Saudische Zustände

Großmufti verteidigt erneut Verheiratung von Mädchen

Ausland
03.05.2012 10:50
Nach dem Urteil des Großmuftis von Saudi-Arabien können Mädchen weiterhin im Alter von bereits zehn Jahren verheiratet werden. Sheikh Abdul-Aziz al-Sheikh (Bild) wies damit am Mittwoch die Befürworter einer Anhebung des Heiratsalters einmal mehr zurecht. In Saudi-Arabien ist die Verheiratung von Kindern nicht gesetzlich verboten, Kleriker und Scharia-Richter verteidigen die Praxis hartnäckig. Menschenrechtsaktivisten hingegen dringen darauf, dass das Mindestalter auf zumindest 16 Jahre gesetzt wird.

Bei einer Vorlesung an der Imam Mohamed bin Saud Islamic University in der Hauptstadt Riad erklärte der Großmufti am Mittwoch, ein Mädchen sei nach den Gesetzen des Islam im Alter von zehn oder zwölf Jahren für die Ehe bereit - und diese Gesetze würden keine Unterdrückung der Frauen bedeuten.

Jene Menschen, die das Heiratsalter auf 25 anheben wollten, seien völlig im Irrtum: "Wer immer denkt, ein Mädchen sei dafür zu jung, irrt und ist ihm gegenüber ungerecht", sagte Al-Sheikhs laut dem auf Englisch und Arabisch erscheinenden Internetportal "World Observer". "Unsere Mütter und Großmütter wurden verheiratet, als sie kaum zwölf waren. Gute Erziehung macht ein Mädchen in diesem Alter bereit für alle ehelichen Pflichten", antwortete Al-Sheikh demnach einer weiblichen Zuhörerin, die die Praxis der Zwangsverheiratung minderjähriger Mädchen infrage stellte.

Menschenrechtler: "Vergewaltigung der Kindheit"
Der Saudische Menschenrechtsverband NHRA verurteilte daraufhin die Verheiratung Minderjähriger zum wiederholten Mal als "Vergewaltigung der Kindheit". Die Praxis sei zudem eine Verletzung von Abkommen im Rahmen der UNO zum Schutz der Kinder- und Frauenrechte, die auch von Saudi-Arabien unterzeichnet worden seien, stellte der NHRA fest.

Auch Aufruf zur Kirchen-Zerstörung in Golfstaaten
Auch in Österreich haben Aussagen des saudischen Großmuftis kürzlich für Empörung gesorgt. Er hatte im März zur Zerstörung aller Kirchen in den Golfstaaten aufgerufen: "Zwei Religionen, der Islam und das Christentum, sind in den Golfstaaten nicht vereinbar. Wenn man Kirchen erlaubt, ist das eine Zustimmung zu einer anderen Religion, und das ist nicht die Religion Gottes. Deshalb darf man nicht Kirchen bauen und muss die bestehenden Kirchen abreißen. Alle Golfstaaten müssen frei von christlichen Kirchen sein."

Kardinal Christoph Schönborn äußerte daraufhin im Namen der österreichischen Bischöfe scharfe Kritik an einem entsprechenden Rechtsgutachten (Fatwa) Al-Sheikhs. Ein solcher Erlass "ist für uns Bischöfe völlig inakzeptabel und auch nicht nachvollziehbar", erklärte Schönborn.

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