte am Freitag: "Alle Angaben weisen darauf hin, dass er in der Maschine saß, gemeinsam mit seiner Partnerin Jacqueline van Tongeren." Das Krankenhaus will vor einer offiziellen Bestätigung die Veröffentlichung der Passagierliste der Fluggesellschaft Malaysia Airlines abwarten. Freunde des Forschers meldeten dessen Tod auf Facebook. Lange galt als einer der führenden Forscher des Aids-Virus HIV.
173 Niederländer an Bord: Ganzes Land trauert
173 der insgesamt 298 Insassen von Flug MH17 kamen aus den Niederlanden, wo am Freitag die Flaggen im ganzen Land auf Halbmast stehen. Die rot-weiß-blauen Flaggen wurden aber nicht nur in den Niederlanden auf Halbmast gesetzt, auch an allen Botschaften des Staates auf der ganzen Welt zeigte das Land so seine Bestürzung. "Ich bin tief traurig über diese schreckliche Nachricht", erklärte König Willem-Alexander. "Unsere Gedanken sind bei den Familien, Freunden und Kollegen der Opfer und bei all denen, die noch nicht wissen, ob ihre Freunde an Bord waren."
Ministerpräsident Mark Rutte erklärte, er sei "zutiefst schockiert". "Die Bilder, die ich gesehen habe, waren einfach fürchterlich", fügte Justizminister Ivo Opstelten hinzu. Auch die niederländischen Zeitungen zeigten sich am Freitag "Unter Schock" - so titelte das "Algemeen Dagblad". Die Zeitung "Volkskrant" ihrerseits diagnostizierte im Land eine "Welle der Trauer und der Verzweiflung".
Bild des Schreckens am Ort der Tragödie
Der Vizepräsident von Malaysian Airlines, Huib Gorter, sagte auf einer Pressekonferenz in Schiphol, die Angehörigen würden mit einem Flugzeug an die Absturzstelle gebracht, wenn sie dies wollten. Allerdings bot sich am Ort der Tragödie ein Bild des Schreckens. Auf teils zutiefst verstörenden Bildern waren um die Absturzstelle verstreute Wrackteile - und die Leichen mehrerer Fluggäste zu sehen.
Auf zwei verkohlten Passagiersitzen sind auf Agenturbildern etwa die festgeschnallten Torsos von zwei Menschen zu erkennen. Auf einem weiteren Feld liegen entstellte Leichen gleich neben den verbrannten Trümmern jenes Flugzeuges, das die Menschen eigentlich heim zu ihren Familien, zu beruflichen Terminen oder einfach in den Urlaub bringen sollte.
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