"Mordversuch"

Pakistan: Neun Monate altes Kind vor Gericht

Ausland
06.04.2014 15:57
Ein pakistanischer Polizist hat bei Ermittlungen zu einem angeblich versuchten Mord einen ganz besonderen Verdächtigen präsentiert: einen neun Monate alten Buben. Das Kind musste mit etwa 30 anderen Beschuldigten in einem Gerichtssaal erscheinen und habe geschrien, sagte der Anwalt der Familie. Erst als ihm Milch aus einer Flasche gegeben wurde, habe sich der kleine Mohammad Musa beruhigt.

In dem Verfahren geht es um einen Vorfall vom 1. Februar in der pakistanischen Metropole Lahore nahe der Grenze zu Indien, bei dem von den Beschuldigten Steine auf Mitarbeiter eines Gasunternehmens geworfen wurden, die mutmaßliche Diebstähle untersuchten. Der mittlerweile suspendierte Polizist, der am Ort des Geschehens war, hatte in seinem Bericht geschrieben, es habe sich bei den Attacken auf die Mitarbeiter der Firma um versuchten Mord gehandelt.

Das Gericht ließ die Vorwürfe gegen das Kleinkind nicht fallen, sondern vertagte den Prozess auf Mitte April und gewährte lediglich eine Freilassung auf Kaution. Der Anwalt der Familie kritisierte dies und verwies darauf, dass Strafmündigkeit in Pakistan frühestens mit dem siebten Lebensjahr eintrete. "Wie kann ein so kleines Kind überhaupt in so einen Fall hineingezogen werden?"

Todesstrafe wegen Mohammed-Beleidigung in SMS?
Indes sorgt ein weiteres Verfahren in Pakistan für Kopfschütteln in der westlichen Welt: Ein christliches Paar soll die angebliche Beleidigung des Propheten Mohammed in einer SMS-Nachricht an einem muslimischen Vorbeter mit dem Tode bezahlen. Gegen den Schulhausmeister Shafqat Emmanuel und seine Frau Shafgufta Kausar seien in der Ortschaft Gojra Todesurteile verhängt worden, teilte ihr Anwalt Nadeem Hassan am Wochenende mit.

Nach der Überzeugung des Gerichts habe der Hausmeister die SMS vom Handy seiner Frau aus an den Vorbeter geschickt. Die Verurteilten machten geltend, das Handy der Frau sei zum fraglichen Zeitpunkt nicht in ihrem Besitz gewesen, weil sie es verloren hatte. Möglicherweise sei die Textbotschaft von jemandem gesendet worden, der ihnen schaden wolle. Anwalt Hassan will für das Paar, das drei Kinder hat, in Berufung gehen.

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