In Bauch getroffen

Tiroler (20) in Paris von Terroristen angeschossen

Österreich
14.11.2015 17:15
Drei Österreicher waren als Besucher mittendrin in der Terrorhölle samt Geiselnahme mit mindestens 84 Toten im Konzertsaal Bataclan in Paris: Der 20-jährige Tiroler Daniel erlitt einen Bauchschuss, Alexandra und ein weiterer Musikfan wurden unverletzt befreit. Die Eltern des Schwerverletzten flogen noch am Samstag nach Paris.

Paris, Bataclan-Konzerthalle, Freitag, kurz vor Mitternacht: Mindestens vier bewaffnete Terroristen stürmten in das Veranstaltungsgebäude. Die unmaskierten Angreifer richteten beim Konzert der kalifornischen Band Eagles of Death Metal ein Blutbad an. Sie feuerten wahllos und minutenlang in die Menge, die Täter sollen - laut Augenzeugen - ihre Waffen sogar mehrmals ganz ruhig nachgeladen und weitergeschossen haben. Gefangen in der Terrorhölle: drei Österreicher! Der Tiroler Daniel (20), Alexandra und noch ein weiterer Konzertbesucher aus Tirol.

"Daniel ist ein Freund von uns, der bei der Tourbus-Firma arbeitet", ist Musikerin Medina R. von der Tiroler Band White Miles, die als Vorgruppe auftrat, nur wenige Stunden nach dem Terror-Horror im Gespräch mit der "Krone" noch immer geschockt. Der junge Mann aus dem Bezirk Imst soll einen Bauchschuss erlitten haben. Die Eltern des Verletzten und ein Vertrauensarzt haben sich sofort auf den Weg nach Paris gemacht.

"Medina und ich sind o.k.", postete Band-Leader Hansjörg L. kurz nach dem Horror-Anschlag im Internet. Der Schlagzeuger und Sänger hatte mit seiner Partnerin die Konzerthalle verlassen, sie verschanzten sich in einem Fast-Food-Lokal ganz in der Nähe des Bataclans - ein Freund der Band aus London sei erschossen worden.

Video: Menschen fliehen durch den Notausgang des Bataclan

Die schreckliche Bilanz: 84 tote Musikfans. Vier der Attentäter sind ebenfalls tot, drei von ihnen sprengten sich laut der Nachrichtenagentur AFP mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft, der vierte wurde von der Polizei erschossen. "Wir sind ständig am Telefon, versuchen von hier aus alles Mögliche, um zu helfen", sagte der geschockte Tourbus-Chef am Samstag. Anlaufstelle Nummer eins wenige Stunden nach der Terror-Nacht: die österreichische Botschaft in Paris. Außenamtssprecher Schnöll: "Wir sind in ständigem Kontakt mit den Kollegen in Paris."

Für Angehörige aus Österreich wurde eine Hotline eingerichtet: 050/115044 11

Interview: "Schutzengel als Lebensretter"
"Krone":
Frau Medina R., Sie sind Sängerin von White Miles. Was ist im Bataclan in Paris passiert?
Medina R.: Wir hatten unseren Auftritt als Vorband gehabt. Ein 45-Minuten-Auftritt. Danach sind wir von der Bühne und duschen gegangen. Wir kamen auf die Idee, uns etwas zu essen zu holen. Da haben uns die Schutzengel das Leben gerettet!

"Krone": Warum?
Medina R.: Wir sind raus aus der Halle, und als wir zurückgingen, kam ein Polizist auf uns zugelaufen. "Weg hier!", hat er geschrien. "Lauft weg! Hier ist eine Schießerei!" Wir sind ums Eck und haben uns in dem Fast-Food-Lokal verschanzt. Es war so laut. So viele Polizisten. Sie sind hin und her gelaufen. Blaulicht überall. Lärm. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Im Lokal hat dann wer den Fernseher angemacht und wir haben dann quasi live gesehen, was um die Ecke gerade passiert. Immer wieder wurden Leute reingebracht, auch Verletzte.

"Krone": Was geht einem da durch den Kopf?
Medina R.: Daniel, ein Freund aus Tirol von der Tourbus-Firma, wurde verletzt und liegt im Spital. Ein anderer Freund von uns aus London, der Nik, wurde erschossen. Es ist unbeschreiblich. Ich könnte schreien und weinen gleichzeitig.

"Krone": Wie geht es jetzt weiter?
Medina R.: Eigentlich wären wir sechs Wochen quer durch Europa getourt. Ich weiß es nicht.

Sicherheitsmaßnahmen in Österreich verstärkt
Das Innenministerium in Wien veranlasste unmittelbar nach Bekanntwerden der Anschläge in Paris die Ausweitung der Sicherheitsvorkehrungen für potenziell gefährdete Einrichtungen auch in Österreich. "Eingebunden sind alle Stellen, die von Bedeutung sind", sagte Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck am Samstagvormittag. "Manche Sicherheitsvorkehrungen sind sichtbar, manche sind nicht sichtbar."

Die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen betreffen im Besonderen französische Einrichtungen, aber auch internationale Organisationen sowie die aktuellen Syrien-Gespräche, die im Wiener Hotel Imperial stattfinden. Eingebunden sei unter anderem auch das Einsatzkommando Cobra, sagte Grundböck. Derzeit gebe es aber keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdungslage, meinte Polizeisprecher Patrick Maierhofer: "Wir gehen nicht davon aus, dass uns unmittelbar terroristische Aktivitäten erwarten."

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