Märkte entlasten

EU-Soforthilfe für Bauern nach Moskaus Sanktionen

Wirtschaft
08.08.2014 11:45
Die EU greift den vom russischen Einfuhrboykott geplagten heimischen Bauern unter die Arme: Laut Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (Bild) hat Agrarkommissar Dacian Ciolos am Freitagvormittag telefonisch zugesagt, dass die Auswirkungen auf die Bauern abgemildert werden sollen. "Wir haben uns darauf verständigt, dass bereits jetzt Sofortmaßnahmen durch die EU-Kommission gesetzt werden", so der ÖVP-Minister.

28 individuelle Maßnahmen in 28 EU-Mitgliedsstaaten seien nicht richtig, hatte Rupprechter zuvor im Ö1-"Morgenjournal" gesagt. Man habe sich für Sanktionen entschieden, was zu respektieren sei. Diejenigen, die den Schaden hätten, könnten jedoch jetzt nicht alleine stehen gelassen werden, sagte Rupprechter. Die betroffenen Märkte sollen nun entlastet, die erforderlichen Mittel aus einer Agrarkrisenreserve geholt werden. Bereits in der kommenden Woche sollen die entsprechenden Maßnahmen im Verwaltungsausschuss in Brüssel eingeleitet werden.

Wirtschaftsdelegierter: Ersatzmärkte oder geringere Produktion
Mit der Veröffentlichung der kompletten Liste boykottierter Lebensmittel aus den EU-Staaten war es am Donnerstag Gewissheit geworden: Auch heimische Agrar-Exporteure werden den russischen Einfuhrstopp schmerzlich spüren. Im Vorjahr exportierte Österreich agrarische Waren um knapp 238 Millionen Euro nach Russland, die Hälfte davon könnte nun wegfallen.

Die Preise würden verfallen, erwartet Gerald König von der Genossenschaft LGV-Frischgemüse. Die Firmen müssten nun nach Ersatzmärkten suchen oder die Produktion zurückfahren, so Dietmar Fellner, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Moskau. Mehr könne man betroffenen Unternehmen derzeit nicht sagen.

"Das schmerzt schon", hatte der Chef der Vereinigung der Österreichischen Milchverarbeiter, Helmut Petschar, am Donnerstag gesagt, als bekannt wurde, dass auch Milchprodukte auf der Sanktionsliste Russlands stehen. Besonders bitter ist die Tatsache, dass es in dieser Branche bei den Ausfuhren nach Russland zuletzt eine klar steigende Tendenz gegeben hatte.

Kammer: "Einschätzungen derzeit Kaffeesudleserei"
Fleischwaren aus Österreich machten mit 49 Millionen Euro hinter Lebensmittelzubereitungen (83 Millionen) wertmäßig den größten Brocken aus. Anka Lorenz von der Bundesinnung Lebensmittelgewerbe der Wirtschaftskammer sagte, dass die gesamten nun betroffenen Waren, die bisher aus Österreich nach Russland gegangen waren, nicht alleine im EU-Markt unterzubringen seien. "Stark abzuwarten" sei es nun, "wie sich die Preise in der EU entwickeln werden", noch wären Einschätzungen aber "Kaffeesudleserei".

Insgesamt sei es "nicht von heute auf morgen zu kompensieren", wenn ein "wichtiger Abnehmer wie Russland" wegfalle. Gerade mit Milchprodukten habe man zuletzt richtig gut Fuß gefasst und in Russland einen "Boom" erlebt - dank hochqualitativer Erzeugnisse habe man sich gegen industrielle Hersteller durchsetzen können, sagte Lorenz.

Russland könnte sich selbst in Schwierigkeiten bringen
Mittelfristig würden sich nun sowohl Milch- als auch Fleischwaren-Exporteure neue Märkte suchen müssen, so Lorenz. Umgekehrt seien "sicher russische Importeure und die Bevölkerung auch nicht glücklich mit den neuesten Entwicklungen", sagte die WKÖ-Expertin. Als Russland nämlich zu Jahresanfang Schweinefleisch-Einfuhren aus der EU stoppte, seien die Preise wenige Wochen danach "durch den Plafond geschossen". Wenn das mit allen Lebensmitteln geschehe, wäre das für weite Teile der Bevölkerung ein Problem.

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