Schwere Vorwürfe

Tötung von Bin Laden als Wahlkampfgag Obamas?

Ausland
11.05.2015 12:55
Was geschah wirklich am 2. Mai 2011 im pakistanischen Abbottabad? Laut offizieller Version steht fest: US-Elitesoldaten drangen in das Versteck von Terrorpapst Osama bin Laden ein und töteten ihn im Gefecht. US-Starjournalist Seymour Hersh hat nun seine Sicht der Dinge veröffentlicht. In dieser kommt den USA lediglich eine Nebenrolle zu. Die Hauptarbeit habe Pakistan verrichtet - und US-Präsident Barack Obama habe die Tötung Bin Ladens zu Wahlkampfzwecken ausgeschlachtet.

Schon fünf Jahre vor der Aktion, die letztlich zum Tod des Al-Kaida-Chefs führte, habe Pakistan Bin Laden unter Hausarrest genommen, schreibt der Pulitzer-Preisträger unter Verweis auf Geheimdienstinformationen. Konkret beruft sich Hersh in seinem Artikel in der "London Review of Books" auf einen ehemaligen hochrangigen US-Geheimdienstmitarbeiter, ohne diesen jedoch namentlich zu nennen.

Pakistan: Zwischen US-Treue und Volkszorn
Pakistan sei jahrelang in der Zwickmühle gewesen, so Hersh: Auf der einen Seite standen die guten Beziehungen zu den USA, auf der anderen Bin Ladens Status als Volksheld in Teilen der pakistanischen Bevölkerung. Der Ausweg aus dem Dilemma: Die pakistanischen Behörden hätten den Auftrag bekommen, sich um Bin Laden zu "kümmern" und den Verbündeten in Washington im letzten Akt den Vortritt zu lassen.

Dieser spielte sich in einem weitläufigen Haus in der Garnisonsstadt Abbottabad ab - ein Haus, das vom pakistanischen Militär angemietet worden sei, so Hersh. Ganz in der Nähe hätten sich lange vor der geplanten endgültigen Ausschaltung Bin Ladens vier US-Spezialisten einquartiert, um in Ruhe Erkenntnisse über das Gebäude zu sammeln und auszuwerten. In der Nacht auf den ominösen 2. Mai hätten sich dann die pakistanischen Wachleute zurückgezogen und den Experten aus Washington das Feld überlassen.

Zu diesem Zeitpunkt sei geplant gewesen, möglichst keine Spuren einer US-Aktion zu hinterlassen, um den Tod Bin Ladens im Nachhinein als Folge eines Drohnenangriffs im umkämpften pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet darzustellen. Das Problem: Die Besatzung zweier Black-Hawk-Hubschrauber sei für die heikle Mission auserkoren gewesen, doch einer der Hubschrauber sei gleich zu Beginn abgestürzt und in Flammen aufgegangen. Nun musste es schnell gehen und die Heldengeschichte der "Operation Neptune's Spear" sei zusammengezimmert worden.

Obama wollte Punkte für Wiederwahl sammeln
Der Schönheitsfehler in jener Version, die Präsident Obama nach der erfolgreichen Tötung des früheren Staatsfeindes Nr. 1 der erstaunten Öffentlichkeit präsentierte: Die pakistanische Beteiligung sei unter den Tisch gekehrt, Bin Ladens Ausschaltung lediglich als Verdienst des US-Militärs dargestellt worden. Aus gutem Grund: Obama habe damals bereits seine Wiederwahl im Jahr darauf geplant. Der Bin-Laden-Erfolg habe ihm prächtig ins Konzept gepasst.

Während die Rolle des Verbündeten Pakistan in der Darstellung aus Washington zu kurz gekommen sei, seien die Geschehnisse im Haus massiv überzeichnet worden, schreibt Hersh. Von einem Feuergefecht könne etwa keine Rede sein, vielmehr sei Bin Laden erschossen worden, ohne sich zu wehren - in einem gewaltigen Kugelhagel.

Leichenteile aus Hubschrauber geworfen?
Und selbst das allerletzte Kapitel Bin Ladens sei erfunden, heißt es in dem Bericht weiter: Die "in Teile geschossene Leiche" sei von den an der Aktion beteiligten US-Elitesoldaten in einen Sack gepackt und an Bord ihres Hubschraubers befördert worden. Zumindest Teile der sterblichen Überreste Bin Ladens seien auf dem Rückflug aus Abbottabad kurzerhand aus dem Hubschrauber geworfen worden - so hätten es einige der Spezialkräfte selbst geschildert. Die Seebestattung im Arabischen Meer, die laut offiziellen Angaben noch am Tag der Tötung auf einem US-Flugzeugträger vollzogen worden sei, habe nie stattgefunden.

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