Täter begeht Suizid

Klosterneuburg: Geiselnahme in Amtshaus beendet

Österreich
23.03.2011 09:34
Eine Geiselnahme in der Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung in Klosterneuburg hat die Polizei am Dienstag sechs Stunden lang in Atem gehalten. Der Täter, der zuvor einen Mitarbeiter durch Schüsse lebensgefährlich verletzt und eine Frau als Geisel genommen hatte, richtete nach deren Befreiung die Waffe gegen sich selbst. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Gegen 13.30 Uhr hatte der 55-Jährige aus Wolfsgraben den Leiter der Abteilung für Forst, Jagd und Landwirtschaft mit mehreren Schüssen niedergestreckt. Der Mann brach blutüberstömt zusammen, seine Mitarbeiter liefen in Panik aus dem Raum. Weitere Schüsse - laut Landeskriminalamt waren es insgesamt mehr als zehn - fielen. Der Amokläufer nahm eine 52-jährige Sekretärin als Geisel und verschanzte sich mit ihr in einem Raum im dritten Stock des Gebäudes.

Polizei, Cobra, WEGA und Rettung wurden verständigt. Der Schwerstverletzte wurde ins Spital gebracht, das Gebäude evakuiert und der Bereich großräumig abgesperrt. Aus einem gegenüber liegenden Supermarkt wurden Kinder in Sicherheit gebracht. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte die Besitzerin eines Geschäftes zur "Krone". "Menschen liefen schreiend durch die Gegend, wir mussten unsere Läden schließen, alles wurde abgesperrt. Und es ging alles so schnell", so die Frau.

Frau kommt bei Zigaretten-Übergabe frei
Mehrere Beamte drangen gegen 17 Uhr in das Gebäude ein und nahmen Verhandlungen mit dem Mann auf, zu dem in den Stunden vorher kein Kontakt durch die Polizei bestanden hatte. Lediglich mit Tierschützer Michael Aufhauser wollte der Geiselnehmer, der ein Gestüt hatte und dessen Pferde gepfändet werden sollten, sprechen, um ihn zu bitten, seine Tiere auf Gut Aiderbichl aufzunehmen und sich um sie zu kümmern (siehe ausführliches Interview in der Infobox). Mehr wollte er offenbar nicht erreichen. Laut Aufhauser sagte der Mann zu ihm: "Michi, du brauchst dir keine Mühe zu geben. Selbst du kannst mich nicht mehr umstimmen. Ich will nur mehr meine Pferde retten."

Als der Geiselnehmer schließlich Zigaretten verlangte und seine Geisel das Päckchen holen sollte, griffen die Einsatzkräfte ein und brachten die 52-Jährige unverletzt in Sicherheit. Wenige Sekunden später richtete der Täter die Waffe gegen sich selbst und drückte ab.

Streit wegen Pfändung der Pferde
Bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend berichtete Bezirkshauptmann Wolfgang Straub, dass der 55-jährige Gestütsbesitzer, der seine Koppel erweitern wollte, seit Langem im Zwist mit der Behörde lag. Dabei ging es sowohl um Umwelt- als auch Tierschutzbelange. Nachdem er dem Auftrag, illegale Ablagerungen zu entfernen, nicht nachgekommen war, sollten im Zuge des Vollstreckungsverfahrens seine Pferde gepfändet werden - dies brachte das Fass offenbar zum Überlaufen. Nach Betreten der Abteilung soll er wortlos das Feuer eröffnet haben.

Laut LKA-Chef Franz Polzer galt der Täter als Einzelgänger, seine Familie sei bereits vor Jahren zerbrochen. Er hatte zwei - illegale - halbautomatische Faustfeuerwaffen bei sich, die aus dem amerikanischen Raum stammen.

Abteilungsleiter in Lebensgefahr
Der Abteilungsleiter wurde ins AKH Wien überstellt und notoperiert. Er schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Der Zustand des Verwundeten, sei "stabil, aber sehr ernst und sehr besorgniserregend", sagte Franz Polzer, Leiter des NÖ Landeskriminalamts, am Mittwochvormittag. "Dieser Mann hat eine Reihe von Schussverletzungen im Unterkörper", so Polzer.

Wie viele Kugeln den Beamten wohin getroffen hatten, könne und werde man - aus Gründen der Privatsphäre - nicht sagen. Die Tatortgruppe habe aber Spuren von mehr als zehn Schüssen in dem Raum gefunden. Es sei daher davon auszugehen, dass eine Vielzahl davon den Mann auch getroffen habe, fügte er hinzu.

Die Mitarbeiterin, die sechs Stunden lang in der Gewalt des Geiselnehmers war, wurde nach ihrer Befreiung vom Akutteam betreut. "Sie hat zuerst gelacht, ist mir um den Hals gefallen und dann in Tränen ausgebrochen", erzählte Bezirkshauptmann Straub.

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