Skeptisch beäugt

Hypo-Kommission: Wer ist eigentlich Irmgard Griss?

Österreich
20.04.2014 11:09
Die gebürtige Steirerin und ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes, Irmgard Griss (67), leitet künftig die Hypo-Untersuchungskommission der Regierung. Doch wer ist eigentlich diese Frau, die uns von nun an öfters begegnen wird?

Der Grüne Werner Kogler nannte die von der Regierung eingesetzte Kommission zur Untersuchung der Vorgänge um das Hypo-Debakel "Weißwaschungsrat", der Blaue Heinz-Christian Strache "Freunderl-Kommission", andere "Ballkomitee". Griss als "Ballmutter" zu bezeichnen, hat sich dann aber doch keiner der Herrschaften getraut. Denn die 67-jährige Juristin gilt als hoch anerkannt.

"Unabhängig, integer, sachkundig"
Sie wird von Kollegen als "kompetent, ehrgeizig und unbeirrbar von äußeren Einflüssen" beschrieben. "Sie ist eine unabhängige, integre und sachkundige Persönlichkeit", attestierte ihr Bundespräsident Heinz Fischer. Immerhin war die gebürtige Steirerin bis 2011 sogar Präsidentin des Obersten Gerichtshofs.

Die Defizite ihrer Kommission sind ihr durchaus bewusst: Im Gegensatz zu einem parlamentarischen U-Ausschuss müssen geladene Zeugen bei ihr nicht erscheinen und stehen auch nicht unter Wahrheitspflicht. Die Aussagen der Auskunftspersonen basieren auf Freiwilligkeit, genauso wie die Herausgabe von Akten.

Beirren lässt sich Finanzminister Michael Spindeleggers Aufklärerin dadurch nicht: "Ich höre sofort auf, wenn ich behindert werde", kündigt sie unmissverständlich an. Und Wegbegleiter bestätigen, dass sie dann keine Sekunde zögern würde.

Grüne Kritik an Unterstützer-Team
Vergangene Woche präsentierte Griss ihr Vier-Mann-Team, von dem ein Mitglied prompt unter grünes Feuer genommen wurde. Bei Ernst-Wilhelm Contzen ortet Werner Kogler, zu dessen Spezialgebiet der Hypo-Krimi avanciert ist, "schwere Unvereinbarkeit". Contzen war bis 2013 Aufsichtsrat der DWS Investment, die laut Bloomberg noch im Februar Hypo-Anleihen in Höhe von 320 Millionen Euro hielt. Das sind 3,27 Prozent aller Hypo-Anleihen. Davon will die Vorsitzende nichts wissen: "Ich hab Herrn Contzen gefragt, ob er etwas mit der Hypo zu tun hatte, er hat verneint."

Auch Griss' Ehemann Gunter, ein renommierter Grazer Anwalt mit Kanzlei an bester Adresse, hat als Aufsichtsrat der Steiermärkischen Sparkasse oder des Bankhaus Krentschker mit dem Bankenbusiness zu tun. Den Kogler-Test scheint er aber bestanden zu haben: "Das habe ich mir natürlich schon angeschaut. Mit der Hypo hat die Steiermärkische eher nix zu tun. Außer sie hält eventuell Anleihen der Hypo. Aber das können wir noch nicht sagen."

"Konnte nicht gut singen": Traumjob Lehrerin aufgegeben
Mit ihrem Ehemann, seines Zeichens auch Honorarkonsul von Brasilien, hat die pensionierte Richterin zwei erwachsene Söhne. Eigentlich hätte die HAK-Absolventin Lehrerin werden wollen: "Doch weil ich nicht gut genug singen konnte, habe ich die Aufnahme nicht geschafft." In ihrer Freizeit liest sie gern (vorwiegend Anspruchsvolles oder Philosophisches) oder geht laufen: "Wenn ich daheim in Graz bin, dann eigentlich fast jeden Tag!"

Ein Foto beim Sport oder mit ihrer Familie käme für sie aber nicht infrage. "Das würde ich nie machen! Das ist mir viel zu privat", tritt sie etwaigen Wünschen strikt, aber höflichst entgegen. Die letzten Tage verbrachte sie an der Adria. Es handelte sich aber um Osterurlaub und keine Factfinding-Mission.

Irmgard Griss:

  • geboren am 13. Oktober 1946 in Bösenbach
  • verheiratet, Mutter von zwei Söhnen
  • 1970 Promotion zum Dr. jur. an der Universität Graz
  • 1974/75 Studium an der Harvard Law School
  • 1978 Anwaltsprüfung
  • 1987 bis 1992 Richterin am Oberlandesgericht Wien
  • seit 1993 Richterin am Obersten Gerichtshof
  • 2007 bis 2011 Präsidentin des Obersten Gerichtshofs
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