Wo steht der Islam?

Der Papst beim “Sultan”: Misstöne im Weißen Palast

Ausland
28.11.2014 15:46
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat Papst Franziskus am Freitag bei seinem ersten Besuch in der Türkei Staatschef Recep Tayyip Erdogan getroffen. Mit einer feierlichen Zeremonie wurde Franziskus vor dem neuen Präsidentenpalast in Ankara empfangen. Dass zwischen dem Vatikan und dem mächtigen Erdogan nicht alles eitel Wonne ist, zeigte sich nicht zuletzt an der Miene der Staatschefs beim offiziellen Medientermin.

Noch während des Fluges nach Ankara hatte Franziskus lobende Worte für die Flüchtlingspolitik der Türkei gefunden. "Die Türkei leistet große Hilfe für viele Flüchtlinge", sagte der Papst mit Blick auf die rund 1,6 Millionen syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge im Land, unter denen auch einige Tausend Christen und Jesiden sind.

Selbst treffen wird der Papst die Flüchtlinge jedoch entgegen vieler Erwartungen nicht. Offiziell sei nichts in dieser Richtung geplant, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi, aber "natürlich könnten bei einigen Gelegenheiten in Istanbul auch Flüchtlinge anwesend sein".

Erster Staatsgast im Weißen Palast
Die Hoffnungen von Erdogan-Gegnern, dass der für seine Bescheidenheit bekannte Papst einen Besuch im umstrittenen neuen Präsidentenpalast ablehnen könnte, erfüllten sich nicht. Stattdessen wurde der rund eine halbe Milliarde Euro teure "Weiße Palast" erstmals zum Schauplatz einer offiziellen Willkommenszeremonie für einen Staatsgast.

Bei seiner Rede mahnte Franziskus dann vor Erdogan und den Spitzen der türkischen Regierung die Achtung der Religions- und Meinungsfreiheit ein. Muslime und Christen müssten gleiche Rechte und Pflichten haben, er sei gekommen, um den respektvollen Dialog seiner Vorgänger fortzusetzen, zitierte die Nachrichtenagentur Kathpress den Papst.

Kampf gegen IS: Türkei hat "besonderes Gewicht"
Die Türkei spielt aus Sicht des Papstes eine wichtige Rolle bei der Lösung der Konflikte im Nahen Osten. "Ihre Entscheidungen und ihr Beispiel besitzen ein besonderes Gewicht", sagte der Papst in Bezug auf den Vormarsch des IS und die neu aufgeflammte Debatte über Islam und Gewalt. Besonders in Syrien und im Irak seien ganze ethnische Gruppen, Christen und Jesiden terroristischer Gewalt und Verfolgung ausgesetzt.

Erdogan hatte Franziskus im Voraus bereits wissen lassen, dass er vom Papst einen Beitrag im Kampf gegen die von der Türkei konstatierte Islamophobie im Westen erwarte. Der türkische Präsident und andere islamisch-konservative Politiker argumentieren, dass die Untaten des IS nicht mit dem Islam in Zusammenhang gebracht werden dürften, weil sie den friedlichen Prinzipien der Religion widersprächen.

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