Kritik an Netanjahu

Israels Premier lässt BHs weiblicher Besucher röntgen

Ausland
25.07.2011 10:34
Rigide Sicherheitskontrollen stehen in Israel fast überall auf der Tagesordnung, am besten weiß das, wer schon einmal in Tel Aviv, Heimat des "sichersten Flughafen der Welt", gelandet ist. Und auch wenn es um Regierungspolitiker geht, wird keiner Menschenseele getraut. Genau das hat dem Büro von Israels Premier Benjamin Netanjahu jetzt mehrere Protestschreiben weiblicher Besucher eingebracht. Sicher fühlt sich der Regierungschef offenbar nur, wenn die Unterwäsche sämtlicher Frauen in seiner Umgebung vorher gründlich abgetastet und geröngt worden ist.

Die Serie an Beschwerden begann Anfang des Jahres mit einer schwangeren Korrespondentin des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera, die sich bei der Foreign Press Association über die heftigen Sicherheitsvorkehrungen rund um einen Cocktail-Event des Premierministers beschwerte. Sie sei zunächst mehrmals abgetastet und dann angewiesen worden, ihren BH für einen Sicherheitscheck an das Wachpersonal zu übergeben.

Am vergangenen Wochenende beschwerten sich erneut drei Frauen, ebenfalls Reporterinnen, öffentlich über "herabwürdigende Sicherheitskontrollen" vor dem Büro des Premiers. Zunächst sei der Inhalt ihrer Hand- und Aktentaschen einzeln auf das Förderband zum Röntgenapparat gelegt worden. Danach begleiteten Wachleute die Frauen, die zu einem Briefing in Netanjahus Amtssitz gekommen waren, hinter einen Vorhang, wo sie zunächst abgetastet wurden.

Nach Striptease muss auch noch BH durchs Röntgen
Der Aufforderung, sich sämtlicher Kleider zu entledigen, folgte der Befehl, die Büstenhalter für ein separates Röntgen abzulegen. Die BHs wurden dann von der weiblichen Sicherheitsbeamtin hinter dem Vorhang an einen männlichen Kollegen davor weitergeben, der sie vor den Augen aller Umstehenden auf das Förderband legte. "Ich war schon bei Meetings im Weißen Haus, aber selbst dort habe ich so etwas noch nie erlebt", erklärte eine der Berschwerdeführerinnen, die Reporterin Sara Hussein. Netanjahus Leuten wird vorgeworfen, mit den rigiden Sicherheitskontrollen weibliche Besucher bewusst zu erniedrigen und verstören zu wollen, damit sie später keine unangenehmen Fragen stellen.

Die Foreign Press Association droht Netanjahu nun mit einem Boykott sämtlicher Pressebriefings und Empfänge am Amtssitz des Premierminister in Jerusalem, da dort nach wie vor keine Anstalten gemacht würden, das Sicherheitsprocedere zu ändern.

Netanjahu mit kugelsicherer Glaswand am Strand
Netanjahu ist als "Sicherheitsfreak" berüchtigt. Angesichts einer womöglich undichten Stelle im israelischen Regierungsapparat schickte er Mitte Juni mehrere seiner engsten Vertrauten zu einem Lügendetektor-Test. Erst kürzlich lobte der Premier bei einem Auftritt am Ufer des Toten Meers seine Leibwächter, die für den nur wenige Minuten dauernden Fototermin des Premiers Hunderte Kilo schwere, kugelsichere Glaswände an den Strand geschleppt hatten und damit mögliche Schusslinien stets blockiert hielten (Bild).

Für Netanjahus persönliche Sicherheit sind u.a. die nicht gerade als zimperlich geltenden Beamten des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet abgestellt. 2010 war enttarnt worden, das ein illegaler Einwanderer und Vorbestrafter sich in Netanjahus Leibwächter-Garde geschmuggelt hatte.

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