Ernst Fuchs ist tot

Das schrille Leben des Wiener Phantasten

Adabei
09.11.2015 11:36
Der österreichische Maler Ernst Fuchs ist am Montag im Alter von 85 Jahren verstorben. Es gab unter den Zeitgenossen kaum einen Künstler, auf den der Begriff des "Malerfürsten" besser passte. Sein obligates Käppchen gehörte ebenso zu seinen Markenzeichen wie sein Vollbart. Der Lebenskünstler verkörperte in gewissem Sinn selbst das Gesamtkunstwerk, für das er so leidenschaftlich eintrat. Abseits seiner künstlerischen Tätigkeit war Fuchs eine schillernde Persönlichkeit der Wiener Gesellschaft.

Das Privatleben des Malerfürsten präsentierte sich in in der Öffentlichkeit in glamourösen Bildern zwischen Jetset, Monaco und seinem Rolls-Royce. 1948 heiratete Ernst Fuchs im Alter von 18 Jahren zum ersten Mal, 1949 ging er nach Paris, heiratete dort zum zweiten Mal, 1955 ging er in die USA und heiratete 1961 zum dritten Mal.

Mit der Scheidung von seiner seit 30 Jahren getrennt lebenden Ehefrau Eva und der anschließenden Verlobung mit seiner Muse Uta Saabel sorgte Fuchs 2012 für Schlagzeilen. Der damals 82-Jährige und die Künstlerin Saabel, langjährige "Muse" des Ausnahmekünstlers, ließen sich im Wiener Stephansdom von Dompfarrer Toni Faber ihre Verlobung absegnen. Der "Krone" verriet Fuchs damals in einem Interview : "Ich kann ohne Uta nicht leben. Wenn sie bei mir ist, fallen mir die besten Sachen ein. Wenn sie nicht bei mir ist, da bin ich so mutlos, lustlos, grantig."

16 Kinder mit sieben Frauen gezeugt
Mit seinen drei Ehefrauen, Gertrude Baschnegger, Gerti Krongold und Eva Fuchs, sowie seinen Geliebten, Mia Löbich, Stefanie Messner, Elisabeta Zonta und Uta Saabel, zeugte Fuchs jedenfalls insgesamt 16 Kinder. "Was meine Kinder betrifft, so war ich immer eher Mutter als Vater. Deshalb haben sie mich 'Mapa' genannt - eine Mischung aus Mama und Papa. Die Mütter sind alle davongelaufen, der Vater ist geblieben", sagte Fuchs über seine zahlreichen Nachkommen.

Bei seiner Auszeichnung mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien im Jahr 2010 bezeichnete der sechszehnfache Vater seine große Familie als "eben doch eine heilige Familie". Bei seinen Dankesworten an die mit Nachkommen dicht gefüllten Reihen sagte Fuchs damals: "Es ist so schön, dass ihr gekommen seid, das ist ja bei dieser Familie gar nicht so leicht. Die Mendel'schen Gesetze haben mir ein Erbe auferlegt, das ich ungeheuer gerne verwalte."

Sex im hohen Alter: "Jaja, das geht noch"
Sex spielte im Leben des Malerfürsten bis ins hohe Alter eine Rolle. "Natürlich spielt Sex mit 82 noch eine Rolle. Leider", stellte Fuchs im "Krone"-Interview klar. "Uta ist ja so ein Stimmungsmensch, manchmal will sie unbedingt mit mir schlafen und dann will sie absolut nicht mit mir schlafen. Macht nix. Ich bin immer der Liebhaber, der ihr grad in dem Moment gefällt." Lachend meinte Fuchs damals in Sachen Sex: "Jaja, das geht noch."

Eitel war der Mann, in dessen Leben die Schönheit eine Hauptrolle spielte, bis zum Schluss. Tochter Angelika färbte dem Vater noch im Alter von 85 Jahren den Bart, wie die "Krone" bei einem letzten Besuch bei Ernst Fuchs in seiner Villa in der Hüttelbergstraße 26 im 14. Wiener Gemeindebezirk erfuhr. Hier ließen sich Größen wie Placido Domingo, Oskar Werner oder Falco porträtieren. Auch Grace Kelly, Curd Jürgens und Yoko Ono statteten ihrem Künstler-Freund einen Besuch in der Villa ab.

Der Meister hatte sich mit dem Umbau der fast verfallenen Villa des Jugendstilarchitekten Otto Wagner aus dem Jahr 1888 seinen Lebenstraum erfüllt. Jeder Einrichtungsgegenstand trägt seine Handschrift. 1972 hat er es erstanden, bis 1986 nützte er es als Atelier. 1988 eröffnete er das Ernst-Fuchs-Museum. Ein Zentrum der Kunst, das bis heute ohne öffentliche Gelder auskommt und Besucherscharen aus aller Welt anzieht.

Zuletzt Aufregung um deutsche Reportage
In die Schlagzeilen war der Malerfürst zuletzt nur wenige Monate vor seinem Tod geraten. Ein Bericht im deutschen Magazin "Stern" sorgte im Mai für Aufsehen, wonach Fuchs im verwahrlosten Keller seiner Villa dahinvegetieren würde. "Es riecht nach Krankheit, gebrauchten Windeln und abgestandenem Essen", notierte das Reporterteam damals zum Gesundheitszustand des 85-Jährigen.

Doch zum Glück gab es bald Entwarnung, Fuchs präsentierte sich gegenüber der "Krone" und anderen Medien gesund und munter. "Mir geht's ausgezeichnet" nahm er den "Stern"-Bericht zur Kenntnis. Geärgert und gekränkt hat dieser mehr noch seine Familie. Mit der Grandezza des Alters sagte Fuchs nur: "Ich hab mir vorgenommen, mich wegen sowas in den nächsten 50 Jahren nicht mehr zu ärgern."

Was nach seinem Ableben mit dem Kunstschatz passieren soll, war indes schon längst vor seinem Tod geregelt: Ernst Fuchs hat sich quasi selbst enteignet und sein ganzes Vermögen in eine gemeinnützige Privatstiftung eingebracht, der das Museum gehört. Damit sein Werk auch nach ihm weiterlebt...

Video: Die größten Werke des Ernst Fuchs

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(Bild: kmm)



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