Nie Sonne gesehen

Russen-Sekte hielt 20 Kinder jahrelang in Bunker fest

Ausland
09.08.2012 11:29
Eine russische Sekte hat mit mehr als 20 Kindern jahrelang in einem unterirdischen Bunkersystem gelebt - ohne Sonnenlicht, Heizung und Strom. "Die Kinder sind nie zur Schule gegangen und waren kaum über der Erde", teilten die Behörden in der Stadt Kasan mit. "Sie waren schmutzig, trugen Lumpen und wurden nie von Ärzten untersucht." Die rund 70 Mitglieder lebten mehr als zehn Jahre in den zellenartigen Wohnräumen, die bis zu sieben Stockwerke tief unter die Erde gebaut worden waren.

Das jüngste Kind der Sekte ist erst 18 Monate alt. Ein 17-jähriges Mädchen ist Medienberichten zufolge schwanger. Die Minderjährigen kamen in Spitäler und sollen dann in Waisenhäusern betreut werden.

Mit Weltuntergang gedroht
Die Behörden in der muslimisch geprägten Teilrepublik Tatarstan ermitteln gegen den 83 Jahre alten Sektenchef Faisrachman Satarow, weil er "das Recht in die eigene Hand genommen hat". Den Eltern drohen Verfahren wegen Misshandlung Schutzbefohlener. Festnahmen gab es jedoch noch keine.

Saratows Anhänger in der Wolga-Stadt Kasan - rund 800 Kilometer östlich von Moskau - drohen damit, den Weltuntergang heraufzubeschwören, falls ihnen die Behörden nicht ihre Kinder zurückgeben. Auch gegen den angekündigten Abriss des illegal gebauten Hauses ihres "Propheten" kündigten sie Widerstand an.

Auf dem von Mauern umgebenen Gelände nahe einer Bahnstrecke steht eine kleine Moschee. Zudem verfügt die Sekte über eine Dieselstation und sogar eigene Brunnen. Die Frauen hätten ihre Kinder auf dem Gelände geboren. Unterricht gab der selbst ernannte Prophet Satarow. Seine Anhänger durften - bis auf wenige Ausnahmen - das Gelände nicht verlassen und keinen Kontakt zur Außenwelt aufnehmen.

Sektenchef erklärte sich zum Propheten
Satarow erklärte sich Ende der 80er-Jahre zum Propheten. Nachdem er 1996 das etwa 700 Quadratmeter große Gelände am Stadtrand von Kasan gekauft hatte, befahl Satarow seinen Jüngern, dort das unterirdische Zellensystem zu errichten. Die Behörden waren auf den Fall aufmerksam geworden, als ein Spezialkommando im Rahmen von Ermittlungen nach einem Mord an einem muslimischen Geistlichen das Gelände stürmte.

Die "Faisrachmanisten" hätten sich bereits 2001 von der Außenwelt abgeschottet, berichten Medien. Der Grund war angeblich durchaus weltlich: Die Gemeinschaft habe hohe Schulden gehabt.

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