Registrierkassen

Millionenaufwand für Tausende kleine Betriebe

Wirtschaft
29.05.2015 17:00
Alle Betriebe, die einen Jahresumsatz von 15.000 Euro und mehr haben, müssen diesen künftig mittels elektronischer Registrierkasse aufzeichnen. Auch Zahlungen mit Bankomat- oder Kreditkarte gelten dabei als "Barumsätze". Für größere Betriebe, die in der Regel alle bereits ein vollelektronisches System haben, geht es lediglich darum, mittels geeigneter Software das ganze "manipulationssicher" zu machen. Doch ein weit größerer Aufwand droht KMUs (Klein- und Mittelbetrieben), die oft nur wenige Mitarbeiter haben und sich nun eine Registrierkasse anschaffen müssen.

Die Wirtschaftskammer schätzt, dass dabei insgesamt rund 300 Millionen Euro Kosten entstehen. Betroffen dürften über 100.000 Firmen sein:

  • Im Bereich Tourismus/Freizeitwirtschaft hat rund die Hälfte aller Betriebe, also rund 45.000, keine Registrierkasse. Das betrifft nicht nur Beisln und Würstelstände, sondern Fitnessstudios, Tanzschulen, Ringelspiel-Betreiber usw.
  • Im Handel sind bereits rund 70.000 Registrierkassen im Einsatz, rund 30.000 Mitglieder müssten nachrüsten, schätzt René Tritscher von der Wirtschaftskammer. "Wir hoffen, dass die Hardware nicht zu teuer wird. Da warten alle jetzt auf die Verordnung, welche Geräte erlaubt sein werden."
  • Betroffen sind auch Tausende Gewerbebetriebe, vom Installateur oder Tischler bis zu den Taxifahrern. Ausnahmen gibt es nur durch die "Kalte Hände"-Regelung (wer Umsatz auf öffentlichen Plätzen oder außer Haus macht) und dort nur bis zu einem Umsatz von 30.000 Euro. Sinn der ganzen Aktion ist es, "Schwarzkassen" zu vermeiden.

Experte: "Weit überzogen"
Für den KMU-Forscher Walter Bornett ist das Ganze "weit überzogen". Die Handelsketten hätten bereits aus eigenem Interesse vollelektronische Systeme. Doch bei den vielen kleinen Firmen "zahlt sich das nicht aus. Die müssen jetzt investieren, damit dann vielleicht 200 Euro mehr Steuer herauskommen." Sicher gäbe es auch schwarze Schafe, aber das seien nur wenige.

Hingegen werde die Ertragslage kleiner Firmen belastet, wenn sie z.B. ein neues Kassensystem kaufen müssten. Vom Staat gibt es nur 200 Euro Prämie und eine Abschreibmöglichkeit von bis zu 2.000 Euro, wenn erstmals eine Kassa angeschafft wird. "Ein Kleiner kann das nicht auf seine Preise überwälzen", so Bornett. Dass tatsächlich Milliardenbeträge an Einnahmen sprudeln, wie die Finanz es erhofft, glaubt auch er nicht.

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